Kennen Sie jemanden, der nicht weiß, wer Günther Jauch ist? Vermutlich nicht. Vor einigen Jahren ergab eine „Hörzu“-Umfrage, dass 96 Prozent der Befragten Günther Jauch (damals in seiner Rolle als ARD-Talker) bekannt war. Einen höheren Wert erreichte kein anderes TV-Gesicht.
Es ist ein Spitzenplatz, der nicht verwundert, denn Jauch, der an diesem Dienstag seinen 65. Geburtstag feiert, ist aus dem deutschen Fernsehen seit Jahrzehnten nicht wegzudenken.
Nach einer Karriere im Unterhaltungsfernsehen sah es bei Jauch zunächst nicht aus. Mit einem „ruhmlosen 3,1-Abitur“ in der Tasche studierte er Jura in Berlin, brach das Studium jedoch bald ab und ging an die Deutsche Journalistenschule in München. Beim Hörfunk des Bayerischen Rundfunk lernte er dann einen gewissen Thomas Gottschalk kennen.
Die beiden fielen durch ihre lockere Art auf – und legten im Radio den Grundstein für ihre erfolgreichen Fernsehkarrieren. Bis heute ist Gottschalk einer der wenigen, die Jauch duzt.
Mit knapp 30 der Wechsel ins Fernsehen
Mit knapp 30 wechselte der in Münster geborene und in Berlin aufgewachsene Jauch ins Fernsehen. Nach diversen Sendungen in den dritten Programmen wurde er einem breiteren Publikum bekannt, als er 1988 Moderator von „Das aktuelle Sportstudio“ wurde.
Dem Sport blieb er auch nach seinem Wechsel zu RTL lange treu, er verschaffte ihm einen seiner größten – und gänzlich ungeplanten – Erfolge. Als beim Champions-League-Halbfinale im Jahr 1998 zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund kurz vor Anpfiff ein Tor umfiel und nicht sofort ersetzt werden konnte, mussten Marcel Reif und Jauch die Zeit überbrücken.
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Mehr als eine Stunde berichteten die beiden darüber, dass es nichts zu berichten gab und sorgten beim Publikum mit Sätzen wie „Für alle die, die nicht rechtzeitig eingeschaltet haben, (…) das erste Tor ist schon gefallen“ für gute Laune. Dafür gab es den Bayerischen Fernsehpreis und eine Nominierung für den Grimme-Preis.
Seriös und gleichzeitig unterhaltsam
Dieser „Torfall von Madrid“ ist ein gutes Beispeiel dafür, was Jauch bis heute so populär macht. Er kann die manchmal ziemlich schwere Kunst der Unterhaltung ganz leicht aussehen lassen.
Das beweist er vor allem im Dauerbrenner „Wer wird Millionär?“, den er seit 1999 moderiert, regelmäßig. Die Zuschauer finden Jauch seriös und nehmen ihn ernst – sonst hätten sie ihn wohl auch nicht als Moderator seiner ARD-Polittalkshow akzeptiert –, gleichzeitig hat er sich einen gewissen lausbubenhaften Charme bewahrt, der sie unterhält.
Mag er auch einer der prominentesten Deutschen sein, man kann sich ihn dennoch irgendwie in der Nachbarschaft beim Rasenmähen vorstellen.
Diese scheinbare Nahbarkeit ist umso erstaunlicher, weil Jauch sein Privatleben konsequent von der Öffentlichkeit abschirmt. Immer wieder geht er juristisch gegen Klatschblätter vor, die Unwahrheiten über ihn verbreiten. Man weiß über ihn, dass er verheiratet ist, vier Töchter hat und in Potsdam lebt.
Er ging unter die Winzer
Auch dass er vor einigen Jahren unter die Winzer gegangen ist und ein Weingut erworben hat, weiß man. Viel mehr wurde aus seinem Privatleben in all den Jahren nicht bekannt.Das änderte sich erst dieses Jahr, als Jauch nach eigener Aussage zum ersten Mal eine Sendung ausfallen lassen musste. Der Moderator hatte sich mit dem Corona-Virus infiziert.
In der RTL-Liveshow „Denn sie wissen nicht, was passiert“ war er sichtlich angeschlagen per Videoschalte zu sehen. „Ich habe viel gelesen, aufgeräumt und tatsächlich auch deutlich mehr ferngesehen als sonst“, sagte Jauch über diese Zeit.
Weil er jedoch ein Gesicht der Impfkampagne der Bundesregierung war, schlug ihm plötzlich im Internet viel Hass entgegen. Er habe massenhaft Drohmails erhalten, berichtete Jauch.
Es wird eine ungewohnte Erfahrung für ihn gewesen sein. Denn Jauch ist nicht nur der bekannteste, sondern laut vieler Umfragen auch der beliebteste Moderator Deutschlands. Und es sieht nicht so aus, als würde sich daran so schnell etwas ändern.