Isaak Guderian hat das Ticket nach Malmö gelöst. Beim deutschen Finale für den Eurovision Song Contest trat auch ein alter Bekannter an.
„Als hätte er 6 Stunden Playsi gezockt“Gemischte Reaktionen auf neue deutsche ESC-Hoffnung Isaak
Isaak ist die neue deutsche Hoffnung für den Eurovision Song Contest am 11. Mai in der schwedischen Stadt Malmö. Der junge Mann aus Westfalen setzte sich am Freitagabend in der wie üblich vom NDR ausgerichteten Show gegen seine acht Mitbewerber durch. Er löste damit das Ticket für den ESC, den im vergangenen Jahr die Schwedin Loreen mit ihrem Song „Tattoo“ gewonnen hatte.
In der Show „Eurovision Song Contest – Das deutsche Finale 2024“ entschied ein Publikums- und Juryvoting über den besten Song. Isaak aus dem nordrhein-westfälischen Espelkamp gewann mit „Always On The Run“ letztlich vor dem ESC-Veteran Matz Mutzke, der mit „Forever Strong“ nur auf dem zweiten Platz landete.
Beim Vorentscheid gab es, wie dann auch beim ESC am 11. Mai in Malmö, ein zweiteiliges Votum. 50 Prozent der Stimmen lieferte das Publikumsvoting, die anderen 50 Prozent waren die Entscheidung einer internationalen Jury aus acht Ländern. Isaak belegte im Publikumsvoting den ersten Platz. Auch bei der internationalen Jury stand Isaak am höchsten im Kurs. Er erhielt insgesamt 74 Punkte.
ESC-Experten sind Florian Silbereisen und Conchita Wurst
Zur Unterstützung der Kandidaten, aber nicht als Jury, versammelten sich mit Mary Roos, Riccardo Simonetti, Florian Silbereisen, Alli Neumann, Conchita Wurst und Rea Garvey einige prominente Gesichter auf der Gästecouch. Moderiert wurde die Sendung von Barbara Schöneberger.
Isaak ist bislang eher unbekannt. Er lernte schon früh Gitarre- und Klavierspielen und stand im Alter von zwölf Jahren als Straßenmusiker vor Publikum. Schließlich gewann er 2021 die Online-Talentshow „Show your Talent“. Unter Wettanbietern galt Isaak nicht als Favorit, sondern der Singer-Songwriter Ryk. Wettstatistiken waren in der Vergangenheit bei ESC-Wettbewerben oft ein guter Indikator.
Zu seinem Erfolgsrezept sagte Isaak im Anschluss an die Show: „Vielleicht war es die Ruhe, die ich mir bewahrt habe. Ich war 100 Prozent bei mir.“ Er habe alle Analysen und alle Spekulationen im Netz vorab ausgeblendet.
ESC-Hoffnung Isaak: gute Stimme, langweiliger Song
Die Reaktionen auf den deutschen ESC-Vorentscheid fallen durchwachsen aus. Vor dem Hintergrund des traditionell schlechten Abschneidens in den vergangenen Jahrzehnten wird allgemein bezweifelt, dass Isaak mit seinem Mainstream-Song die deutschen Chancen 2024 verbessern kann. Der Sänger habe zwar eine kraftvolle Stimme, das Lied aber wenig Wiedererkennungswert.
Deutschland werde sich mit dem 28-Jährigen zwar nicht blamieren, aber dennoch wieder weit hinten landen, meinen andere Kommentatoren
Andere User beim Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, meinen, Isaak müsse bis zu Malmö an seiner leicht unbeholfenen Performance deutlich etwas ändern.
Auch im Ausland rief der deutsche ESC-Beitrag bereits Reaktionen hervor. Der TikToker Adam Mc Callig machte sich über den nichtssagenden Refrain des Siegertitels lustig:
ESC-Blamage für Deutschland mit Lord of the Lost
Deutschland landete im vergangenen Jahr auf dem letzten Platz – die Band Lord of the Lost sammelte mit „Blood and Glitter“ nur 18 Punkte. Der letzte deutsche Sieg liegt schon lange zurück. 2010 holte Lena Meyer-Landrut den ersten Platz mit dem englischsprachigen Popsong „Satellite“. Seitdem gab es nur 2018 einen Lichtblick – Michael Schulte belegte mit „You Let Me Walk Alone“ den vierten Platz. Ansonsten war Deutschland immer weit hinten. Einen sicheren Platz hat Deutschland aber dennoch, da es zu den größten Geldgebern des ESC gehört.
Der NDR sendete die Show wie bereits 2023 nicht zur Prime Time, sondern „Eurovision Song Contest – Das deutsche Finale 2024“ startete erst um 22.20 Uhr – auch aufgrund eines „Brennpunkts“ zum Tod von Alexej Nawalny. 2,19 Millionen Menschen schauten laut Branchendienst DWDL am Freitagabend im Schnitt zu, immerhin rund 200.000 mehr als 2023, als „Unser Lied für Liverpool“ an den Start ging. Damals erzielte der deutsche Vorentscheid 11,3 Prozent Marktanteil, diesmal waren es 14,7 Prozent. (cme, mit dpa)