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DSDSWie RTL am Umgang mit dem Fall Wendler scheitert

Lesezeit 3 Minuten
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Jurymitglied Michael Wendler

  1. RTL hatte den Schlägersänger zum Juror in "Deutschland sucht den Superstar" gemacht. Doch dann verbreitete dieser wilde Verschwörungstheorien und stieg bei dem Format aus.

Köln – Man kann nur erahnen, wie oft die Verantwortlichen bei RTL schon die Entscheidung verflucht haben, Schlagersänger Michael Wendler zum Mitglied der Jury von „Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) zu machen. Vermutlich sehr, sehr oft. Dabei erschien ihnen die Idee vermutlich zu Beginn sehr erfolgversprechend. Der Wendler, wie er sich selbst gern nennt, polarisiert - mit seiner Beziehung zu seiner deutlich jüngeren Frau Laura, seinen Auftritten bei Social Media und nicht zuletzt seiner Musik.

Doch dann outete sich der Wahl-Amerikaner in einem kruden Video als Verschwörungstheoretiker und verbreitete auf seinem Telegram-Kanal all das wirre Zeugs, das auch Attila Hildmann und Xavier Naidoo ins gesellschaftliche Aus katapultiert hatte. Und er verkündete auch gleich noch seinen Ausstieg bei „DSDS", verbunden mit kruden Vorwürfen gegen den Sender. RTL oder die Kölner Produktionsfirma Ufa Show & Factual hatte er vorab nicht über seine Entscheidung informiert.

Schon 13 Folgen mit dem Wendler abgedreht

Und nun hat der Privatsender den Salat. Denn 13 Folgen der 18. Staffel der Castingshow waren da schon abgedreht. Viel Geld und Aufwand hatte es gekostet, die Produktion auf ein Rhein-Schiff zu verlegen und alle Corona-Bestimmungen einzuhalten. Und deshalb entschied sich RTL dagegen, Wendler aus der Sendung zu schneiden. "Allein aus Fairness den Kandidaten gegenüber, die aufgrund seines Juryurteils weitergekommen sind oder nicht, kann er nicht einfach aus der Sendung geschnitten werden", begründet RTL die Entscheidung.

Doch wie umgehen mit der Causa Wendler in den ersten Folgen, von denen die erste am Dienstagabend zu sehen war? RTL entschied sich dagegen, das Thema aufzugreifen, etwas einzublenden oder einzuordnen. Stattdessen bemühte man sich, den Wendler durch den Kakao zu ziehen. Etwa, wenn Chefjuror Dieter Bohlen verkündete, viele seien ja der Meinung, als Popstar gehe es nur darum, schnelle Autos zu fahren und Geld zu verprassen. Gezeigt wurden dazu Bilder von Michael Wendler, auf denen er genau dieses Image pflegt. Und so ging es weiter.

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Doch harmlose Witzchen auf Kosten des Sängers werden dem Ernst der Lage nicht im Ansatz gerecht. Dafür sind die Botschaften, die der einstige Liebling des Trash-TV verbreitet, einfach zu gefährlich.

Zumal der RTL nicht den Gefallen tat, die Ausstrahlung still auszusitzen, sondern auf Telegram die von der Bundesregierung am Dienstag beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus zunächst mit "KZ Deutschland? Es ist einfach nur noch dreist, was sich diese Regierung erlaubt! Das Einsperren von freien und unschuldigen Menschen ist gegen jegliche Menschenwürde" kommentierte.

Der Sänger ruderte zurück

Während RTL also lustige Wendler-Scherzchen zeigte, verharmloste dieser zur selben Zeit den Holocaust. Auch wenn der Sänger später zurückruderte, aus KZ "Krisen Zentrum" machte, und auf seinen Social-Media-Kanälen behauptete, niemals Konzentrationslager gemeint zu haben.

RTL hat sich mit diesem Umgang mit dem Problemfall Wendler keinen Gefallen getan. Da hilft auch die fast schon trotzige Begründung nicht, die der Sender per Twitter verbreitete: "Wir lassen uns eine erfolgreiche Show nicht von einem Verschwörungstheoretiker zerstören. Die 13 Castingfolgen waren abgedreht, bevor Michael Wendler seine befremdlichen Aussagen tätigte. Nach den Castingepisoden spielt er keine Rolle mehr, weder bei DSDS noch bei RTL." Vermutlich wird man in der Senderzentrale drei Kreuze machen, wenn der Wendler bei RTL endgültig Geschichte ist.