AboAbonnieren

Huelgas Ensemble in KölnVorweihnachtliche Verzauberung

Lesezeit 2 Minuten
Huelgas Ensemble

Das Huelgas Ensemble bei einem Konzert in Tschechien.

Das legendäre flämische Huelgas-Ensemble sang in der Kölner Trinitatiskirche europäische Weihnachtshymnen und -motetten.

Vorweihnachtliche Verzauberung? Wer die am dritten Adventssonntag einmal nicht auf dem Weihnachtsmarkt suchte, sondern in musikalischen Gefilden, der war im nachmittäglichen Konzert des Kölner Forums Alte Musik in der Trinitatiskirche genau richtig: Dort sang das legendäre flämische Huelgas-Ensemble unter seinem Leiter Paul van Nevel europäische Weihnachtshymnen und -motetten – einmal nicht aus der Barockzeit, sondern im Rahmen eines zeitlichen Bogens, der sich von der Gregorianik über die Ars antiqua des 13. Jahrhunderts bis zur ausgehenden Niederländer-Zeit und spanischen Villancicos im frühen 17. Jahrhundert spannte. Einziger Ausreißer: Peter Cornelius´ berühmtes „Drei Könige“, in dem der nach Bach-Art ausgesetzte Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ durch eine selbständige Zusatzstimme tropiert wird.

Musikgeschichtliche Lehrstunde

Das war nicht zuletzt eine musikgeschichtliche Lehrstunde ersten Ranges: Konnte man beim Anhören der späteren Musik bereits den Übergang zur Dur/Moll-Tonalität zumindest ahnen, so befremdete die archaische Frühe der Mehrstimmigkeit nicht nur durch die Harmonik, sondern auch durch all jene Phänomene, die später als „Fehler“ galten: zum Beispiel die Führung von Stimmen in Quintparallelen. Freilich: Wenn jemand diese Parallelen mit so viel Klangsinn und professioneller Bewusstheit singt wie Huelgas, dann versöhnt das nicht nur, sondern beschwingt, inspiriert auf eigentümliche Weise. Es verzaubert eben.

Die acht Damen und Herren des Ensembles sangen in unterschiedlichen Konstellationen und Besetzungsanordnungen. Gleichbleibend aber war die entspannte Klangfülle, die süß-samtige Wucht, mit der sich da Gesangskunst vom Feinsten entfaltete: im Jubelton der Soprane, in der traumhaften Basissubstanz der Bässe, im dramaturgisch genau konzipierten Auf und Ab in großen sich ineinander schiebenden Wellen (etwa in der Sweelinck-Motette „Ab Oriente vernerunt Magi“). Da gab es auch im ganz Leisen keinerlei Intensitätsverlust, und das „Einrasten“ der Kadenzen oft mit leeren, also terzlosen Intervallen wurde immer wieder zu einem Hörerlebnis sui generis. Dichter Kontrapunkt erklang mit der nämlichen Eindringlichkeit wie die solistische Intonation über einem flauschigen Klanggrund.

Klar, dass das Publikum in der gut gefüllten Kirche (die sich übrigens akustisch gerade für solche Konzerte hervorragend eignet) nach einer guten Stunde noch nicht genug hatte und vernehmlich nach einer Zugabe verlangte. Die wurde dann in Gestalt eines rhythmisch beschwingten dreistrophigen englischen Traditional („A Carrol for Christmas Eve“) aufs Schönste gewährt.