Köln – „Schule mit Corona – Wie sicher sind unsere Schüler?“, „Tanz mit Haien – Wie Lukas das Leben im Meer studiert“, „Leben ohne Hände und Füße – Wie eine Infektion Alenas Leben für immer veränderte“, „Osmanen Germania – Rocker-Aussteiger packt aus“ Schaut man auf die Youtube-Startseite der RTL-Sendung „Stern TV“, dann fällt vor allem eines auf: Die Themen-Mischung ist – vorsichtig formuliert – ziemlich wild.
Bei dem Kölner Sender nennen sie das allerdings lieber anders, dort bezeichnen sie „Stern TV“ als die letzte große Wundertüte im Deutschen Fernsehen. Und die wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. Steffen Hallaschka, der die Moderation im Januar 2011 von Günther Jauch übernahm, formuliert es so: „Der Markenkern ist noch ähnlich wie der in den Neunzigern. Es ist die beschriebene Wundertüte. Es ist ein Format ohne inhaltliche und formale Grenzen. Wir machen vom Kindergeburtstag bis zur politischen Debatte eigentlich alles in der Sendung.“
Los ging es im April 1990, doch aufgrund der Corona-Pandemie verschob RTL die große Geburtstagssendung in den September. In der Regel wird „Stern TV“ am späten Mittwochabend live aus den Nobeo-Studios in Hürth gesendet. Und die Grenzen zwischen Boulevard mit auch mal einem Hang zum Voyeurismus und Relevanz sind fließend. Das heißt dann eben, dass vom großen Matratzentest, für den einfach mal an Haustüren geklingelt wird, bis zum Interview mit dem früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow im Jahr 1992 alles möglich ist.
An diesem Prinzip halte man fest, sagt Günther Jauch, der mehr als 20 Jahre das Gesicht der Sendung war: „Wir haben immer noch den Anspruch, mit der Sendung das gesellschaftliche Leben ohne Scheuklappen abzubilden.“
Viele Stars zu Gast
In mehr als 1400 Sendungen nahmen insgesamt 10 700 Studiogäste in den roten „Stern TV“-Sesseln Platz. Darunter waren in den ersten Jahren mit Angela Merkel und Gerhard Schröder zwei spätere Bundeskanzler. Aber auch internationale Stars, die man sonst eigentlich eher bei „Wetten, dass..?“ vermutete, fanden den Weg zu RTL. Celine Dion, Sylvester Stallone, Siegfried und Roy, David Copperfield, Claudia Schiffer oder Sting waren zu Gast. Auch Sportler wie Steffi Graf, Michael Schumacher, Henry Maske, Dirk Nowitzki, Franz Beckenbauer, Philipp Lahm oder Toni Kroos kamen vorbei.
Der Besuch von sehr prominenten Zuschauern ist allerdings in den vergangenen Jahren seltener geworden, wohl auch, weil in unser durch Social Media geprägten Zeit niemand mehr ein TV-Format braucht, um Neues von seinem Lieblingsstar zu erfahren.
30 Jahre sind im schnelllebigen Fernsehgeschäft eine sehr lange Zeit, zumal bei einem Privatsender. Das schaffen nicht viele Formate. Die Quoten sind zwar leicht rückläufig, aber das zweistündige Format kann sich auf sein Stammpublikum verlassen. Und auf Joey Kelly. Der Musiker und Extremsportler ist Dauergast in „Stern TV“, man könnte fast sagen, er gehört zu Inventar. Zuletzt konnte man ihm dabei zusehen, wie er mit einem alten Bulli nach Peking fuhr.
Die Langlebigkeit der Sendung hat allerdings auch zur Folge dass „Stern TV“ in der öffentlichen Wahrnehmung in den vergangenen Jahren meistens unter dem Radar bleibt. Die großen Themen setzt das Magazin nur noch selten. Zuletzt gelang das vielleicht 2011, als sich die Kölner Komikerin und Schauspielerin bei „Stern TV“ nach einer langen Schlaganfall-Pause mit einem berührenden Auftritt zurückmeldete.
Große Sondersendung
RTL zeigt am Mittwoch, 2. September, um 20.15 Uhr eine vierstündige Sondersendung „Stern TV“ mit Höhepunkten aus drei Jahrzehnten. Neben Steffen Hallaschka ist auch Günther Jauch dabei.