Hollywoodstar John Goodman„Filme zu drehen ist sehr langweilig“
- John Goodmans neuester Film „Captive State“ ist eine apokalytische Vision der nahen Zukunft.
- Im Interview spricht der Filmstar über Hollywoods Lust am Untergang, seine miesesten Jobs und wie er die Leidenschaft fürs Kino wiederfand.
Köln. – Seit 40 Jahren ist John Goodman eine unverwechselbare, unerschütterliche Größe auf Leinwand, Bildschirm und Bühne. Anlässlich der Premiere seines Science-Fiction-Thrillers „Captive State“, in dem die Welt von Außerirdischen heimgesucht wird, sprachen wir mit dem 68-Jährigen, der mit der Fernsehserie „Roseanne“ berühmt wurde und in Filmen wie „The Big Lebowski“ brillierte.
Herr Goodman, „Captive State“ handelt von einer postapokalyptischen Gesellschaft, einem Großstadtalltag nach der Katastrophe, die in diesem Fall eine Alien-Invasion ist. Warum ist das Kino eigentlich so besessen vom Weltuntergang?
Wahrscheinlich, weil wir inzwischen auch in der Realität jeden zweiten Tag den Eindruck haben, die Welt würde untergehen. Katastrophen aller Art liegen in der Luft, meinen Sie nicht? Von daher kann ich mir nur vorstellen, dass Hollywood uns da eine perfide Art des Eskapismus präsentiert. Nach dem Motto: Seht nur, es könnte alles noch schlimmer sein.
Mein Einfluss auf die Zukunft ist minimal
Sind Sie selbst jemand, der sich Sorgen um die Zukunft macht?
Ich habe über die Jahre versucht mich dazu zu bringen, mir vor allem über das Hier und Jetzt Gedanken zu machen. Die Vergangenheit ist eh nicht zu ändern, und mein Einfluss auf die Zukunft ist minimal. Aber die Gegenwart kann ich zumindest ein bisschen gestalten. Ich rechne fest damit, dass ich in eine echte Krise gerate, wenn ich zu intensiv darüber nachdenke, was auf uns zukommt. Deswegen verbiete ich mir das.
Verfolgen Sie die Nachrichten? Oder ziehen die auch zu sehr runter?
Nachrichten müssen schon sein, denn da geht’s ja um die Gegenwart. Hier in den USA befinden wir uns seit geraumer Zeit in einer ziemlich unglücklichen Lage, da will ich unbedingt auf dem Laufenden bleiben. Wobei es ja dieser Tage leider immer schwieriger wird, halbwegs objektive Nachrichten bekommen statt irgendwelcher Storys, die in einer bestimmten Absicht geschrieben wurden.
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Noch mal zurück zur Arbeit. Sie sind seit über 40 Jahren Schauspieler. Immer mit der gleichen Leidenschaft?
Ich sage es mal so: Ich habe meine anfängliche Leidenschaft inzwischen wiedergefunden. Ich mache da immer verschiedene Phasen durch. Filme zu drehen ist ehrlich gesagt unglaublich langweilig. Man sitzt ewig herum, man ist weit weg von zu Hause – das hinterlässt Spuren. Vor allem, wenn man mehrere Filme nacheinander dreht. Außerdem macht man immer wieder schlechte Erfahrungen, steckt Herzblut in eine Sache, und das Endergebnis ist trotzdem Mist. Aber vor einigen Jahren ging ich nach London und stand mal wieder in einem Theaterstück auf der Bühne. Das war aufregend, ich war nicht mehr in meinem Element. Dadurch wurde mein Feuer wieder entfacht.
Ich musste Quatsch übers Telefon verkaufen
Ans College gegangen sind Sie damals mit einem Football-Stipendium, bevor Ihre Sportlerkarriere durch eine Verletzung gestoppt wurde. Haben Sie das je bedauert?
Nein, denn heute weiß ich längst, dass die Schauspielerei nicht nur ein Ersatz dafür war, sondern meine eigentliche Berufung ist. Das ist viel mehr als ein Job und war etwas, womit ich mich von Beginn an wohlgefühlt habe. Durch die Schauspielerei habe ich mein Interesse für Sprache und Literatur entdeckt und durfte die Welt sehen. Dass wäre mit Football sicherlich nicht der Fall gewesen.
Bis sich damals der Erfolg einstellte, dauerte es allerdings eine ganze Weile. Was waren die seltsamsten Nebenjobs, mit denen Sie sich über Wasser hielten, als Sie von der Schauspielerei noch nicht leben konnten?
Am schlimmsten war es, als ich mal ein paar Wochen allen möglichen Quatsch übers Telefon verkaufen musste. Mein Knie war kaputt, weswegen ich einen Gips hatte und mich kaum bewegen konnte. Es war mitten im Sommer und ich musste wahllos Leute anrufen und ihnen nutzloses Zeug andrehen. Ganz schräge Sache. Zum Glück war ich so schlecht, dass ich relativ schnell gefeuert wurde.
Erst Ende der 80er Jahre wurden Sie durch die Serie „Roseanne“ schlagartig berühmt. Konnten Sie das genießen?
Genossen habe ich die Arbeit. „Roseanne“ war eine der besten und wichtigsten Erfahrungen meines Lebens. Aber der Ruhm traf mich unerwartet und war lange Zeit nichts, womit ich mich wohlgefühlt hätte. Der Verlust der Anonymität war ziemlich furchterregend. Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich mich mit diesem Aspekt meines Jobs arrangiert habe.