Kommentar zu den EmmysIst das jetzt das Platin-Zeitalter des Fernsehens?
Wie viel Fernsehen ist zu viel Fernsehen? Mehr als 500 TV-Serien werden derzeit in den USA produziert. Und ein erstaunlich hoher Anteil dieser Masse besitzt auch Klasse, vom Drehbuch bis zur Besetzung. Weshalb es bei den Emmy Awards, den amerikanischen Fernsehpreisen, inzwischen bereits als Auszeichnung gelten darf, auch nur im Feld der Nominierten zu landen.
Frank Scherma, Präsident der ausrichtenden Television Academy, sprach bei der Verleihung in der Nacht zum Montag deshalb nicht vom Goldenen, sondern vom Platin-Zeitalter des Fernsehens. Das erfülle nämlich auch eine gesellschaftlich wichtige Funktion, in dem es uns mit der in unseren polarisierenden Zeiten so oft herbeigesehnten gemeinsamen Basis versorge.
Noch mehr Streamingdienste
Tatsächlich ist mit dem (unrühmlichen) Ende von „Game of Thrones“ das letzte gemeinsame Lagerfeuer gerade weggebrochen. Wenn es demnächst noch sehr viel mehr Streamingdienste als die sattsam bekannten geben wird, kann man sich von der gemeinsamen Basis wohl endgültig verabschieden.
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Es ist ja allein schon ein Witz, dass die Preisverleihung auf dem Free-TV-Sender Fox übertragen werden, wo doch Free-TV-Shows jenseits des Dauerbrenners „Saturday Night Live“ schlicht nicht mehr preiswürdig zu sein scheinen.
Ja, das ist Jammern auf höchstem Niveau. Noch vor zehn Jahren wäre eine so wunderbar eigensinnige und gnadenlos ehrliche Show wie Phoebe Waller-Bridges „Fleabag“ wohl bestenfalls unterm Radar gelaufen. Wenn der Preis dafür Überangebot und Unübersichtlichkeit ist, müssen wir ihn eben zahlen.