Beim „Immer wieder Aufbruch“-Festival wird am 14. und 15. Oktober in Köln ein breites Programm ukrainischer Kunst und Kultur präsentiert.
Deutsch-ukrainisches Kulturfestival in Köln„Wir erleben auch sehr viel Mut und Lebensenergie“
An zwei Tagen laden Ausstellungen, Konzerte, Filme, Lesungen und Workshops im „Comedia“-Theater in der Südstadt dazu ein, die Geschichte und Kultur der Ukraine kennenzulernen – auch jenseits des Krieges. Mit dem Kunst-Festival „Immer wieder Aufbruch“ will der Kölner Verein „Blau-Gelbes-Kreuz“, der bereits seit 10 Jahren humanitäre Hilfe für die Ukraine leistet, auch die kulturelle Brücke zwischen Köln und der Ukraine stärken.
Festival des künstlerischen Austauschs
„Das Festival soll auch ein Ort der Koproduktionen und des Austauschs mit deutschen Künstlern sein, um so den europäischen Faden weiterzuspinnen“, sagt der künstlerische Leiter des Festivals, André Erlen. Der Theaterregisseur ist selbst bereits mehrfach in die Ukraine gereist, um für seine Projekte zu recherchieren. Kunst und Kulturschaffende arbeiten dort teils unter sehr erschwerten Bedingungen, wie er erzählt. Für das Festival wird auch die ukrainische Theatergruppe Nafta aus Charkiw nach Köln kommen. Vor Ort arbeitet das Ensemble im Schutzkeller – hier wird es mit dem Stück „Regenbogen über Saltivka“ ein Fest auf das Leben feiern.
Viele Künstler mussten ihre Arbeit vollständig aufgeben, erzählt Mariia Yarchuk vom Kulturzentrum Kultura Medialna in Dnipro. Sie ist dem Pressegespräch im Vorfeld des Festivals aus der Stadt nahe der Front zugeschaltet. Dnipro ist ein wichtiges Logistikzentrum im Krieg und Schutzort für viele Binnengeflüchtete – und seit diesem Sommer auch Partnerstadt Kölns. Die einstige Industriestadt ist geprägt von leerstehenden Fabriken und Anlagen. In einer Fotoausstellung, sowie einem Animations- und Dokumentarfilm wird Dnipro beim Kölner Festival aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
Krieg provoziert Identitätsfragen
Der Krieg habe die Arbeit im Kulturzentrum drastisch verändert, erzählt Mariia Yarchuk. Zunächst hätten auch sie humanitäre Hilfeleistungen organisiert – erst später seien sie zum kulturellen Betrieb zurückgekehrt. Doch die Veranstaltungen und Ausstellungen sind heute andere als vor dem Krieg, drehen sich jetzt viel stärker um Identitätsfragen. Was bedeutet es Ukrainerin oder Ukrainer zu sein? Es gibt ein breites Interesse an der Geschichte des Landes und an dem, was das Ukrainisch-Sein ausmacht. Denn genau das wird gerade durch den russischen Angriff infrage gestellt.
Dabei gibt es auch in der Ukraine eine große Bandbreite kultureller Traditionen. Die Sängerin und Performerin Mariana Sadovska hat sich beispielsweise in ukrainischen Dörfern auf die Suche nach vergessenen Gesangstechniken begeben. Die entstandenen Archivaufnahmen fließen in ein Konzert experimenteller und traditioneller Musik ein. „Wir reden viel über Krieg, aber was wir eben auch erleben, ist sehr viel Kraft, Mut und Lebensenergie“, sagt die Sängerin, die auch Programmkuratorin des Festivals ist. Diese Lebensenergie werde man auch beim Festival spüren.
„Immer wieder Aufbruch - Deutsch-ukrainisches Festival der Künste“, 14. und 15. Oktober, Comedia-Theater, Vondelstraße 4-8, Eintritt für alle Veranstaltungen frei. Das vollständige Programm finden Sie hier.