Das Erste und RTL versuchen auf unterschiedliche Weise die Frage zu beantworten, wer der Mann hinter der Krone ist.
Dokus über Charles III.Wie tickt der König?
Kennen Sie Giuliantine von Smettbo? Das ist die Adelsexpertin, die Autorin Giulia Becker in „Die Carolin Kebekus Show“ spielt. Außer Gemeinplätzen hat die allerdings absolut nichts beizusteuern. Und das beschreibt auf ganz wunderbare Weise das Problem in der Berichterstattung über die Royals.
Der Blick durchs Schlüsselloch, der uns versprochen wird, ist natürlich meist nur eine Illusion. Dennoch versuchen sich im Zuge der Krönung von Charles III. sowohl das Erste als auch RTL an einer Antwort auf die Frage, wie er denn nun wirklich tickt, der neue englische König.
Im Ersten geht man es in „Charles - Schicksalsjahre eines Königs“ mit Pathos und Pop an. Die britische Autorin Claire Walding hat den Dreiteiler gemacht und liefert uns angeblich die Geschichte aus der Perspektive des neuen Königs. Was natürlich Blödsinn ist, weil ja nur über und nicht mit ihm gesprochen wird. Schauspielerin Anna Thalbach berichtet als Sprecherin über Charles' „verzweifelte Suche nach Liebe“, die beiden „sensiblen Seelen“ Charles und Diana und die „schwarzen Schafe“ Andrew und Harry.
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Charles III.: ARD und ZDF berichten nicht mehr parallel über die Krönung
Es ist schon unfreiwillig komisch, wenn es irgendwann über den 74-Jährigen heißt: „Er ist nicht seine Mutter. Er ist nicht Diana“. Ach was, möchte man da ausrufen. Dabei haben die Gesprächspartner wie der frühere Royal-Korrespondent der BBC, Wesley Kerr, und Charles' Biograf Jonathan Dimbleby durchaus Interessantes zu berichten. Der Blick auf seine Einmischungen in die Politik, seinen früher belächelten Einsatz für Umweltschutz und die vielen Widersprüchlichkeiten und dunklen Kapitel in der Geschichte des Königshauses ist aufschlussreich.
Die Doku reiht sich ein in eine umfangreiche Berichterstattung des Ersten über die Krönung, die am Samstag in einer langen Live-Strecke gipfelt. Aber aus der Kritik an der parallelen Übertragung des Begräbnisses der Queen bei den Öffentlich-Rechtlichen hat man gelernt. „ZDF und ARD haben sich darüber verständigt, dass royale Ereignisse grundsätzlich nicht mehr parallel im linearen Programm beider Systeme übertragen werden sollen“, sagte eine ZDF-Sprecherin gegenüber dwdl.de. Das ZDF zeigt nur eine Zusammenfassung.
Krönung von Charles III.: Die Monarchie sorgt noch immer für gute Quoten
RTL hingegen gibt bei der Krönung den ganzen Samstag über alles. Da passt auch die fünfteilige Doku-Reihe „The Real Crown: Liebe, Pflicht und Last im Hause Windsor“ gut ins Konzept. Die britische ITV-Produktion zeigt der Privatsender in einer Deutschlandpremiere. Und die kann mit interessanten Gesprächspartnern aufwarten. Die Spanne reicht von der langjährigen Hofdame von Prinzessin Margaret über einen früheren Oberbefehlshaber der britischen Armee bis zu einem ehemaligen IRA-Mitglied.
Der Fünfteiler lässt sich viel Zeit und gerät dadurch mitunter etwas kleinteilig, bietet dafür aber auch neue Informationen jenseits dessen, was man ohnehin schon wusste. Er beleuchtet etwa den Einfluss, den der Thronverzicht von Edward auf Charles hatte, beschreibt die enge Beziehung des Prinzen zu seinem Großonkel Lord Louis Moundbatten und geht auch auf Proteste gegen die Royals in Wales und Irland ein.
„Wer auf ein Ende der britischen Monarchie hofft, muss sich wohl noch gedulden“, heißt es am Ende der ARD-Doku. In den Fernsehredaktionen dieser Republik sind das vermutlich nur wenige. Die Monarchie mag ein überkommenes Konstrukt sein, für hohe Einschaltquoten ist sie immer noch gut.
Das Erste zeigt eine 45-minütige TV-Fassung der Doku „Charles – Schicksalsjahre eines Königs“ am Samstag um 16 Uhr. Der längere Dreiteiler kann in der Mediathek gestreamt werden. RTL Living zeigt alle fünf Folgen der Doku-Reihe „The Real Crown: Liebe, Pflicht und Last im Hause Windsor“ anlässlich der Krönung von King Charles III. am 6. Mai ab 20.15 Uhr. Alle fünf Folgen dieser Doku-Reihe stehen ab dem 6. Mai 2023 auch auf RTL+ zum Abruf bereit.