François-Xavier Roths Vertrag in Köln wird aufgelöst, aber er fällt weich. Die Stadt sendet damit die falsche Botschaft.
François-Xavier Roths Abschied aus KölnEin verheerendes Signal
Nun herrscht Klarheit, die Ära Roth ist in Köln vorbei. Es ist eine gute Nachricht. Nach den Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen den Generalmusikdirektor ist das Vertrauensverhältnis wohl endgültig zerrüttet, zumal Roth unangemessene Textnachrichten in einer Stellungnahme eingeräumt hatte. Auch dem Publikum wären neuerliche Auftritte in Köln schwer zu vermitteln gewesen. An dieser Stelle lassen sich Künstler und Privatperson nicht voneinander trennen.
Die Entscheidung der Stadt, nicht mehr mit Roth zusammenzuarbeiten, ist also richtig. Die Umstände der Vertragsauflösung hingegen sind ein Schlag ins Gesicht aller Opfer sexueller Belästigungen, die mit sich ringen, ob sie ihre Geschichte öffentlich machen sollen. Es mag an vertragsrechtlichen Zwängen gelegen haben, dass die Stadt Roth zum Abschied üppige 200.000 Euro mit auf den Weg gibt. Die Botschaft ist dennoch: Ein mutmaßliches Fehlverhalten wird nicht bestraft, sondern zumindest finanziell sogar noch belohnt.
Roth fällt weich
Mindestens ebenso verheerend, wenn nicht sogar noch schlimmer ist aber die Tatsache, dass die Stadt mit dieser Vertragsauflösung auch die interne Aufarbeitung der Vorwürfe zu den Akten legt. Roth ist weg und für die Stadt ist das Kapitel damit also abgeschlossen. Die Me-Too-Debatte mag vieles zum Besseren verändert haben, aber dieser Fall zeigt einmal mehr, dass mutmaßliche Täter allzu oft keine schwerwiegenden Konsequenzen zu befürchten haben.
Vermutlich wird der SWR nach seiner absurd langen Prüfung der Vorgänge den Vertrag mit Roth auflösen, der öffentliche Druck ist wohl zu hoch. Aber es drängt sich der Verdacht auf, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Roth das nächste Engagement erhält. Wenn ein bisschen Gras über die Sache gewachsen ist, wird sich sicher ein neuer Arbeitgeber finden. Roth fällt weich. Und Opfer sexueller Belästigung werden sich in Zukunft noch länger überlegen, ob sie gegen Täter vorgehen. Das ist eine Tragödie.