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Gegen den Hass gemaltAusstellung im Kölner NS-Dok zeigt Hommage an Felix Nussbaum

Lesezeit 3 Minuten

Grigory Berstein in seinem Kölner Atelier

  1. Der Maler Felix Nussbaum wurde mit dem letzten Deportationszug nach Auschwitz verschleppt und vermutlich dort ermordet.
  2. Im Kölner NS-Dokumentationszentrum zeigt jetzt der Kölner Künstler Grigory Berstein eine Hommage an Nussbaum.
  3. Berstein sagt über den Toten: Er hat die Nazis überlebt, denn seine Liebe ist geblieben.

Köln – Als die Nazis in Deutschland an die Macht kamen, war der Maler Felix Nussbaum gerade in Rom. Sein Berliner Atelier war bereits in Flammen aufgegangen, und so kehrte er nicht in seine Heimat zurück, sondern flüchtete ins scheinbar sichere Belgien. Als die Deutschen dort einmarschierten, wurde Nussbaum verhaftet. Während der Fahrt ins Gefangenenlager konnte er fliehen, danach versteckte er sich mit seiner Frau in Brüssel und malte weiter magisch-neusachliche Bilder einer aus den Grundfesten geratenen Welt. 1944 wurde Nussbaum verraten. Die Nazis verschleppten ihn im letzten Zug nach Auschwitz, wo er vermutlich starb.

Bersteins Werk handelt vom Verlorenen

Einige der Selbstporträts, die Nussbaum in der Bedrängnis malte, begegnen einem nun im Kölner NS-Dokumentationszentrum (NS-Dok) wieder – als Teile einer Collage, mit der Grigory Berstein das Leben Nussbaums malend nacherzählt. Diese „Interpretationen“ bekannter Motive, so Berstein, hatte der Kölner Künstler vor sechs Jahren für das von Architekt Daniel Libeskind entworfene Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück geschaffen. Dort hingen die großformatigen Papierarbeiten unter den Oberlichtern einer sich verengenden Rampe – der düstere Raum wurde vom Licht erhellt, das durch die Bilder fiel. Als Besucher konnte man buchstäblich in Nussbaums Leben und Werk eintauchen.

Dieser bewegende Effekt lässt sich im NS-Dok leider nicht wiederholen, denn in den ehemaligen Räumen der Kewenig Galerie im EL-DE-Haus gibt es nun einmal keine Oberlichter. Stattdessen hängen Bersteins nachempfundene Nussbaum-Collagen an den Wänden, und so verhält sich die Kölner Ausstellung zur Osnabrücker Installation wie der Entwurf zur Ausführung. Sie ist interessant und aufschlussreich, aber nicht dasselbe.

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Für Werner Jung, Direktor des NS-Dok, bieten Kunstausstellungen einen willkommenen anderen Zugang zum Auftrag seines Hauses: die Erinnerung an die NS-Verbrechen, und in dieser Hinsicht ist Grigory Berstein eine natürliche Wahl, um einen anderen Weg zu gehen. Der 1948 in Moskau geborene Maler beschäftigt sich mit dem Schicksal seiner von den Nazis zu großen Teilen ermordeten Familie, sein Werk kreist um das Abwesende und Verlorene – mit der Nussbaum-Installation erweiterte er seinen Familienkreis symbolisch. In einem zweiten Teil der Ausstellung sind daher Bersteins privatere Werke zu sehen: ein unbemerkt stürzender Ikarus, wie mit Ruß gemalte Beschwörungen eines Birkenwalds, eine skizzenhafte Flucht über die Dächer, ein Neugeborenes in scheinbarer, von Flammen oder der Morgenröte gefärbter Geborgenheit.

Berstein scheint seinen Frieden mit der Vergangenheit gemacht zuhaben. Für sein eigenes Werk gilt, was er über Nussbaum sagt: „Seine Malerei war Widerstand gegen den Hass. Und er hat den Kampf gewonnen, denn seine Liebe ist geblieben.“

„wächst das Rettende – Das kurze Leben des Felix Nussbaum“, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Appellhofplatz 23-25, Di.-Fr. 10-18 Uhr, Sa.-So. 11-18 Uhr, 4. Juni bis 9. August.