Wenige kennen die Fotografien der Bildhauerin Katinka Bock. Jetzt sind sie in einer Ausstellung der Kölner Galerie Zander zu sehen.
Improvisationen über den AlltagKatinka Bock zeigt ihre Fotografien in der Galerie Zander
An Heizkörpern, die sich als Skulpturen ausgeben, herrscht schon längst kein Mangel mehr; im gut sortierten Fachhandel finden sich künstlerisch gemeinte Scheußlichkeiten aller Form oder Couleur. In der Kunstwelt sind handelsübliche Heizkörper dagegen erstaunlich rar, obwohl, oder vielleicht gerade, weil ihre gusseisernen Rippen ab Werk eine quasi-skulpturale Form verliehen bekommen.
Katinka Bocks Skulpturen sind ausnahmsweise nur Beigaben ihrer Fotografien
Die Bildhauerin Katinka Bock scheint ihr Herz dagegen an die klassische Altbauheizung verloren zu haben – gerne mit kräftigen Abnutzungs- und Lebensspuren. Zwei dieser Gebrauchswerke stehen derzeit, als ruinierte Monumente funktioneller Schönheit, in den Räumen der Kölner Galerie Zander, begleitet werden sie jeweils von einer „erschöpften“ Keramik, so Bock, die man aber auch als in Form gegossenes Handtuch bezeichnen kann. Das Weiche passt sich dem Harten an, sei es aus Solidarität oder als Hommage an das Genie industrieller Formgebung.
Allerdings sind Bocks Skulpturen ausnahmsweise nur Beigaben. Thomas Zander rückt vor allem ihre bisher eher als Geheimsache gehandelten Fotografien ins Schaufenster seiner Galerie und kombiniert diese mit Werken von Michael Schmidt, einem der großen Erneuerer der dokumentarischen Fotografie in Deutschland. Die Gemeinsamkeiten stechen dabei nicht gerade ins Auge, sieht man von einer Vorliebe für das Unvollkommene oder auch würdevoll Verkommene ab.
Schmidt wurde mit Schwarz-weiß-Aufnahmen aus dem Niemandsland der Berliner Mauer bekannt, mit Bildern aus dem „Irgendwo“ ländlicher Gemeinschaften und einer Porträtreihe junger Frauen, die er zeigen wollte, bevor sie vom gesellschaftlichen Konformitätsdruck gezeichnet sind (alle Serien sind in der Ausstellung auszugsweise vertreten). Dagegen ist Bock eine Amateurin, zumal sie nicht in konzeptionellen Serien arbeitet, sondern in einzelnen (privaten) Motiven denkt.
Sie zeigt die Druckstellen, die Kniestrümpfe auf Beinen hinterlassen oder Grashalme auf der Haut; sie arrangiert strenge Früchtestillleben, fotografiert ein Waschbecken (aus der Heizkörperepoche) und fängt ihre Spiegelung in einer beinahe kopfgroßen Kaugummiblase ein. Diese Aufnahme ist ein kleines Meisterwerk und der erste Teil eines Doppelporträts. Der zweite Teil zeigt die im ersten Bild verborgene Kaugummikauerin mit einer im Mund geplatzten Blase.
Seriell wird die Fotografin Katinka Bock in Köln lediglich bei Aufnahmen von Motorradpedalen; auch hier bleibt sie eher bei alten Maschinen stehen. Auf einem Bildertrio macht sich eine angenehme Sommermattheit breit: Jemand hält eine Tüte ins Bild, wobei Arm und Hand einen Schwanenhals formen; zwei Früchte sind zwischen drei Fingern eingeklemmt, und auf der dritten Aufnahme schauen wir einem in der Sonne badenden Leser von oben beim Dösen zu. Es sind Improvisationen über den Alltag, mit der Leichtigkeit einer Fotografin gemacht, die auf Nebenwegen auf Entdeckungsreise geht.
„Katinka Bock & Michael Schmidt“, Galerie Zander, Schönhauser Str. 8, Köln, Di.-Fr. 11-18 Uhr, Sa. 11-17 Uhr, bis 14. September.