Zwei Jahre lang war Rubens „Die Kreuzigung Petri“ in Restauration. Nun kehrt das Bild zurück in die Kunst-Station Sankt Peter. Ein Konzert feiert die Rückkehr des Altarbildes.
„Die Kreuzigung Petri“ wieder in Köln zu sehenSo klingt ein Rubens-Gemälde
Wie seit Jahrhunderten üblich – doch heute immer seltener – zeigte sich die katholische Kirche wieder einmal als Förderin von Kunst und Musik. Das barocke Altarbild „Die Kreuzigung Petri“ von Peter Paul Rubens kehrte nach zweieinhalbjähriger Restauration in die Kunst-Station Sankt Peter zurück, wo es seit 1642 hängt.
Rubens-Bild „Die Kreuzigung Petri“ hängt wieder in Sankt Peter in Köln
Aus diesem Anlass organisierte Michael Veltman – Organist und künstlerischer Leiter der dortigen Musik – zwei Konzerte „The Sound of Rubens“ mit neuen Werken und Orlando di Lassos dreimal sieben Madrigalen „Lagrime di San Pietro“. Der Münchner Hofkapellmeister vollendete seinen siebenstimmigen Vokalzyklus 1594 wenige Wochen vor seinem Tod. Und auch das Bild von Rubens ist eines der letzten Werke des 1577 in Siegen geborenen Malers.
In der Kunst-Station erklingt seit vierzig Jahren ausschließlich neue Musik. Dass jetzt Musik der Spätrenaissance aufgeführt wurde, ist eine große Ausnahme und soll es auch bleiben. Gleichwohl machte es Sinn, den von Kölner Vokalsolisten ausgezeichnet gesungenen und dem Heiligen Petrus gewidmeten Vokalzyklus neben der in neu freigelegter expressiver Farbgebung erstrahlenden „Kreuzigung Petri“ mit darauf bezogenen neuen Werken zu kombinieren. Während Lassos nur wenige Schlüsselworte wie „Schuld“, „Pein“ oder „Sünde“ dissonant hervorhebt, brachten die zwei im ersten Konzert uraufgeführten Novitäten viel sprechender die Reue, Scham und Einsamkeit des Apostel zum Ausdruck, nachdem dieser Jesus dreimal verleugnete.
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Konzert „The Sound of Rubens“ wird am 1. September fortgesetzt
Jamilia Jazylbekovas „und mein Herz wacht…“ machte das innige Verhältnis von Jesus und Petrus durch einzelne Sprachlaute sinnfällig, die in den Instrumenten des von Veltman hellhörig geleiteten Ensemble Tra I Tempi vor- und nachschwingen. Konsonanten erscheinen als gefärbte Wische des Schlagzeugers über Metall. Plosive werden zu perkussiven Aktionen von Klavier und Kontrabass. Und Nicole Ferreins Sopran wird durch die Instrumente von innen heraus umbeleuchtet, so wie Petrus vom Blick des Herrn im Innersten getroffen und verwandelt wird. Dessen jähes Erschrecken führt schließlich zu expressiven Ausbrüchen von Singstimme und gewittergleich grollender Trommel.
Friedrich Jaeckers „vide“ zerlegte wenige Worte aus Orlandos Schlussmotette „sieh“, „Mensch“, „leide“, „rufe“ in einzelne Phoneme. Zerbrechliche Klanginseln zwischen Momenten der Stille stehen für die Verlassenheit sowohl des Gekreuzigten als auch seines Jüngers. Zugleich signalisieren zwei eng verflochtene Frauenstimmen die Nähe und Gefolgschaft der beiden. Bassflöte, Kontrabass und Schlagzeug gesellen sich behutsam wie weitere Aposteln dazu. Fortgesetzt wird „The Sound of Rubens“ am 1. September mit den Madrigalen 11 bis 21 von Lassos „Lagrime“ und zwei weiteren neuen Werken zur Petrus-Thematik von Verrat, Schuld, Schmerz und Einsamkeit von Michael Veltman und der jungen amerikanischen Komponistin Bethany Younge.