Das Stück „Alles in Strömen“ des FWT wartet mit einer Soundcollage auf, um über die Rolle des Einzelnen im Kollektiv nachzudenken.
Freies Werkstatt TheaterWie ein Seminar in Achtsamkeit
Diejenigen sichtbar machen, die in unserer Leistungsgesellschaft nicht wahrgenommen werden. Das möchte das Kollektiv Polar Publik mit ihren performativen Theaterabenden erreichen. Wie ein Seminar in Achtsamkeit kommt denn auch dieser Theaterabend im Freien Werkstatt Theater daher. Rund um das Thema Resonanz dreht sich hier alles, wobei der Resonanzbegriff als griffige Metapher zur Beschreibung von Beziehungsqualitäten verwendet wird.
Während das Publikum sich in dem zu einer Lounge umgestalteten Theatersaal um Snare Drums, die zu Tischen umfunktioniert wurden, gruppiert, sorgt die Klangkünstlerin Oxana Omelchuk am Mischpult für eine erste, hier noch dunkle, akustische Grundierung. Drei Performerinnen (Schauspielerin Fiona Metscher und die Tänzerinnen Katherina Sim und Jimin Seo) suchen mit Mini-Synthesizern wie Wünschelrutengängerinnen den Einklang mit dem wummernden Soundteppich, bis ein Musikduo aus Sopranstimme (Ute Eisenhut) und E-Gitarre (Axel Lindner) die Soundcollage in vokale Jazzvariationen münden lässt.
Das Stück „Alles in Strömen“ im FWT lehnt sich an Ubuntu-Philosophie an
Damit ist von der Regisseurin Eva-Maria-Baumeister nach einer Viertelstunde der atmosphärische Rahmen gesteckt, in dem sich während der 90 Minuten die immersive Performance in einem theatralen Resonanzraum entwickelt. Inhaltlicher Ausgangspunkt des Abends ist die in südlich der Sarah gelegenen afrikanischen Ländern weit verbreitete Ubuntu-Philosophie. Die stellt dem hiesigen Individualismus eine Wertevorstellung entgegen, in der ein authentisches Individuum Teil eines größeren Ganzen ist.
In vier Schritten, die den dramaturgischen Bogen bilden, führt das Performance-Trio den Zuschauer durch die Vorstellung: Wahrnehmung des Gegenübers, Selbstwirksamkeit, Transformation, Unverfügbarkeit heißen die Eckpunkte, die nacheinander im performativen Spiel erläutert werden. Dass der Abend dabei spielerisch und improvisiert daherkommt, ist von der Regie gewollt. Doch gerade der verspielte Charakter der Performance, die zur Schau gestellte Unplanbarkeit, führen mitunter dazu, dass die Spannung immer wieder einmal abfällt und das Geschehen allzu beliebig und seltsam kraftlos wirkt. Nur gut, dass die Szenerie vielfach wechselt und der Reigen der unterschiedlichen Resonanzen trotz allem so sinnlich und originell daherkommt, um die Aufmerksamkeit immer wieder von Neuem zu entfachen.
Zur Veranstaltung
Alles in Strömen. Freies Werkstatt Theater. Zugweg 10,50677 Köln. Nächste Termine: 30 . + 31.3., 20 Uhr.