Unter dem WeihnachtsbaumDas sind die Geschenktipps des Kultur-Ressorts
Köln – In gut zwei Wochen ist Weihnachten. So langsam wird es Zeit, die passenden Geschenke zu besorgen. Die Suche kann sich schwer gestalten. Daher finden Sie hier ein paar Tipps aus unserem Kultur-Ressort.
Literatur
Unsere Autorin des „Buchs für die Stadt“, Nadifa Mohamed, konnte wegen der Pandemie nicht nach Köln reisen, aber Lesen ist virenresistent. Deswegen sollten Sie sich unbedingt in den „Garten der verlorenen Seelen“ (C.H. Beck, 12 Euro) vertiefen – ein Roman über den Bürgerkrieg in Somalia, der uns das Land intensiv nahebringt. (Frank Olbert)
Mein Buch des Jahres ist eines über eine Pandemie, die die Menschheit seit Jahrzehnten beschäftigt. Rebecca Makkai schreibt in „Die Optimisten“ (Eisele, 24 Euro) über eine Gruppe schwuler Freunde, die im Chicago der 80er Jahre miterleben muss, wie einer nach dem anderen an Aids stirbt. Traurig, ergreifend und dennoch hoffnungsvoll. (Anne Burgmer)
Lange nicht mehr so viel gelesen, danke 2020. Betört und erschüttert hat mich „Irrfahrten der Wissenschaft“ (Suhrkamp, 22 Euro) von Benjamín Labatut. Der chilenische Autor erzählt von Physikern, Chemikern und Mathematikern des 20. Jahrhunderts und ihren welterschütternden, schrecklichen Entdeckungen. Präzise, poetisch, unerhört. (Christian Bos)
Zugegeben: Ich bin kein Literatur-Profi. Während des Lockdowns habe ich dennoch ein Buch entdeckt, das mich gefesselt hat: „Football Leaks“ (Spiegel, ca. 10 Euro). Kein Geheimtipp, dennoch tolle Einblicke in die Unterwelt des Sports. Teil eins habe ich noch nicht durch. Dennoch ist klar: Teil zwei muss schnellstmöglich in meinen Besitz. (Lukas Eisenhut)
Im Grunde braucht man gar nicht zu wissen, warum einen ein Buch in seinen Bann zieht, zumal bei zu viel Grübelei über das Warum eben jener Bann zu brechen droht. Trotzdem lohnt sich die Lektüre von „Die Schlange im Wolfspelz“ (Rowohlt, 34 Euro), ein Buch, in dem Michael Maar den Geheimnissen großer Bücher tatsächlich auf die Spur kommt. (Michael Kohler)
Musik
Möglicherweise habe ich die Platte schon im vergangenen Jahr zu Weihnachten wärmstens empfohlen, weil kurz zuvor ein Dokumentarfilm über Miles Davis im Kino lief. Aber „Kind of Blue“ (um die 20 Euro) hat mich durch dieses Jahr begleitet und es dem Titel zum Trotz ein bisschen weniger traurig gemacht. Vor allem natürlich der Opener „So What“. (Frank Olbert)
Ich liebe Taylor Swift spätestens seit sie mir zum erstem Mal mit „Shake It Off“ gute Laune machte. Auf ihrem im Juli veröffentlichten Album „folklore“ (ca. 15 Euro), entstanden in Selbstisolation, zeigt sie sich von einer anderen Seite und hat mir so den Soundtrack zum Corona-Jahr 2020 beschert. Melancholisch, poetisch und wunderschön. (Anne Burgmer)
Es gab herausragende Lockdown-Alben – Adrianne Lenkers „Songs and Instrumentals“, Taylor Swifts „folklore“. Verschenken werde ich indes die Alben des anonymen Londoner Kollektivs Sault: „Untitled (Black Is)“ und „Untitled (Rise)“ (Vinyl jeweils ca. 37 Euro) – beide inspiriert von der Black Lives Matter-Bewegung, beide so dringlich wie tanzbar. (Christian Bos)
So praktisch Streaming-Dienste wie Spotify und Apple Music auch sind: Sie rauben der Musik ihren Wert. Wie wäre es da, dem entgegenzuwirken und einen Plattenspieler zu verschenken? Vinyl hat seinen eigenen Charme und lässt das Musikhören zum Erlebnis werden. Schöne alte Plattenspieler gibt es restauriert in Kölner Plattenläden zu kaufen. (Lukas Eisenhut)
Das Autofahren erlebt in Coronazeiten eine gefühlte Renaissance und ist beinahe so toll wie Zuhause-Bleiben. Immerhin gibt es dazu mit dem Film-Soundtrack von „Drive“ (CD, ab ca. 8 Euro) eine gleichermaßen gruselige wie somnambule und deswegen absolut angemessene Musikbegleitung. Nur echt mit „Nightcall“ von Kavinsky und Lovefoxxx. (Michael Kohler)
Bildband
Drei Bände haben Reinhard Matz und Wolfgang Vollmer bereits vorgelegt, in denen sie die Geschichte Kölns im 20. Jahrhundert in Bild und Schrift erzählen. Nun erscheint das Prequel, „Köln von Anfang an“ (50 Euro), mit dem sie ebenso kenntnisreich wie qualitätsbewusst sozusagen die kölnische Vorgeschichte dazu erzählen. Ein prachtvolles Buch. (Frank Olbert)
Im September 2019 legte die Polarstern in Richtung Arktis ab – an Bord ein internationales Forscherteam, das die Auswirkungen des Klimawandels auf das ewige Eis erkundet. Der Bildband „Expedition Arktis: Die größte Forschungsreise aller Zeiten“ (Prestel Verlag, 50 Euro), der die TV-Doku ergänzt, liefert dazu beeindruckende Bilder. (Anne Burgmer)
Der Corona-Wirklichkeit entfliehen? „Accidentally Wes Anderson“ (Trapeze, 23 Euro) zeigt prächtige Fotografien real existierender Orte, die der Spielzeug-Ästhetik des Filmemachers Wes Anderson folgen. Oder sich ihr entschlossen entgegenstellen? Samuel Ryde hat „Hand Dryers“ (Unicorn, 12,50 Euro) in öffentlichen Toiletten fotografiert. (Christian Bos)
Ans Reisen ist aktuell nicht zu denken. Quer durch Europa fahren? Das ist unmöglich. „Secret Places Europa“ (Bruckmann, ca. 30 Euro) schafft Abhilfe und zeigt Fotografien von besonderen Orten auf dem Kontinent. Und womöglich ist der ein oder andere Geheimtipp dann genau das Reiseziel, an dem der nächste Urlaub stattfindet. (Lukas Eisenhut)
Dinosaurier-Bilder sind eine unsterbliche Kreuzung aus Kinderfantasie und Wissenschaft und überdies eine eigene Gattung der Malerei. Auf Deutsch gibt es zwei schöne Bände zur „Paläo-Art“ – der eine kommt, gewohnt prachtvoll, vom Taschen Verlag (75 Euro), der andere, „Vom Fossil zum Bild“ (49,95 Euro), geht die Dinos kunsthistorisch an. (Michael Kohler)
Film/Serie
Die Kinos hatten es in diesem Jahr schwer, deswegen empfehle ich den neuen Film eines Regisseurs, der ganz und gar in Kinobildern denkt und dabei ins Philosophieren gerät. Es handelt sich um den Schweden Roy Andersson, „Über die Unendlichkeit“ (DVD, 14,61 Euro) ist Alterswerk und auch ein wenig Vermächtnis zugleich. (Frank Olbert)
Kein Geheimtipp und auch nicht mehr ganz neu, aber wer eine der besten skandinavischen Serien noch nicht gesehen hat, braucht dringend die Komplettbox von „Die Brücke“ (ca. 50 Euro). Sehr düster, bis zum Ende spannend, großartige Darsteller, Bilder und Musik – und mit Saga Norén eine der besten weiblichen Serienfiguren aller Zeiten. (Anne Burgmer)
In Tomohiko Itôs just fürs Heimkino erschienenem Anime „Hello World“ (Blu-Ray, DVD, Streaming, 14-21 Euro) bekommt der 16-jährige Naomi Katagaki Besuch und gute Ratschläge von seinem zehn Jahre älteren Ich. Der Zeichentrickfilm verschränkt Quantenmechanik mit Liebestrouble in der Schule, Zeitreisen und Schwarze Löchern. Wundervoll! (Christian Bos)
In Nostalgie schwelgen mit Frankie Muniz und Bryan Cranston: „Malcolm Mittendrin“ (Streaming, Blu-Ray, DVD, ca. 49 Euro) spielt in der klassischen US-amerikanischen Kleinstadt-Idylle der 2000er-Jahre. Doch der Hauptcharakter Malcolm, seine Brüder und die Eltern Lois und Hal sorgen für Chaos und Spaß in jeder Folge der sieben Staffeln. (Lukas Eisenhut)
England ist nicht nur die Heimat von Menschen, die gerne Zügen oder Wolken hinterher sehen, sondern auch die Heimat herrlich schrulliger Sitcoms wie „Detectorists“ (3 Staffeln, DVD, ab 35 Euro). Sie handelt von Sondengängern, deren Hobby sie nicht davon abhält, in ihrer liebenswürdigen Schrulligkeit eigentlich ganz normal zu sein. (Michael Kohler)
Kinder
Der Deutsche Kinderhörspielpreis ging 2021 an ein Stück von Holly-Jane Rahlens, eine spannend erzählte Emigrationsgeschichte einer jüdischen Familie, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus den USA nach Deutschland zurückkehrt. Die Autorin hat das Hörspiel nach ihrem gleichnamigen Buch „Stella Menzel“ (Rowohlt, 16,99 Euro) bearbeitet. (Frank Olbert)
Der Kollege Frank Olbert legt Ihnen das „Buch für die Stadt“ ans Herz, ich möchte Ihnen für Ihre Kinder unser „Junges Buch für die Stadt“ empfehlen. Rotraut Susanne Berners „Märchencomics“ (Jacoby & Stuart, 9 Euro) nehmen die Geschichten ernst, erlauben aber einen neuen Blick auf Hänsel und Gretel, Froschkönig und Frau Holle. (Anne Burgmer)
Die Frage „Was dürfen die Kinder schon sehen?“ diskutiere ich des Öfteren mit meiner Frau. Beim „Weißen Hai“ sind wir uns allerdings einig: Es ist leider noch zu früh. Bis dahin, zum Vertrösten: Die Bettwäsche „Shark!!“ der Firma Snurk (ca. 55 Euro), die das Kind zur guten Nachtruhe fotorealistisch im Rachen des Meeresräubers verschwinden lässt. (Christian Bos)
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Es muss ja nicht immer kompliziert sein. Wie wäre es mit etwas Simplen, das dafür aber umso mehr Spaß macht. „Kroko Doc“ (ca. 15 Euro) ist ein absoluter Spieleklassiker und macht nicht nur den Kleinen Spaß. Auch ältere Kinder und Eltern können mit dem zufällig zuschnappenden Krokodil viel Freude haben. Perfekt für den Lockdown. (Lukas Eisenhut)
Klassiker zu empfehlen ist wie das Eingeständnis eigener Einfallslosigkeit, aber wenn sich niemand mehr traut, Klassiker zu empfehlen, geraten auch diese eines Tages in Vergessenheit. Was sehr schade wäre um „Loriots Peter und der Wolf“ (CD, ca. 9 Euro), der immer noch besten Einführung in die Welt der Tiere und der sinfonischen Musik. (Michael Kohler)