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Heinz-Mohnen-PlatzWarum Kölner Politiker die Ehrung eines Ex-Nazis jetzt zurücknehmen

Lesezeit 3 Minuten
Hein-Mohnen-Platz HEINEKAMP

Der Heinz-Mohnen-Platz auf dem Gelände des ehemaligen Kinderheims in Sülz

  1. Dass es eine Fehlentscheidung war, den ehemaligen Oberstadtdirektor Heinz Mohnen als Namensgeber für einen Platz zu ehren, steht für die Bezirkspolitiker in Lindenthal mittlerweile außer Zweifel.
  2. Entscheidend für diese Erkenntnis waren Recherchen des NS-Dokumentationszentrums.
  3. Wir erklären, inwiefern Heinz Mohnen als NS-Funktionär gewirkt hat – und wie es mit dem Platz weitergeht.

Köln – Auf Empfehlung des NS-Dokumentationszentrums will die Bezirksvertretung an diesem Montag ihren Beschluss aus dem Jahr 2011 zurücknehmen. Die Nazi-Vergangenheit Mohnens lässt dessen Würdigung auf Straßenschildern nicht zu, der Platz auf dem dem einstigen Kinderheim-Gelände in Sülz wird umbenannt.

Ein Gutachten des NS-Dok gibt Aufschluss über die Tätigkeiten Mohnens während des Nationalsozialismus. Er habe sich „aktiv in den Dienst des NS-Regimes gestellt“, urteilen die Historiker. Sie stützen ihre Aussage auf Archivunterlagen des Bundes, des Landes, der Stadt und der Universität zu Köln.

Im Alter von 19 Jahren schloss sich Mohnen 1933 der Sturmabteilung (SA) an. Im August 1935 schied er dort aus, offenbar aus gesundheitlichen Gründen, wie in den Akten vermerkt ist. „Einer von ihm gewünschten Zuweisung in die SA-Reserve wurde aufgrund seines jungen Alters nicht entsprochen“, heißt es in dem Gutachten. In seinem Entnazifizierungsverfahren Ende der 1940er-Jahre habe Mohnen Schriftstücke vorgelegt, nach denen der Ausschluss aus der SA wegen „Interesselosigkeit“ erfolgt sei.

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NS-Dok deckte Widersprüche auf

1933 und 1935 bewarb sich Mohnen für den „Freiwilligen Arbeitsdienst“, wurde jedoch nach Musterung für untauglich befunden. Im Mai 1937 trat er in die NSDAP ein. Seit 1939 war Mohnen, ein promovierter Jurist, laut Zeugnis eines Kommandanten für die Partei als „Politischer Leiter“ aktiv. In einem 1940 von ihm selber verfassten Lebenslauf gab Mohnen an, als Blockleiter in der Ehrenfelder „Ortsgruppe Kleistpark“ tätig zu sein. „Die Position als ehrenamtlicher Parteifunktionär deutet darauf hin, dass sich Mohnen im Sinne der NSDAP bewährt hatte“, schreiben die Gutachter. Blockleiter hätten „umfassende Kontrollaufgaben“ wahrgenommen. Sie gelten als „kleinste Rädchen in einer umfassenden Maschinerie des Terrors“.

In Bezug auf Mohnens Einsatz als Soldat deckte das NS-Dok einen weiteren Widerspruch auf. In dem Fragebogen, den er im Rahmen seines Entnazifizierungsverfahrens ausfüllte, behauptete Mohnen, zu dem Zeitpunkt Richter am Landgericht, während des Krieges einem Panzergrenadier-Regiment angehört zu haben, zuletzt im Rang eines Feldwebels. Nach Auskunft des Bundesarchivs kann das jedoch nicht stimmen. Mohnen soll an einer Sonderformation der Wehrmacht angehört haben. Die Einheit diente als „verwaltungs-und organisationstechnische Basis der Agenten und V-Leute der Abwehr“.

„Konsens mit dem Regime“

Ob Mohnen aus Karrieregründen oder aus innerer Überzeugung das Regime unterstützte, halten die Gutachter im Zusammenhang mit der Platzbenennung für unerheblich. „Denn unabhängig davon drücken die Zugehörigkeiten von Heinrich Mohnen zu mehreren NS-Organisationen und seine Übernahme von verantwortlichen Positionen nach außen einen Konsens mit dem Regime aus.“

Wie konnte es dazu kommen, dass die Bezirkspolitiker einen aktiven Nationalsozialisten würdigten? Es ging wohl vor allem darum, Angehörigen Mohnens einen Gefallen zu erweisen. Es habe damals „Anregungen aus dem Familienkreis“ gegeben, Mohnen zu ehren, teilte das Presseamt mit. Der Beschluss erfolgte gegen anderslautende Namensvorschläge der Verwaltung und gegen die Stimmen der Grünen.

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Niemand kam auf die Idee, die Geschichte des SPD-Manns zu hinterfragen, der von 1965 bis 1977 die Verwaltung geführt hatte – obwohl das bei der Vergabe von Straßennamen so vorgesehen ist. Die Begründung der Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker (CDU): Man sei davon ausgegangen, dass die Vergangenheit eines Oberstadtdirektors überprüft worden sei, bevor man ihm ein solches Amt überantwortete. Nachdem der „Express“ 2019 Mohnens Nähe zum NS-Regime enthüllt hatte, wurde das NS-Dok dann doch noch hinzugezogen.