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Ausverkauftes PalladiumDermot Kennedy singt von Herzschmerz und Hoffnung in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Sänger Dermot Kennedy steht auf der Bühne im Palladium. Er hält ein Mikrofon in der Hand. Zwei Mikrofone sind verschwommen im Vordergrund.

Der irische Sänger Dermot Kennedy hat das Palladium ausverkauft.

Singer und Songwriter Dermot Kennedy liefert im Kölner Palladium eine emotionale Show, die vor allem in unaufgeregten Momenten glänzt.

Herrlich unaufgeregt, komplett in Schwarz gekleidet, in weitem T-Shirt, weiter Hose und Turnschuhen, steht Dermot Kennedy am Mittwochabend auf der abgeschrägten Bühne des Kölner Palladiums. Seine Accessoires sind lediglich Gitarre, Mikro und zwischendurch ein Piano. Mehr braucht der 31-jährige Sänger aus Irland nicht, um zu begeistern. Es sind diese ruhigen Momente, die Gänsehaut-Momente, in denen er alleine im Lichtkegel steht, nur seine Silhouette zu sehen ist, die ihn richtig zum Glänzen bringen.

Die Momente, in denen Dermot Kennedys tiefe, raue Stimme, die live noch besser als auf Band ist, mit sparsamer musikalischer Begleitung durch den Raum hallt. Die Momente, in denen Handys Feuerzeuge imitieren. Momente, in denen man sich ans Herz fasst, die Augen schließt und leicht hin und her schunkelt. Dann wirkt das Palladium fast wie die Straßen in Dublin, auf denen er vor 14 Jahren angefangen hat zu singen und sich dabei auch nur auf die Gitarre verlassen hat. In dieser Atmosphäre ist Kennedy aufgewachsen und sie steht ihm noch immer am besten.

Dermot Kennedy steht im Lichtkegel auf der Bühne. Es ist nur seine Silhouette zu sehen. Er singt ins Mikrofon.

Immer wieder steht Kennedy alleine im Lichtkegel und singt ohne viel musikalische Begleitung

Trotzdem setzt der Sänger für sein ausverkauftes Konzert auf mehr. Eine fünfköpfige Band mit Backgroundsängerin und -sänger unterstützt ihn immer wieder mit lauten, energischen Tönen. Eine Lichtshow setzt ihn dramatisch in Szene. Und auf die Wand im Hintergrund werden mehr oder weniger inspirierende Wörter und Sätze projiziert. Sie spiegeln seine von Sinnsprüchen geprägten Botschaft wider.

Ire Dermot Kennedy begann seine Karriere als Straßenmusiker

Er ist immerhin ein Glanzbeispiel, war immer fest davon überzeugt, mit Musik erfolgreich zu werden, hielt an diesem Traum fest. Seine Karriere entwickelte sich über 10 Jahre recht langsam aber stetig. Mit Songs wie „Power Over Me“ und „Outnumbered“ konnte er dann internationale Erfolge feiern, es sind perfekte Pop-Songs zur Alltags-Begleitung, beim Autofahren. Heute füllt er in Großbritannien und Irland Arenen. Die Show im Palladium war so schnell ausverkauft, dass eine zweite für den 27. März angekündigt wurde.

Dermot Kennedy steht mit Akustikgitarre auf der Bühne und singt in ein Standmikrofon.

Mit Akustikgitarre und Mikro sang Dermot Kennedy früher auf den Straßen von Dublin.

Während er herzzerreißende, stetig von Licht-und-Dunkel-Gegensätzen geprägten Lieder ins Mikrofon singt, leuchten hinter ihm „Träume“, „Hoffnung“, „Furcht“, „Meere“, „Schmerz“ und „Gebe niemals auf!“. Sie unterstützen, wenn auch etwas banal, die melancholische, trotzdem hoffnungsvolle Atmosphäre. Es ist als wollte Kennedy immer und immer wieder sagen: „Die Welt ist schlecht, Liebe tut weh, aber wir dürfen niemals aufhören zu träumen“

Dermot Kennedy kann vor allem mit tiefer Stimme überzeugen

Kennedy singt entsprechend von Momenten, die er für immer festhalten will, zu denen er zurückkehren kehren will („Rome“). Er singt davon, dass nachts die Traurigkeit über ihm einbricht („Innocence and sadness“), davon, dass alles, was schmerzt, vergehen wird („Homeward“) und man niemals einsam sein wird („After Rain“). Dass zwischendurch nicht klar wird, ob er fünf Songs oder ein sehr langes Lied spielt, ist nicht so wichtig. Kennedy überzeugt mit seiner Stimme allein – das irische Pendant zu Henning May. Dieser zerrissene, gefühlsdurchzogene Bass schleicht sich direkt ins Herz und bebt dort auch nach dem Konzert noch weiter.

Deshalb ist es eben so viel schöner, wenn der Ire sich nur auf diese verlässt, herrlich unaufgeregt im einzelnen Lichtkegel steht, die Augen schließt und die Gefühle über sich einbrechen lässt. Und wenn dann am Ende das Publikum „früher einmal, war ich für jemanden etwas“ („Something to Someone“) wie ein Mantra singt, mit Kennedy als kehlige Unterstützung, füllen sich die Augen endgültig mit Tränen. Es macht die wehmütige, nostalgische Stimmung, die den gesamten Abend über herrscht, perfekt.