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„Die geheime Welt der Klänge“Das bietet die Sky-Doku über die Sprache der Tiere

Lesezeit 3 Minuten
Ein Bartkauz fliegt durch die Luft.

Ein Bartkauz im Flug, einer der Hauptdarsteller der Sky-Serie „Die geheime Welt der Klänge“

Verstehen, was der Löwe brüllt: Den Produzenten von „Die geheime Welt der Klänge“ gelingt ein Hör- und Seherlebnis der besonderen Art.

Die Fortschritte im Bereich digitaler Kameratechnik haben in den letzten Jahrzehnten auch den Tierfilm revolutioniert. „Mikrokosmos – Das Volk der Gräser“ (1996) tauchte hinein in eine Wiese in Südfrankreich und brachte die Kamera auf Augenhöhe zu den Insekten, die sie bevölkern. „Nomaden der Lüfte“ (2001) stieg mit den Zugvögeln in den Himmel und begleitete sie auf ihren Reisen rund um den Globus.

Die Nahperspektive auf die Lebenswelten der Tiere brachte faszinierende Naturaufnahmen hervor, wie man sie bis dahin noch nie gesehen hatte. Aber nicht nur im visuellen Bereich, sondern auch im Audiosektor hat die Aufnahmetechnik enorme Fortschritte gemacht. Die Sky-Serie „Die geheime Welt der Klänge“ stellt nun die Tonspur ins Zentrum des Interesses seiner Tierdokumentation.

„Die geheime Welt der Klänge“ arbeitet mit modernster Tontechnik

Oft werden die Geräusche in Tierfilmen aus Sound-Bibliotheken nachträglich hinein synchronisiert, weil es schwierig ist, im freien Feld Bild- und Tonaufnahmen von gleicher Qualität einzufangen. In „Die geheime Welt der Klänge“ gelingt es nun mit modernster Tontechnik, Klang und Bild gleichberechtigt in hoher Auflösung aufzunehmen.

Wer einen Wald im Frühjahr betritt, hört ein vielstimmiges Konzert aus Vogelgesängen. Aber die Melodien von Amsel, Drossel, Fink und Star sind nur ein Teil der Geräuschkulisse in diesem Biotop. Das menschliche Gehör kann Töne von 16 bis 20 000 Hertz wahrnehmen. Was darüber oder darunter liegt, bleibt unseren Ohren verschlossen. Mit neuester, hochsensibler Mikrofontechnik lassen sich auch Töne und Geräusche jenseits dieser Spanne hörbar machen, womit sich eine ganz neue Dimension im Verständnis der Tierwelt eröffnet. Denn der Sound ist der wichtigste Kommunikationskanal zwischen den Tieren, die untereinander überlebenswichtige Informationen austauschen.

Die dreiteilige Miniserie ist in thematische Kapitel unterteilt

So nutzen Löwen die Zeit kurz nach Sonnenaufgang, um ihren Revieranspruch mit Gebrüll geltend zu machen, das von der feuchten Morgenluft über mehrere Kilometer weitergetragen wird. Aber nicht nur mit den Ohren wird gehört, sondern auch mit anderen Körperteilen. Elefanten, die auf der verzweifelten Suche nach Wasser sind, können über Mikrosensoren in Beinen und Rüssel den Regen spüren, der einige Kilometer weiter herabfällt.

Insekten haben bekanntlich keine Ohren, aber auch sie spüren über ihre Beine die Vibrationen der Klangwellen. Der männliche Baumhüpfer nutzt die Leitfähigkeit eines weitverzweigten Baumes, um mit vibrierenden Geräuschen Kontakt zum weiblichen Geschlecht aufzunehmen. Kängururatten vertreiben bei der Futtersuche in der nächtlichen Wüste ihre lästigen Konkurrenten mit Trommelgeräuschen, die sie mit ihren Füßen produzieren.

Die dreiteilige Miniserie ist in thematische Kapitel unterteilt. „Jäger und Gejagte“ beschäftigt sich mit der Bedeutung von Geräuschen im alltäglichen Überlebenskampf, „Liebe und Rivalen“ widmet sich den Klangaspekten im Paarungsverhalten und „Eine Stimme finden“ den frühkindlichen Kommunikationsstrukturen des tierischen Nachwuchses.

Den Produzentinnen Sharmilla Choudhury, Rebecca Hart und Stephen Dunleavy gelingt mit „Die geheime Welt der Klänge“ ein Hör- und Seherlebnis der besonderen Art. Mit einer akustischen Kamera, die ursprünglich zum Aufspüren von Lecks in Gasleitungen entwickelt wurde, erkunden sie das winterliche Jagdverhalten des Bartkauzes. Unter dem dicken Gefieder verbergen sich hochsensible Hörorgane, mit denen die Raubvögel ihre Beute zentimetergenau unter der geschlossenen Schneedecke der kanadischen Wälder ausmachen können.

Durch die Episoden führt der legendäre britische Tierfilmer David Attenborough, der jüngere Bruder des „Ghandi“-Regisseurs Richard Attenborough. Im deutlich fortgeschrittenen Alter von 97 Jahren strahlt der preisgekrönte Dokumentarist immer noch den Enthusiasmus des Naturforschers aus, der stets neue Facetten in seinem Arbeitsfeld entdeckt. (Martin Schwickert)


„Die geheime Welt der Klänge mit David Attenborough“ läuft auf Sky Nature und WOW.