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Zum 95. GeburtstagDiese 15 Lieder von Burt Bacharach sollten Sie kennen

Lesezeit 8 Minuten
Burt Bacharach und seine Muse Dionne Warwick bei einem Auftritt 2006.

„Dream Team“: Burt Bacharach und seine Muse Dionne Warwick bei einem Auftritt 2006. (Archivbild)

Er schrieb unvergessene Klassiker, doch wie lauten die besten Lieder von Burt Bacharach? Wir haben eine Auswahl getroffen.

Er schrieb Welthits für Dionne Warwick, Aretha Franklin oder Tom Jones: Burt Bacharach, einer der erfolgreichsten Popmusiker des 20. Jahrhunderts, starb am Mittwoch, dem 8. Februar 2023, in seinem Haus in Los Angeles. Am 12. Mai wäre er 95 Jahre alt geworden.

Wir erinnern an den großen Komponisten und einige seiner schönsten und unvergesslichsten Songs. Hier sind unsere - natürlich rein subjektiven – 15 besten Songs von Burt Bacharach.


Dionne Warwick: „Anyone Who Had a Heart“ von 1963

„Anyone Who Had a Heart“ gehört zu den großen Balladen der 1960er Jahre. Das Original von Dionne Warwick erschien Ende 1963 und war ein Top-10-Erfolg in den USA. Als Warwicks Version in Großbritannien kaum wahrgenommen wurde, entschied man sich eine Coverversion mit Cilla Black zu produzieren, die auf Platze eins kletterte.

Warwick ärgerte sich noch Jahrzehnte später über diese gängige Praxis und sprach von einer „glatten Kopie“. Offenbar hatte sie nichts gegen die französische Version einzuwenden, mit der Petula Clark große Erfolge feierte.


Jackie DeShannon: „What the World Needs Now Is Love“ (1965)

Dionne Warwick lehnte den Song ab, Jackie DeShannon, selbst eine arrivierte Songwriterin, griff zu und hatte damit einen ihrer größten Hits. Das Lied verbreitet eine Botschaft der Hoffnung und des Friedens und ruft die Menschen zu mehr Liebe und Verständnis füreinander auf.

Wohl auch deshalb wurde es unzählige Male gecovert und wird auch heute noch gerne bei Friedenskundgebungen gespielt. Warwick nahm das Lied schließlich 1967 für ihr Album „Here Where There Is Love“ auf - Hal Davids Lieblingsversion des Klassikers.


Dionne & Friends alias Elton John, Gladys Knight und Stevie Wonder: „That's What Friends Are for“ (1985)

Kaum jemand kennt das Original von Rod Stewart, das 1982 für den Soundtrack der fast ebenso vergessenen Filmkomödie „Nightshift - Das Leichenhaus flippt völlig aus“ entstand. Der Song verschwand in der Schublade, bis Dionne Warwick ihn 1985 als Benefiz-Single zugunsten eines AIDS-Hilfsprojekts aufnahm. Neben Burt und seiner damaligen Frau Carole Bayer Sager, die den Song mitgeschrieben hatte, unterstützten sie Elton John und die Soul-Legenden Stevie Wonder und Gladys Knight.

Der Song hielt sich 1986 vier Wochen lang auf Platz eins der US-Charts und war der letzte große Welthit von Bacharach und Warwick. In Deutschland versuchte Caterina Valente den Erfolg zu wiederholen. Trotz Verstärkung von Gianni Morandi, Joy Fleming und Edo Zanki blieb es beim Versuch.


Marion Maerz: „Frag doch nur dein Herz (Trains And Boats And Planes)“ (1971)

Die Lieder von Burt Bacharach und Hal David sind in unzählige Sprachen übersetzt worden, auch immer wieder ins Deutsche. Marion Maerz gehört zu den wenigen deutschsprachigen Sängerinnen, denen es vergönnt war, ein komplettes Bacharach-Album aufzunehmen. Die anspruchsvollen Texte wurden für „Marion Maerz singt Burt Bacharach - Seite eins“ (1971) hervorragend übersetzt.

Das Album war zwar kein Hit, wurde aber zum Kultfavoriten, nicht zuletzt wegen der wunderbaren Coverversionen wie dieser. In englischer Sprache sind auch die Versionen von Dusty Springfield, Astrud Gilberto oder Gene Pitney zu erwähnen.


Dusty Springfield: „The Look of Love“ (1967)

Eine der sinnlichsten Kompositionen ist dieser Klassiker im entspannten Bossa-Nova-Rhythmus. Das Lied wurde 1967 in der James-Bond-Parodie „Casino Royale“ verwendet und 2008 in die Grammy Hall of Fame aufgenommen. 1968 wurde das Lied für den Oscar als bester Song nominiert.

Vor allem im Jazz wurde das Lied zum Standard, denn innerhalb weniger Monate entstanden Coverversionen von Größen wie Stan Getz, aber auch von Diven wie Nina Simone, Morgana King oder Lainie Kazan. Springfields Version wurde ein Hit, der 1968 noch von der erfrischenden Bossa-Nova-Version von Sérgio Mendes & Brasil '66 übertroffen wurde.


Dionne Warwick: „I'll Never Fall in Love Again“ (1969)

Diese sanfte Ballade ist einer der Höhepunkte des Musical-Erfolgs „Promises, Promises“ von Burt Bacharach und Hal David. Das Musical, in Deutschland auch unter dem Titel „Das Apartment“ bekannt, feierte seine Broadway-Premiere im Dezember 1968. Bevor Dionne Warwick den Song aufnahm, hatten ihr guter Freund Johnny Mathis und die Countrysängerin Bobbie Gentry bereits eigene Versionen eingespielt. Gentry mit ihrer rauchigen, geschmeidigen Stimme erreichte in Großbritannien Platz eins.

Für den amerikanischen Markt machte Dionne Warwick das Lied zum Bestseller und erhielt prompt einen Grammy für die beste weibliche Gesangsleistung einer Popsängerin. Als wäre dies ein Gütesiegel, folgten sehr schöne Versionen von Ella Fitzgerald oder Shirley Bassey.


Jackie DeShannon: „Windows And Doors“ (1966)

Dieses wunderschöne Lied gehört zu den verkannten Perlen von Burt Bacharach. Jackie DeShannon greift damit die sanfte soziale Relevanz von „What the World Needs Now Is Love“ auf. Anstatt keinen Berg oder einen Fluss mehr zu brauchen, lehnt Jackie das Bedürfnis nach mehr Decken und Böden ab. „Wenn wir einander haben“, singt sie hingebungsvoll, „ist das alles, was wir brauchen“.

Neben Streichern, Pauken und den Stimmen der Girlgroup The Breakaways (verstärkt durch ein oder zwei männliche Stimmen) ist auch eine Akustikgitarre zu hören, die den entspannten Singer-Songwriter-Sound vorwegnimmt, der Anfang der 1970er Jahre unvermeidlich werden sollte.


B. J. Thomas: „Raindrops Keep Falling on My Head“ (1969)

Einer der größten Hits von Burt Bacharach, mit Oscar und Grammy ausgezeichnet und unzählige Male gecovert. Es war auch sein erster Millionenhit. Geschrieben wurde der Song für den Film „Butch Cassidy and Sundance Kid“, auch bekannt als „Zwei Banditen“, mit Robert Redford und Paul Newman in den Hauptrollen.

B. J. Thomas, der später eine Handvoll sehr schöner Burt-Bacharach-Kompositionen aufnahm, war erst der dritte Sänger für den Titel, nachdem Bob Dylan (!) und Ray Stevens abgesagt hatten. So hatte er den Welterfolg.


The Carpenters: (They Long to Be) Close to You (1970)

Auch hier lag das Original leicht verstaubt im Archiv herum. Der Schauspieler Richard Chamberlain („Die Dornenvögel“) hatte es 1963 als B-Seite aufgenommen und Jahre später glaubte kaum noch einer an den Erfolg.

Zwischenzeitlich hatten sich auch Dionne Warwick und Dusty Springfield daran versucht - ohne Erfolg. Für die Carpenters war es jedoch der große Durchbruch im Musikgeschäft. Vier Wochen Nummer eins in den USA und der „Hit des Jahres“. Einen Grammy gab es obendrein. Fast noch schöner ist die epische, fast zehn Minuten Schlafzimmer-Soul-Variante von Isaac Hayes. Oder die Fassung, die Bacharach mit Barbra Streisand als Medley mit „Be Aware“ für ein Fernsehspecial hauchte.


Dusty Springfield - „I Just Don't Know What to Do with Myself“ (1964)

Eine dramatische Ballade, die sich in der Originalversion ein wenig wie Huhn und Ei verhält. Das Lied wurde erstmals 1962 von Chuck Jackson aufgenommen, kurz darauf aber auch von Tommy Hunt, dessen Version auch zuerst veröffentlicht wurde. Dusty Springfield folgte 1964 mit ihrer Hitversion (Platz 3 in Großbritannien). Das Arrangement dieser Aufnahme übertraf selbst Phil Spector mit einer königlichen Eröffnungsfanfare aus Waldhörnern, einem schwebenden Streicherarrangement und dröhnenden Trommeln, die Springfields kraftvollem Gesang einen noch dramatischeren Rahmen verliehen.

Später zeigte der Song auch eine unerwartete, damals sentimentale Seite von Elvis Costello, der 1977 auf dem Höhepunkt seiner wütenden, jungen Punk-Tage eine Live-Version veröffentlichte – und fast 20 Jahre später mit Bacharach auf dem Album „Painted From Memory“ zusammenarbeitete, das jetzt in einer erweiterten Neuauflage erschienen ist. Und kein Wort über die „verrockte“ Version der White Stripes.


Bette Midler: „God Give Me Strength“ (2000)

„God Give Me Strength“ ist ein bewegendes Spätwerk von Burt Bacharach. Der Text stammt von Elvis Costello und beschreibt die verzweifelte Bitte um Stärke und Trost in einer schmerzhaften Trennungssituation.

Die Melodie ist gefühlvoll und kraftvoll zugleich, fängt die Sehnsucht nach Liebe und Hoffnung auf ergreifende Weise ein und wird durch die eindringliche Stimme von Bette Midler besonders wirkungsvoll. Der Song beweist, dass mit Bacharach auch im fortgeschrittenen Alter noch zu rechnen war. Midlers Version ist auf ihrer CD „Bette“ (2000) erschienen.


Dionne Warwick: „Walk on by“ (1964)

Das Stop-Start-Stakkato-Backing von Burt Bacharach bildet den perfekten Kontrast zu Dionne Warwicks Gesang, der auf beeindruckende Weise schwebend und gleichzeitig mühelos klingt und den Hörer mit Emotionen erfasst.

Der „Rolling Stone“ platzierte das luftig-leichte Lied auf Platz 51 der 500 größten Songs aller Zeiten, der zweithöchste Rang einer Frau nach Aretha Franklins „Respect“. Beeindruckend ist auch die episch lange Version von Isaac Hayes, die fünf Jahre später entstand.


Patti Labelle & Michael McDonald: „On My Own“ (1986)

In den 1980er Jahren konnte Burt Bacharach dank der privaten wie beruflichen Partnerschaft mit der wunderbaren Carole Bayer Sager wieder an alte Erfolge anknüpfen. Mit dem gefühlvollen wie kraftvollen „On My Own“ hatte das Duo Patti Labelle und Michael McDonald einen Nummer-eins-Hit in den USA.


Dionne Warwick: „Do You Know the Way to San José“ (1968)

Dionne Warwick erhielt ihren ersten Grammy für diesen luftigen Song, der ein weiterer Top-Ten-Hit und ein großer internationaler Erfolg war. Der Zauber des Songs liegt in der scheinbaren Leichtigkeit der Melodie und in Warwicks Interpretation, doch ihre Stimme springt die Tonleiter hinauf und hinunter und schwebt über dem schleppenden Stop-Start-Rhythmus, der das Markenzeichen vieler von Bacharachs besten Songs war.

Dionne Warwick mochte „Do You Know the Way to San José“ nicht und musste zur Aufnahme überredet werden. Insbesondere das „Woah-woah woah-woah woah-woah woah-woah-woah“ störte sie. In mehreren Interviews sagte sie später, dass sie das Lied nicht ausstehen kann, es aber bei Konzerten immer für ihre Fans, die das Lied noch heute verlangen, singt. Das gilt übrigens auch für den Welthit „Heartbreaker“, den die Bee Gees für Dionne Warwick schrieben.


Aretha Franklin: „I Say a Little Prayer“ (1968)

Zum Andenken an Burt Bacharach darf es zum Abschluss unserer musikalischen Rückschau dann auch gerne ein Gebet sein, zumindest in Form des Titels dieses Klassikers, der zuvor schon ein Hit für Dionne Warwick gewesen war. Doch Arethas Version, ebenfalls ein Top-10-Erfolg, ist mindestens ebenso schön.

Interessant wurde es später, wenn sich männliche Interpreten des Liedes annahmen, denn hier wurden oftmals die ersten Zeilen „The Moment I Wake up, Before I Put on My Makeup“ geändert, damit nicht der Eindruck entsteht, dass die Interpreten sich schminken.