FilmförderungDie Filmstiftung NRW zieht von Düsseldorf nach Köln

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Walid Nakschbandi trägt ein weißes Hemd und ein dunkles Sakko und blickt in die Kamera

Walid Nakschbandi ist seit Januar dieses Jahres Geschäftsführer der Film- und Medienstiftung.

Schon zum Jahreswechsel soll die Film- und Medienstiftung ins Deichmannhaus am Kölner Hauptbahnhof ziehen.

Am kommenden Dienstag wird die Film- und Medienstiftung ihr jährliches Sommerfest feiern. Und zwar nicht in Düsseldorf, wo sie ihren Sitz hat, sondern in der Kölner Wolkenburg. Das ist nichts Neues, zeigt aber, dass Köln als Medienstandort in Nordrhein-Westfalen die größere Bedeutung hat als die Landeshauptstadt.

Im kommenden Jahr wird die Anreise für die Mitarbeiter der Stiftung allerdings kürzer ausfallen, denn wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, wird die Film- und Medienstiftung schon zum Jahreswechsel aus dem Medienhafen in Düsseldorf nach Köln umziehen. 

Wie zu hören ist, wird das Deichmannhaus direkt am Kölner Hauptbahnhof die Heimat für eine der größten Förderinstitutionen für Film und Medien in Europa. Offensichtlich gab es mit dem bisherigen Vermieter in Düsseldorf Unstimmigkeiten, in Köln kam nun also eine Einigung zustande. Die Verhandlungen liefen wohl schon seit längerer Zeit, man habe es „auf allen möglichen Kanälen“ versucht. Und die Stadt hat dem Vernehmen nach „sehr gutes Marketing gemacht“ und sehr um die Filmstiftung geworben.

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Das Deichmannhaus steht unmittelbar am Kölner Bahnhofsvorplatz

Ins Deichmannhaus - und damit in unmittelbare Nachbarschaft des Doms - zieht die Filmstiftung zum Jahresbeginn 2025.

Düsseldorf hingegen habe sich nicht besonders ins Zeug gelegt. Das vorherrschende Gefühl sei gewesen, dass die Spitze der Landeshauptstadt nicht um den Verbleib gekämpft habe. Die Stimmung in der Film- und Medienstiftung selbst ist nach Bekanntwerden der Umzugspläne durchwachsen, ist zu hören, da viele Mitglieder der Belegschaft in Düsseldorf verwurzelt seien.

Für den Medienstandort Köln ist diese Nachricht hingegen sehr positiv. Die Film- und Medienstiftung verfügt über ein Fördervolumen von 35 Millionen Euro und ist für die Film- und Medienbranche ein wichtiger Faktor. Seit ihrer Gründung hat sie an die 2800 Kinofilme mit mehr als 830 Millionen Euro unterstützt. Für NRW ist das lohnend, denn für jeden Euro Förderung müssen mindestens 1,50 Euro in NRW ausgegeben werden. Die Effekte für den Standort seien aber viel höher. Im Jahr 2022 wurden laut Stiftung 300 Prozent der Fördersummen im Land investiert, sodass die Gesamtherstellungskosten der geförderten Projekte mehr als 430 Millionen Euro betrugen. 

Gesellschafter der Film- und Medienstiftung sind zu jeweils 40 Prozent das Land Nordrhein-Westfalen und der WDR und zu je zehn Prozent das ZDF und RTL Deutschland. Initiiert wurde die regionale Filmförderung im Jahr 1991 in Form einer GmbH vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau und WDR-Intendant Friedrich Nowottny als Gründungsgesellschafter.

Der Filmstiftung wurden die Mittel um fünf Millionen Euro gekürzt

Seit Januar dieses Jahres ist Walid Nakschbandi Geschäftsführer der Filmstiftung, er folgte auf die langjährige Chefin Petra Müller, die selbst auch in Köln lebt. Nakschbandi soll ein großer Köln-Fan und Mitglied des 1. FC Köln sein, ist zu hören. Da wird ihm der Umzug seines Hauses in die größte Stadt NRWs sicherlich ganz recht sein. Aber neben persönlichen Vorlieben werden auch die Nähe zur Kunsthochschule für Medien (KHM) und die ifs internationale filmschule und somit zum dringend benötigten kreativen Nachwuchs eine wichtige Roll bei den Umzugsplänen gespielt haben. Außerdem ist Köln Sitz vieler großer Produktionsfirmen und Sender. Nicht umsonst gilt Köln als Deutschlands Fernsehhauptstadt.

Zu seinem Amtsantritt sah sich der neue Geschäftsführer erst einmal damit konfrontiert, dass die Filmstiftung fünf Millionen Euro weniger zu vergeben hat. Sie müsse sich als Reaktion „auf entscheidende Projekte konzentrieren, die für den Medienindustriestandort NRW und für die kulturelle Vielfalt einen Mehrwert leisten“, sagte Nakschbandi vor wenigen Tagen dem Online-Mediendienst DWDL. „Weniger Kleinteiligkeit, mehr Fokus“. Niemand habe etwas davon, „wenn wir mit der Gießkanne unterwegs sind, aber nicht nachhalten, ob die Kreativen alles gegeben und alles bekommen haben.“ Die Filmstiftung sei keine Bank, die einfach nur Geld verteile.

Laut Angaben der Film- und Medienstiftung erwirtschaften in NRW rund 27.000 Medienunternehmen mit 490.000 Beschäftigten einen jährlichen Umsatz von 132 Milliarden Euro. Die Filmstiftung fördert unter anderem Kinofilme in allen Phasen der Entstehung und Verwertung, darunter Arthouse-Produktionen, aber auch große Blockbuster. Das sorgt immer wieder auch für Kritik, weil in der Branche mancher fragt, warum Filme wie Sönke Wortmanns „Der Vorname“ so viel Unterstützung erhalten, während kleinere Firmen oft ums Überleben kämpfen. „Das ist keine Frage des ‚Entweder-oder‘, sondern des ‚Sowohl als auch‘. Internationaler Erfolg fördert das Interesse am Standort und belebt den kreativen Austausch“, sagte Nakschbandi DWDL zu diesem Thema.

Am Freitagmorgen wird Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Neuigkeit mit Nathanael Liminski, NRW-Medienminister und Chef der Staatskanzlei, offiziell verkünden. Die Filmstiftung wollte sich auf Anfrage dieser Zeitung am Donnerstag nicht zum Thema äußern.

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