Schauspiel Köln und Studiobühne haben Vertreter von kulturellen und sozialen Einrichtungen zur Podiumsdiskussion geladen.
Diskussion im Kölner DepotWie sich Kultur und Soziales gegen Kürzungen verbinden wollen

Demo gegen Kürzungen von Beratungen von Geflüchteten auf dem Theo-Burauen-Platz
Copyright: Alexander Schwaiger
Wird das Geld knapp in den Kommunen, spüren die so genannten freiwilligen Leistungen den Druck oft als erste. Das können Theater oder Sportplätze sein, Beratungsstellen oder Bibliotheken. Man kann auch einfach der Definition von Claus-Ulrich Prölß folgen: Freiwillige Leistungen sind all das, was Nazis hassen, weshalb es nicht einzusehen sei, dass sie keine Pflichtleistungen sind. So sagte es der Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats im Rahmen einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Köln, was hält uns zusammen?“ im Foyer des Depots.
Zu der hatten das Schauspiel Köln und die Studiobühne Vertreter von kulturellen und sozialen Einrichtungen geladen, um gemeinsam über die Folgen der massiven Kürzungen im sozialen und kulturellen Bereich zu sprechen, die der Kölner Haushaltsentwurf für 2025/26 vorsieht. „Wichtig ist, dass wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen“, stellte Manuel Moser fest. Der Künstlerische Leiter der Comedia ist auch im Vorstand des Kölner Vereins für Darstellende Künste tätig.
„Mit den Kürzungen wurde ja auch die Wichtigkeit verschiedener Projekte bewertet. Wer hat das eigentlich entschieden?“
Er schätzt, dass er zwischenzeitlich mehr als 50 Prozent seiner Zeit dafür aufwenden musste, sich mit den Folgen des „ersten katastrophalen Haushaltsentwurfs“ auseinanderzusetzen. Katastrophal sei auch die Kommunikation von Seiten der Stadt gewesen: „Mit den Kürzungen wurde ja auch die Wichtigkeit verschiedener Projekte bewertet. Wer hat das eigentlich entschieden?“
Opfer von Kürzungen, pflichtete Eva-Maria Baumeister vom NRW Landesbüros Freie Darstellende Künste Moser bei, würden durch diese fehlende Transparenz als Täter dargestellt – als hätten sie Aufgaben nicht erfüllt – und ein großer Aufschrei werde auf diese Weise ebenfalls verhindert. Ilkay Yılmaz, vom postmigrantischen Verein Interkultur sorgte sich um den Wegfall zivilgesellschaftlicher Programme, in denen ein Euro Förderung den zehnfachen Wert an ehrenamtlicher Arbeit generiere. Sie habe bereits Anfang 2024 von den drohenden Kürzungen erfahren und sich in die Lobbyarbeit gestürzt.
Politik braucht Druck. Wir müssen uns verbünden und auf der Straße protestieren.
Ihrer Erfahrung nach bringen Einzelgespräche mit Politikern nicht viel: „Politik braucht Druck. Wir müssen uns verbünden und auf der Straße protestieren. Durch die Massen gerät Politik in die Bredouille.“ Das ist auch die Erfahrung von Claus-Ulrich Prölß: „Ohne Druck passiert gar nichts.“ Leider gingen Geflüchtete ungern auf die Straße, solange ihr Aufenthalt nicht sicher ist und „viele kommen aus Staaten, wo man Angst hat, sich politisch zu äußern“.
Wer prekär lebt, habe auch weniger Zeit, zu demonstrieren. Das ginge, so Moser, gerade freien Kunstschaffende so, die sich Tag für Tag abrackern müssten, um zu überleben. Eva-Maria Baumeister will demnächst ein „kulturpolitisches Bootcamp“ anbieten, in dem freie Künstlerinnen und Künstler üben können, aus der eigenen künstlerischen Arbeit heraus mit Politikern zu argumentieren.
Moderatorin Janina Benduski wollte von den Beteiligten wissen, wie Kunst und Soziales gemeinsam gegen den Rechtsruck und eine drohende neue Austeritätspolitik vorgehen könnten. „Wir müssen gucken, wo wir uns gegenseitig mit Ressourcen unterstützen können“, antwortete Moser. „Und wir müssen als Kulturräume bereiter sein, diese zu öffnen.“
Das sah auch Ilkay Yılmaz so: „Wir fühlen uns als Migranten abgehängt, weil die Hochkultur-Institutionen unsere Geschichten nicht erzählen.“ Was gerade für Köln gelte, sagte Prölß, wo mehr als 40 Prozent der Menschen Migrationshintergrund haben: „Kultur ist überall da, wo Menschen zusammen kommen. Wir dürfen uns nicht auseinander dividieren lassen.“