Der Kölner Journalist und Autor spricht im Podcast „Talk mit K“ darüber, wie wir Pessimismus und emotionale Gleichgewichtsstörungen überwinden.
Kölner Autor Jürgen Wiebicke„Wir lassen uns erfassen von einem Babylon-Berlin-Gefühl“
Wie überwinden wir angesichts der Vielzahl von Krisen den emotionalen Schwindel? Davon handelt Jürgen Wiebickes neues Buch "Emotionale Gleichgewichtsstörung – Kleine Philosophie für verrückte Zeiten“. „Mir ist aufgefallen, dass es ganz schnell geht, dass wir uns wechselseitig die Krisen vorrechnen“, sagt der WDR-5-Moderator („Das philosophische Radio“) Podcast „Talk mit K“.
„Ich finde es ja auch wichtig, nicht ignorant gegenüber der Welt zu sein. Trotzdem hab ich an mir festgestellt, dass es auch ein Zuviel geben kann, dass man immer gut überlegen muss: Wie kann die virale Wirkung sein, wenn ich meine Negativität über anderen ausschütte?“
Sein Buch handele darum auch davon, wie man lernt, sich selber zu beobachten und kennenzulernen. Auch große Denkerinnen und Denker wie Montaigne, Arendt, Jaspers und Sartre hätten schon darüber geschrieben, was wirkungsvolle Mittel gegen die Angst seien und wie man selbst ins Handeln komme. „Wenn mich eine Weltdepression packt, wenn ich verzweifelt bin, ist es ganz gut, beiseite zu treten, sich von außen anzuschauen und zu überlegen: Was genau mache ich damit?“
Denn es sei fatal, sich einzurichten in dem „Weltgefühl, dass wir zu Lebzeiten nichts mehr zu erwarten habe, dass es keine Chance gibt, unsere Welt zu verbessern“. Er halte es für ein gesellschaftliche und politisches Problem, “keine Erwartung mehr zu haben, dass wir diese Welt gestalten können“.
„Wir werden dann zu Zuschauern dieser Welt, lassen uns erfassen von einem Babylon-Berlin-Gefühl - und dann bewegt man nichts mehr. Man nimmt sich selbst als Spieler vom Schachbrett und kann die Verhältnisse nur noch ertragen.“
Der Podcast Talk mit K
Jeden Donnerstag um 7 Uhr gibt es eine neue Podcast-Folge „Talk mit K“, dem Talkformat des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie können ihn auf allen gängigen Podcast-Plattformen abrufen oder oben im Stream.