AboAbonnieren

Streaming-TippIn „High School“ finden Zwillinge erst die Liebe zur Musik und dann zueinander

Lesezeit 4 Minuten
Die Zwillinge Tegan and Sara sitzen auf dem Boden mit einer Gitarre

Es ist die Liebe zur Musik und zum Songschreiben, welche Sara (rechts, Seazynn Gilliland) und Tegan (Railey Gilliland) zueinander finden lässt.

Die neue Coming-of-Age-Serie „High School“ auf der Amazon-Prime-Plattform „Freevee“ präsentiert die Geschichte der kanadischen Indieband Tegan and Sara.

Coming-of-Age-Serien, also Geschichten über das Erwachsenwerden, sind in der Streaming-Welt sehr beliebt und zumeist auch gut gemacht. Zuletzt landete Netflix mit „Wednesday“ einen Hit, bei HBO/Sky läuft seit Jahren erfolgreich das Teen-Drogen-Drama „Euphoria“. Bei Amazon gibt es jedoch wenig Angebot aus dieser speziellen Kategorie. Mit „High School“ ändert sich das jetzt. Auf der Amazon Prime-Plattform „Freevee“ startet eine der besten Coming-of-Age-Shows der vergangenen Jahre.

Oscar-Nominierte Zwillinge

„High School“ basiert auf den gleichnamigen Memoiren des Musikerinnen-Duos Tegan and Sara Quinn. Wie der Titel schon vermuten lässt, befasst sich das autobiografische Buch mit den Schuljahren der beiden Kanadierinnen. Sie schauen auf mittlerweile zehn Alben zurück, verbuchen eine Oscar-Nominierung inklusive Auftritts bei der Preisverleihung und touren regelmäßig über den gesamten Planeten. Zudem führen sie eine Stiftung, die Menschen aus der LGBTQ-Gemeinde hilft. Sie sind vielleicht keine Weltstars, aber zumindest weltbekannt.

Die Musikerinnen Tegan und Sara sitzen auf einem Sofa

Die echten Musikerinnen Tegan und Sara sind ausführende Produzenten der Serie

Doch auch wer noch nie einen Song von „Tegan and Sara“ gehört hat, wird mit „High School“ etwas anfangen können. Erst in Folge fünf von insgesamt acht halbstündigen Episoden nehmen die eineiigen Zwillinge zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand. Das ist dann allerdings auch gleichzeitig einer der emotionalsten Momente der gesamten Serie.

Tegan and Sara auf der Bühne in der Live Music Hall

Tegan and Sara bei ihrem letzten Auftritt in Köln im Jahr 2017.

Wir lernen Tegan und Sara kennen, als sie nach den Sommerferien 1995 auf eine neue Schule gehen. Aus der Stadt sind sie zuvor mit ihrer Mutter Simone (Cobie Smulders) und Stiefvater Patrick (Kyle Bornheimer) in einen beschaulichen Vorort von Calgary gezogen. Während des Sommers hat Sara zu der gemeinsamen Freundin der Zwillingsschwestern Phoebe (Olivia Rouyre) eine intimere Beziehung aufgebaut. Tegan ist plötzlich nur noch das fünfte Rad am Wagen. Ein Streit der Geschwister führt schließlich dazu, dass Tegan ihrer Schwester ein Veilchen verpasst. Eine Aktion, die sie nachher damit erklärt, dass sie eigentlich daneben schlagen wollte, aber einfach nicht gut gezielt hat. Ein hervorragender Trick von Regisseurin Clea DuVall, da der Zuschauer die Zwillinge anhand des blauen Auges gut unterscheiden kann. Später helfen dabei die Halsketten der Schwestern. Während Saras Hals ein Yin-Yang-Zeichen schmückt, trägt Tegan die gesamte Staffel eine Regenbogenkette.

Die Musik bringt die Zwillinge wieder zurück zueinander

Sara möchte frisch verliebt möglichst viel Zeit mit Phoebe alleine verbringen. Die alleingelassene Tegan lernt derweil in der Schule die freche Maya kennen, die sie vor einem Bully beschützt und auch außerhalb der Schule immer mehr zur besten Freundin wird. Sara und Tegan machen also gleichzeitig die ersten lesbischen Erfahrungen, ohne davon einander zu erzählen. Es herrscht eine Art Eiszeit zwischen den Zwillingen, die jedoch ohne größeren Streit verläuft. Erst als Sara beim gemeinsamen Aufräumen des heimischen Kellers die Gitarre ihres Stiefvaters entdeckt, finden auch die Geschwister über die Musik zurück zueinander.

Gespielt werden Tegan und Sara von Railey (Tegan) und Seazynn Gilliland (Sara), ebenfalls eineiige Zwillinge, die die echte Tegan beim Durchstöbern der Social-Media-Plattform TikTok entdeckt hat. Railey und Seazynn sind Schauspiel-Neulinge, wissen aber in jeder Szene zu überzeugen und spielen mit einer Routine, als hätten sie ihr gesamtes Leben nichts anderes gemacht.

Die Eltern und die Zwillinge zusammen in einem Zimmer

Cobie Smulders (rechts) überzeugt als liebevolle Mutter der beiden Zwillinge.

„High School“ ist aber nicht nur eine Coming-of-Age-Story, sondern beleuchtet auch die Erziehung der Mutter, die im Leben von Tegan und Sara Quinn tatsächlich eine große Rolle spielt. Hier kann auch Cobie Smulders überzeugen. Eventuell, ist es sogar ihre beste Rolle bisher. Als Therapeutin muss sich nicht nur mit ihren Patienten und den heranwachsenden Zwillingen, sondern auch ihren eigenen Dämonen kämpfen. Am Ende bleibt jedoch auch für die junge Mutter die Erkenntnis: The kids are allright.

Wer nach der achten Folge noch mehr von Tegan and Sara hören möchte, dem sei das Album „Hey, I'm Just Like You“ ans Herz gelegt. Hier haben die Zwillinge alte Songs, die aus ihrer Schulzeit stammen, neu aufgelegt. Der erste Song jedoch, den Sara je geschrieben hat, ist im Original nur auf dem Hörbuch zu „High School“ zu hören. Es gibt also noch viel zu entdecken, wenn nach acht Folgen der Abspann dieser Tegan-and-Sara-Serie läuft.


„High School“ ist eine der ersten Serien, die für den freien Streaming-Dienst von Amazon „Freevee“ produziert wurde. Die Serie kann in der Prime Video-App kostenlos gestreamt werden, allerdings auch mit Abo wird Werbung eingeblendet.