AboAbonnieren

Musikerinnen aus aller WeltCrowdfunding-Band mit 36 Metalheads

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Tina Gruschwitz mit Demorphed. 

Die Französin Stéphanie Nolf hat 2019 ein weltweit wohl einzigartiges Band-Projekt auf den Weg gebracht. Unter dem Banner von „Chaos Rising“ hat sie bislang 36 Musikerinnen aus 16 Nationen versammeln können. Alle haben ihre musikalische Heimat im Heavy Metal. Darunter sind auch Frauen aus Ländern wie dem Iran, Indien oder dem Libanon, in denen Metal alles andere als gesellschaftsfähig ist.

Metalband musste Iran verlassen, um Haft zu entgehen

Wo ein Bekenntnis zu der Musikrichtung durchaus schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen kann. So mussten die Musiker der iranischen Gruppe „Arsames“ ihre Heimat verlassen, um einer Haftstrafe zu entgehen. Wegen „satanistischer Musik“ wurden die Männer zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.

So vielfältig wie die Herkunft der Beteiligten sind auch die vertretenen Stilrichtungen. Von Heavy über Symphonic bis hin zum extremeren Death Metal sind viele Subgenres vertreten. Mit von der Partie sind Frauen, die sich in der Metal-Szene bereits einen Namen gemacht haben. Die Deutsche Sängerin Britta Görtz etwa oder die brasilianische Schlagzeugerin Pitchu Ferraz.

Besondere Herausforderungen des großen Bandprojekts

Ziel war es monatlich einen neuen Song mit einem dazugehörigen Video zu veröffentlichen. Eine besondere Herausforderung dabei sind die stetig wechselnden Besetzungen. Erschwert noch durch teilweise vorhandene Sprachbarrieren und unterschiedliche Ansätze in der Kommunikationskultur.

Neuer Inhalt (2)

Imke von Helden von „Chaos Rising“. 

„Manche entwickeln Ideen und sind dann nicht so offen für Einflüsse von anderen“, erklärt Imke von Helden. „In einer regulären Band kennt und begegnet man sich. Man kann direkt über die Song-Entwicklung diskutieren. Bei einem Projekt wie Chaos Rising trifft man ständig auf neue Leute auf die man sich dann einlassen muss.“ Die Sängerin arbeitet an der Koblenzer Universität und hat im Fach Skandinavistik zu kultureller Identität bei norwegischen Metalbands promoviert.

Ein weiteres Problem bei „Chaos Rising“ ist das Überangebot an Sängerinnen. Oder anders herum: Der Mangel an Instrumentalistinnen. Zu den wenigen Bassistinnen des Projekts gehört Tina Gruschwitz. Sie ist freiberufliche Künstlerin und Grafikdesignerin. Seit 15 Jahren im Death Metal aktiv spielt sie derzeit bei den Bands „Demorphed“ und „Cryoblood“. „Es ist wichtig Vorbilder zu haben“, sagt Gruschwitz. In ihrem Fall war das unter anderem die Bassistin Jo-Anne Bench, die mit der englischen Kult-Truppe „Bolt Thrower“ ab Ender 1980er Jahre für Furore sorgte.

Erstes Album von Chaos-Rising mit 20 Songs

Als Aktivistinnen sehen sich die Frauen nicht. „Ich hoffe, dass das Projekt anderen Frauen Mut macht, selbst die Gitarre in die Hand zu nehmen“, wünscht sich Gruschwitz, die das Logo für das Band-Projekt gestaltet hat. „Chaos Rising ist eine Art Schutzraum für Frauen, die nicht mit Männern Musik machen möchten“, ergänzt von Helden, die derzeit eine feste Band im Großraum Koblenz sucht. So steht das Band-Projekt interessierten Frauen jederzeit offen. Es soll zudem Basis für ein Netzwerk sein, aus dem im Besten Fall weitere Bands hervorgehen. Auf Live-Aktivitäten werden die Frauen zumindest vorerst verzichten, zu groß wäre die logistische Herausforderung.

Das könnte Sie auch interessieren:

Für Oktober ist die Veröffentlichung des ersten Albums von „Chaos Rising“ geplant. Mit 20 Songs soll es gleiche eine Doppel-CD werden. Eine soll mit Nummern aus dem Extrem-Bereich ausgestattet sein, während die andere melodischeren Stücken Raum bietet. Darunter wird auch die jüngste Komposition der Frauen sein.

Am Song „The Greatness Beyond“, der dem so genannten Doom-Metal zuzuordnen ist, sind Laura Bethge-Meyer (Klarinette und Bariton-Saxophon), Anika Ov Moseberg und Imke von Helden (Gesang und Text), Renee Cobcroft (Schlagzeug) sowie die Gitarristin Catherine Fearns und Bassistin Tina Gruschwitz beteiligt. Die CD kann über ein Crowdfunding vorbestellt werden. „Chaos Rising lebt von der Diversität und soll überraschen“, fasst von Helden zusammen. Ein weiteres Attribut wäre spannend. Das ist „Chaos Rising“ allemal.

Crowdfunding

Link zur Crowdfunding-Seite für Chaos Rising