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„Gloria“ von Sam SmithDas selbstbewusste Portrait eines queeren Weltstars

Lesezeit 3 Minuten
Der britische Popstar Sam Smith präsentiert sich mit blondierten Haaren und ausdrucksvollem Blick zum Erscheinungstag seines Albums.

Das vierte Album des britischen Weltstars Sam Smith erschien am 27.Januar 2023.

Sam Smith präsentiert sich auf dem neuen Album „Gloria“ ehrlich, frei und aktivistisch. Der nicht-binäre Popstar kommt am 8. Mai auch nach Köln in die Lanxess-Arena.

„Jetzt bin ich fast 30 und sowas von durch mit Liebesliedern“, verkündet Sam Smith auf „I’m Not Here To Make Friends“, dem elften von 13 Liedern auf dem neuen Album „Gloria“.

Dabei begann die Karriere des mittlerweile 30-jährigen, nicht-binären Weltstars vor neun Jahren mit hochemotionalen Charterfolgen wie „Stay With Me“ und „I'm Not The Only One“.

Waren Smiths frühere Werke noch viel von Selbstzweifeln und Trennungsschmerz geprägt, so geht es in „Gloria“ darum, sich selbst zu akzeptieren und lieben zu lernen. „Ich empfinde das als eine emotionale, sexuelle und spirituelle Befreiung“, sagte Smith im Interview mit der BBC, „seltsamerweise fühlt sich dieses Album so an, als ob es mein erstes wäre, als ob ich jetzt endlich erwachsen werde.“

„Gloria“ von Sam Smith: Selbstliebe und neue Musikstile

Nach dem gospeligen Wohlfühl-Intro „Love Me More“ prägt sich die neu gefundene Selbstliebe des britischen Popstars wohl am markantesten auf „Unholy“ aus.

Das Duett mit der in Köln geborenen Sängerin Kim Petras lädt mit tonnenschweren Bässen dazu ein, erotisch das Tanzbein zu schwingen, während die beiden den Stripclubbesuch eines Familienvaters besingen. Mit „Unholy“ wurde Sam Smith im Oktober die erste nicht-binäre Person und Kim Petras die erste Trans-Person an der Spitze der britischen und US-Charts.

Begleitet von der kanadischen Sängerin Jessie Reyez, dem jamaikanischen Reggae-Star Koffee und Ed Sheeran schreitet Sam Smith auf „Gloria“ von Lied zu Lied und beweist dabei ein gutes Ohr – und vor allem eine gute Stimme - für verschiedenste Musikstile. Die Pop-Balladen hat Smith hinter sich gelassen.

LGBTQIA*-Geschichtsstunde mit Sam Smith

Der queere Weltstar zeigt sich so vielseitig, verletzlich und aktivistisch wie nie zuvor. Mit zwei kurzen Audiomontagen begibt sich Sam Smith auf die Spuren der Geschichte des Queer-Aktivismus. In „Hurting Interlude“ ist ein Ausschnitt aus dem Kurzfilm „Gay and Proud“ von der Queer-Rights-Pionierin Lilli Vincenz über die erste Pride-Demonstration im New York der 1970er zu hören. Untermalt von herzzerreißenden Streichern erzählt eine Stimme von der Einsamkeit, die ein nicht-heteronormatives Leben mit sich bringen kann.

„Dorothy’s Interlude“ ist eine Anspielung auf die Schauspielerin und Gay-Ikone Judy Garland, die in der Hauptrolle von „Der Zauberer von Oz“ die Originalversion des Liedes „Over the Rainbow“ singt, welches wiederum die heute weltweit bekannte Regenbogenflagge inspirierte. Garlands Beerdigung am 27. Juni 1969 gilt als Auslöser für den Stonewall-Aufstand in New York, da Homosexuelle sich noch in derselben Nacht zum ersten Mal gegen die Polizei wehrten – der Ursprung der heutigen Pride-Bewegung.

Es ist die Mischung aus musikalischer Vielfalt, schamloser Ehrlichkeit und einer ermutigenden Agenda, die „Gloria“ zu einem frühen musikalischen Highlight des Jahres auszeichnet. Fans dürfen sich also darauf freuen, wenn Sam Smith diese Energie am 8. Mai auch in die Lanxess-Arena nach Deutz bringt.