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DuMont Kunsthalle in KölnDie Disco hat wieder geöffnet

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Vorsicht bissig: Die Blaue Halle mit den charakteristischen Sägezähnen des Sheddaches.

Als Alfred Neven DuMont ein rund 110 000 Quadratmeter großes Areal an der Amsterdamer Straße erwarb, war nicht die Kunst sein Antrieb, sondern das Verlagsgeschäft. Trotzdem fand auch die zweite große Leidenschaft des vor vier Jahren verstorbenen Verlegers und Herausgebers des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf dem Gelände des 1985 eröffneten Druckzentrums seinen Platz, und zwar in einer blauen, von scharfen Zähnen bekrönten Fabrikhalle.

In dieser hatte zuvor eine Elektronikfirma ihre Waren hergestellt, Alfred Neven DuMont ließ sie renovieren und zur stattlichen Ausstellungshalle umrüsten: 60 Meter lang, 33 Meter breit, 2000 Quadratmeter Nutzfläche, 13 Meter hoch, wenn man die Sägezähne des charakteristischen Sheddaches mitzählt.

Es war eine mäzenatische Tat, die Alfred Neven DuMont gemeinsam mit der Stadt Köln angehen wollte. Im Jahr 1987 begannen erste Gespräche über eine Kooperation, doch die Stadt zierte sich über ein Jahr, so lange, dass der Verleger und Sammler die Geduld mit den Jeinsagern der Politik verlor und sich im Frühjahr 1988 dazu entschied, die Kunsthalle im Alleingang zu eröffnen. „Wir haben uns entschlossen“, schrieb er der Stadtspitze, „mit eigenen Kräften die Blaue Halle zu gestalten und damit auf uns gestellt einen Beitrag zur Kölner Kunstszene zu leisten.“ Die Absage war verbunden mit der Einladung an die Stadt und andere Kulturinstitutionen, einzelne Projekte gemeinsam in dem bald DuMont Kunsthalle getauften Ausstellungshaus zu verwirklichen.

Für die Premiere im Herbst desselben Jahres hatte sich das Verlagshaus die Expertise des Kurators Klaus Honnef gesichert. Pünktlich zur Kunstmesse Art Cologne zeigte dieser unter dem Titel „Made in Cologne“ eine „Bestandsaufnahme“ dessen, so Honnef, was Köln an international anerkannten Künstlern zu bieten hatte. Die Liste der 26 Teilnehmer ließ dann auch wenig zu wünschen übrig und lädt heute zu sentimentalen Träumereien ein: Sigmar Polke war vertreten, A.R. Penck, Jürgen Klauke, Rosemarie Trockel, Isa Genzken, Martin Kippenberger, Leiko Ikemura, Georg Herold, Rune Mields, Marcel Odenbach, Walter Dahn und Andreas Schulze. Über 10 000 Besucher kamen zu diesem Stelldichein der Kölner Kunstwelt am Niehler Hafen.

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An die „Made in Cologne“-Ausstellung von 1988 möchten nun die Macher von „Raw“ anknüpfen, eine von Lena Ipsen zusammengestellte Gruppenausstellung mit Peppi Bottrop, Anne Haack, Tobias Hoffknecht, Sarah Kürten, David Ostrowski, Michail Pirgelis, Sami Schlichting und Jasmin Werner. Anders als bei Honnef kommen die Künstler aus Köln und Düsseldorf – „Raw“ eröffnet am 5. September im Rahmen der DC Open, einer Kooperation Kölner und Düsseldorfer Galerien. Und auch dass die großformatigen Bilder und Skulpturen in und um Seefrachtcontainer herum präsentiert werden, darf man als Neuigkeit verbuchen.

Mit „Raw“ wird eine nicht unbedingt kurzlebige, aber doch zu kurze Tradition wieder aufgenommen. Über ein Jahrzehnt hinweg bildete die DuMont Kunsthalle einen wichtigen Bestandteil des Kölner Ausstellungsbetriebs – und einmal fand unter den Sägezähnen sogar eine obdachlos gewordene Theaterproduktion mit Ulrich Noethen als Hauptdarsteller ihr Asyl. Unter den Ausstellungen finden sich sowohl Kooperationen mit Partnern wie auch „Eigenproduktionen“ des Verlages, die Bandbreite reicht von einem Gastspiel des Leverkusener Museum Morsbroich, das Hauptwerke seiner selten gezeigten Sammlung präsentierte, bis zu einer Schau mit Außenseiter-Kunst. Im April 1989 kam für eine Ausstellung mit Videoskulpturen auch Nam June Paik nach Niehl und taufte die Kunsthalle eine „Disco für Intellektuelle“.

Im selben Jahr gab es einen vom Kölner Museum Ludwig eingerichteten „Herbstsalon“ zeitgenössischer Künstler, später folgte unter dem Titel „Georgia on My Mind“ die erste große Überblicksschau zur Kunst Georgiens im Westen – die Schirmherrschaft hatte der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse übernommen. Auch die abstrakte Nachkriegskunst Italiens gab in der Blauen Halle ein viel beachtetes Gastspiel, Architekturstudenten präsentierten Entwürfe und Visionen für die urbane Entwicklung Kölns, und zum 10-jährigen Bestehen der Kunsthalle wurde mit der Messe Kölner Kunst-Edition ein gleichaltriges Geburtstagskind geladen.

Die Liste der Ausstellungen zeigt deutlich genug, dass in Köln die Nachfrage nach Kunst in moderner Fabrikarchitektur rege war – gleichwohl schlief die Ausstellungstätigkeit allmählich ein. Über mehrere Jahrzehnte blieb die DuMont Kunsthalle ungenutzt, lediglich der imposante Schriftzug erinnerte an die mäzenatische Tat. Aus der Politik kam selbst dann keine Initiative, Haus und Idee wiederzubeleben, als die städtischen Kunsthalle am Neumarkt abgerissen wurde. Jetzt sorgt erneut privater Ehrgeiz dafür, dass die Disco geöffnet hat.