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Kunstfestival DocumentaWas ist an den Antisemitismus-Vorwürfen dran?

Lesezeit 2 Minuten

Wandbild mit dem Logo der documenta 15

Köln – „Hat die Documenta ein Antisemitismus-Problem?“, fragt die Wochenzeitung „Die Zeit“ in ihrer aktuellen Ausgabe und unterstellt dem mit der Documenta-Leitung betrauten Kuratorenkollektiv Ruangrupa, es mit der politischen Gesinnung seiner geladenen Künstler nicht allzu genau zu nehmen. Auf der Teilnehmerliste der 15. Kasseler Weltkunstausstellung stünden Künstler und Aktivisten, so die „Zeit“, die sich für den Boykott Israels engagieren, „oftmals im Rahmen der antiisraelischen Politkampagne BDS“.

Eine Debatte um BDS, Antisemitismus und legitime Kritik

Der Autor prophezeit, dass sich das Ganze „zu einem kulturpolitischen Skandal auswachsen“ werde und nimmt die neue Kulturstaatsministerin Claudia Roth in die Pflicht – wohl wissend, dass die Grünen-Politikerin den Bundestagsbeschluss gegen den BDS nicht mitgetragen hat.

Das klingt alles wenig verheißungsvoll, schließlich soll die Documenta ab Juni den aktuellen Stand der Weltkunst wiedergeben und nicht den aktuellen Stand im Streit darüber, wo legitime Kritik an der israelischen Palästina-Politik aufhört und in offenen oder versteckten Judenhass umschlägt. Mulmig kann es einem allerdings auch werden, wenn man den Blogeintrag des Kasseler Bündnisses gegen Antisemitismus liest, auf den sich die „Zeit“ beruft.

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In diesem wird erstaunlich wenig argumentiert, viel polemisiert und teilweise arg bemüht gewitzelt: „Der Lumbung gehört zur dörflichen Kultur Javas wie das Lynchen des chinesischen Krämers“, heißt es an einer Stelle des namentlich nicht gekennzeichneten Beitrags.

Stilistisch haben die Autoren ihrem Anliegen keinen Gefallen getan. Schält man den harten Kern aus ihrem mäandernden Pamphlet heraus, bleiben harsche Vorwürfe gegen das palästinensische Kulturkollektiv The Question of Funding und eher vage Belege. Offenbar ist das Kollektiv personell wie institutionell mit einem nach Khalil al-Sakakini benannten Kulturzentrum verbandelt. Der 1953 verstorbene Pädagoge war ein Sympathisant der Nazis – aber genügt das, um daraus so weitreichende Schlüsse zu ziehen, zumal wenn man ansonsten vor allem Geraune zu bieten hat?

Die Documenta-Leitung hat angekündigt, sie werde sich „intensiv“ mit den Anschuldigungen auseinandersetzen. Das kann und muss man von ihr erwarten dürfen. Allerdings kann man von ihren Kritikern nicht weniger erwarten, dass sie ihre Vorwürfe auf festeren Boden stellen, als bisher geschehen.