Corona-Talk bei „Lanz“Lauterbach: „Niemand soll sich alle drei Monate impfen“
Mainz – Die Talk-Runde von Moderator Markus Lanz in der gleichnamigen ZDF-Show sprach am Donnerstagabend über die Corona-Politik und die Vorbereitungen für den Herbst. Zumindest war dies das vorgegebene Thema. Tatsächlich wurde die Talk-Sendung zunehmend zur Lauterbach-Kritik-Show. Der Bundesgesundheitsminister sah sich zwischenzeitlich von verbalen Angriffen des Moderators sowie den beiden anderen Gästen ausgesetzt. Lauterbach diskutierte, verteidigte seine Strategie und Kommunikation und schlug sich dabei solide. Die Kritik zum Lanz-Talk.
Die Gäste der Sendung:
- Karl Lauterbach
- Helene Bubrowski
- Mario Czaja
Die Talkrunde startete zunächst friedlich: Moderator Lanz erkundigte sich nach Lauterbachs Gesundheit, der an Corona erkrankt war. „Ich habe mich gut erholt, aber es war nicht angenehm“, sagte Lauterbach, der auch die Werbetrommel für das Anti-Corona-Medikament Paxlovid rührte. Der Gesundheitsminister gehe davon aus, dass es viele Leben bei steigenden Corona-Zahlen retten kann. Noch relativ neu ist, dass das Medikament einfach in der Apotheke erworben werden kann. Lanz kommentierte: „Gut, so viel zum Werbeblock für Paxlovid.“
Kritik an Lauterbachs Corona-Kommunikation
Dann wurde es aber konkreter. Lanz fragte Lauterbach nach seiner Corona-Einschätzung für den Herbst und der Gesundheitsminister zögerte nicht, die viel wiederholten Warnungen erneut zu äußern: „Ja, es ist tatsächlich so, dass wir im Herbst eine Situation haben werden, wo wir uns gut schützen müssen vor der Ansteckung“, so der Gesundheitsminister, „wir haben jetzt eine sehr viel ansteckendere Variante als im letzten Herbst, die sich auch über Impfungen hinwegsetzen kann.“
Als eines der besten Mittel gegen die neuen Infektionen sieht Lauterbach Schutzmasken, die ab Herbst wieder zur Pflicht werden können. Ein Punkt, den CDU-Politiker Czaja kritisierte: „Die Masken sind der einzige Punkt, auf den sich die Regierung geeinigt hat, die Länder sind damit ziemlich alleine gelassen.“ Er sprach sich für einheitliche, bundesweite Corona-Regeln aus, Lauterbach winkte ab.
Lanz stichelt gegen Lauterbach wegen „Panikmache“
Lanz, für den die Diskussion offenbar bis dato nicht genug Feuer hatte, hakte bei Lauterbach nach. Der Bundesgesundheitsminister gilt als ewiger Mahner, auch „Panikmache“ werfen ihm manche Kritiker vor. Exemplarisch zeigte Lanz einen Video-Clip, in dem Lauterbach zunächst von einer Corona-Variante spricht, die besonders für Kinder gefährlich werden könnte. Im zweiten Satz begradigt Lauterbach die Warnung: Man gehe nicht davon aus, dass diese Variante kommt.
„Warum machen Sie das? Ich verstehe die Sorge um die Gesundheit, aber Sie wissen doch, was danach passiert. Erstmal hauen sie das Ding raus und dann sagen Sie, dass davon nicht auszugehen sei. Da hört aber schon keiner mehr zu“, stichelte Lanz. „Das stimmt nicht, ich muss doch ehrlich Auskunft geben“, entgegnete Lauterbach. Lanz aber setzte nach: „Ich verstehe das, aber Sie sind nicht danach gefragt worden. Sie haben das ohne Not einfach so in die Runde geworfen. Ich will nur mal verstehen, warum sie das machen“, so der Moderator. „Ich habe darauf hingewiesen, dass wir für alle Eventualitäten vorbereitet sind“, konterte Lauterbach kühl.
Kritik an Lauterbachs Kommunikation gab es auch von FAZ-Journalistin Bubrowski. Sie warf dem Gesundheitsminister vor, er würde mit seinen ewigen Warnungen Unsicherheit stiften. „Das ist ein unfairer Vorwurf. Wenn ich gefragt werde, ob wir für alle Eventualitäten vorbereitet sind, dann sage ich das auch“, so der Gesundheitsminister mit Blick auf potenzielle Gefahren durch Corona-Varianten im Herbst.
Die Journalistin hob die Kritik daraufhin auf eine größere Ebene: Sie wünschte sich vom Gesundheitsminister eine passende Kommunikation, angemessen der Pandemielage, keine „Panikmache“. Sie lobte Lauterbach für seine Rolle als Abgeordneter, als er als Mahner und Warner auftrat, von einem Bundesgesundheitsminister erwarte sie aber eine ausgeglichenere Kommunikation, der die Strategie der Regierung vermittelt.
Lauterbach zu Impfregister: „Da hätte man früher schlau sein müssen“
Die Talkrunde diskutierte auch über das von CDU-Politiker Czaja eingebrachte Impfregister. Diesen Vorschlag lehnte Lauterbach allerdings ab, da er schlichtweg nicht umsetzbar sei. Man müsse jetzt nachträglich fragen, ob eine Person geimpft sei oder nicht, was der Gesundheitsminister für unrealistisch hält. „Da hätte man früher schlau sein müssen“, sagte Lauterbach schnippisch in Richtung des CDU-Manns, eine Spitze, da die CDU mit Jens Spahn zu Beginn der Pandemie den Gesundheitsminister stellte.
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Zumindest die Wogen mit Markus Lanz glättete Lauterbach mit dieser Aussage, der Moderator lachte herzhaft über die Stichelei – CDU-Mann Czaja wirkte hingegen unzufriedener.
Lauterbach gibt Beispiele für Corona-Maßnahmen im Herbst
Im weiteren Verlauf machte Lauterbach deutlich, wie im Herbst die Corona-Maßnahmen wieder greifen könnten: Beispielsweise beim Besuch im Restaurant können wieder Masken und Tests zum Einsatz kommen.
Wer sich mit einem neuen Impfstoff gegen die neuen Corona-Varianten impfen lässt, soll einen grünen Pass erhalten und somit von den Maßnahmen unbetroffener sein, führte der Gesundheitsminister aus. Diese Impfungen sollen – Stand jetzt – für mindestens drei Monate halten. „Daher kommt der Begriff des Impf-Abos. Muss ich alle drei Monate zur Impfung?“, kommentierte Lanz. „Sowas bringen doch Leute, die versuchen, eine sinnvolle Regelung zu verhetzen. Es ist doch klar, dass die Impfungen länger als drei Monate halten, niemand soll sich alle drei Monate impfen lassen“, entgegnete der Minister.
Die Talk-Runde machte deutlich, dass der Bundesgesundheitsminister wohl kaum von seinem Kurs abweichen wird. Auch während Moderator und beide anderen Talk-Gäste auf Karl Lauterbach einredeten, verteidigte der Minister souverän seine Kommunikation und Strategie. Wie groß die Akzeptanz in der Bevölkerung im Herbst bleibt, wird sich noch herausstellen müssen. (mab)