Wegen Corona-Pandemie nur onlineWie die virtuelle Frankfurter Buchmesse wird
- Die Frankfurter Buchmesse kann aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht wie herkömmlich stattfinden. Möglich ist lediglich eine virtuelle Variante.
- Die Veranstalter haben sich allerdings viele Gedanken gemacht und eine digitale Version der Messe mit verschiedenen Angeboten geschaffen.
- Auf was sich virtuelle Besucher freuen können, wie sie an die Inhalte kommen und was Direktor Juergen Boos sagt.
Köln – 7450 Aussteller aus 104 Ländern kamen im Jahr 2019 zur größten Buchmesse der Welt nach Frankfurt. Gut 300.000 Besucherinnen und Besucher machten sich auf den Weg nach Frankfurt. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Die Buchmesse, gestern Abend ohne Publikum eröffnet, geht heute in ihren ersten rein digitalen Tag.
Passend zum Slogan „Signals of Hope“, unter dem die Messe in diesem Jahr steht, bemühte sich Juergen Boos, Direktor der Messe, am Dienstag bei der digitalen Eröffnungspressekonferenz, hoffnungsvolle Botschaften unter das Volk zu bringen. „Erstmals ist die Frankfurter Buchmesse nun zugänglich für Menschen, die sonst nicht die Mittel oder Möglichkeiten gehabt hätten, die Messe persönlich zu besuchen“, sagte Boos. Dass die Buchmesse in der Corona-Pandemie überhaupt stattfinde, sei ein Zeichen der Hoffnung. „Unsere virtuelle Buchmesse hat nun mehr als 4400 registrierte Aussteller aus mehr als 100 Ländern.“
Messe rechnet mit Millionenverlust
Doch weil so gut wie alle Angebote in diesem Jahr kostenlos sind, rechnet die Buchmesse mit einem Millionenverlust. Boos räumte ein, dass die digitale Buchmesse auf keinen Fall die Erfahrung der persönlichen Begegnung ersetze. „Aber das Digitale ergänzt uns, bringt uns größere Reichweite, und es verschwindet nicht so schnell“, so der Messe-Chef. „Wir werden nach der Buchmesse all das, was hier an Geschichten stattfindet, im Netz finden – das ist ein Vorteil.“
Für die Zukunft der Messe sagte er einen Mix aus digitalen und physischen Elementen voraus, „der der neue Normalzustand werden wird“. Die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, betonte: „Das Buch ist krisenfest und unabdingbarer Teil unserer Gesellschaft.“ Nach einer neuen Untersuchung der Marktforscher GfK greife jeder Fünfte seit Ausbruch der Corona-Pandemie häufiger zum Buch. Die größten Zuwächse zeigten sich bei jungen Lesern in der Altersgruppe von 10 bis 19 Jahren.
Wir haben für alle Buch-Fans, die sich sonst vielleicht auf den Weg nach Frankfurt gemacht hätten, die wichtigsten Fragen beantwortet.
Ist die Messe wirklich rein virtuell?
Am Montag wurde entschieden, dass auch die Veranstaltungen auf der ARD-Buchmessenbühne ohne Publikum stattfinden. Dass es keine Messestände und kein Publikumswochenende gibt, stand seit langem fest. Einzig kleinere Veranstaltungen in der Innenstadt im Rahmen von „Bookfest City“ sollen wie geplant laufen. Auch die Veranstaltungen für Fachbesucher sind nur als digitale Konferenzen geplant.
Wie kann man die digitalen Angebote nutzen?
Es ist eine Anmeldung erforderlich. Diese ist kostenfrei und innerhalb weniger Klicks vollbracht. Anzugeben sind nur die üblichen Daten wie Name und Adresse. Per Livestream kann dann an zahlreichen Events teilgenommen werden. Die Website ist übersichtlich gestaltet und kann sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch besucht werden. Eine intuitive Menüführung ermöglicht eine gute Orientierung.
Eine Besonderheit beim Surfen auf der Website: Eine automatisch aufploppende Befragung, die dazu dient, das Angebot zu optimieren. Für dieses Jahr wurde der Reiter „Digitale Buchmesse“ geschaffen. Dort sind alle Angebote der Messe 2020 zu finden.
Welche Angebote gibt es?
Am Samstag (17. Oktober) gibt es eines der Highlights zu sehen: das Bookfest digital. Den ganzen Tag lang werden unter anderem kulturelle und literarische Performances, politisch und gesellschaftlich relevante Diskussionen sowie Musikshows und Kochevents stattfinden. Ebenfalls ein auf der Buchmesse sehr beliebtes Format ist die ARD Buchmessenbühne. Auch diese wird es wieder geben. Vom 14. bis 18. Oktober können virtuelle Besucher im Livestream zuschauen.
Ein weiterer etablierter Klassiker ist das „Blaue Sofa“. Darauf müssen Zuschauer ebenfalls nicht verzichten. Vom 14. bis 16. Oktober wird es im Livestream Literatur-Talks geben. Der „Weltempfang“ (14. bis 18. Oktober) ist das internationale Zentrum für Literatur, Politik und Übersetzung auf der Frankfurter Buchmesse. Er widmet sich in diesem Jahr dem Thema „Europa – Kulturen verbinden“.
Für gute Laune sorgen soll „Signals of Hope“ (14. bis 18. Oktober). Hier wird hoffnungsvollen Stimmen aus Literatur und Gesellschaft eine digitale Plattform geboten, um sich mit der „verändernden Kraft neuer Ideen auseinanderzusetzen“, wie es die Veranstalter beschreiben. Des Weiteren gibt es bis zum 16. Oktober Panels, Diskussionen und interaktive Formate aus dem Bereich Konferenz und Fachprogramm. Auch für Networking-Möglichkeiten ist gesorgt.
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Wie entstehen Kontakte?
Da persönlicher Kontakt nicht möglich ist, gibt es auf der virtuellen Buchmesse 2020 das „Matchmaking Tool“. Dieses ermöglicht den Besuchenden, mit Ausstellern und anderen Fachbesuchern in Kontakt zu treten. Von einer ersten Übersicht aus gelangen Besucher und Besucherinnen mit wenigen Klicks in den Bereich „I am looking for“ („Ich suche“). Hier geht es darum, welche Themen und geografischen Voraussetzungen interessant sind.
Sobald die Besuchenden dies angeben haben, leitet die Seite weiter in den Bereich „I offer“ („Ich biete“). Dort gibt es dieselben Kriterien wie in der Kategorie zuvor. Von dort aus geht es weiter zur Desktop-App oder zur mobilen Variante. In diesem Bereich bekommen Nutzer die Möglichkeit, andere Profile zu besuchen und Kontakte zu knüpfen. Mit diesen kann dann gechattet werden, per Text und sogar per Video.buchmesse.de