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Streaming-TippNeue Netflix-Serie mit Jella Haase und den Waffen einer Stasikillerin

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Kleo (Jella Haase) meint es ernst und fährt auch schon mal mit dem Panzer vor.

Köln – Wer sich die neue deutsche Netflix-Serie „Kleo“ anschaut, dem kommt nach ein paar Folgen das Lied der Prinzen „Alles nur geklaut“ in den Sinn. Das erinnert alles doch sehr stark an die Deutschland-83-Trilogie oder an „Killing Eve“. Glücklicherweise entwickelt „Kleo“ mit jeder weiteren Episode eine ganz eigene Identität, mit vielen Wendungen und einer konsequent sowie spannend erzählten Geschichte.

Wurzeln in der DDR

Genau wie die Prinzen hat auch die Serie ihre Wurzeln in der ehemaligen DDR. Die Handlung, die über acht Folgen mit jeweils rund 50 Minuten Spielzeit geht, beginnt in Berlin im Jahr 1987. Kleo Straub (Jella Haase) arbeitet für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Und zwar als Auftragskillerin. Sie schafft für die Stasi Probleme aus der Welt.

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Zu Beginn der Geschichte ist zwischen Kleo (Jella Haase) und dem geliebten Opi (Jürgen Heinrich) noch alles in Ordnung.

So auch in Berlin, als sie einen Mann vergiftet und ihn eiskalt in der Toilette einer Disco zurücklässt. Zurück im Osten sehen wir eine völlig andere junge Frau, die zur Tarnung im staatseigenen Betrieb arbeitet und dem geliebten Opi zum Geburtstag einen Kassettenrekorder schenkt, flotte Tanzeinlage inklusive. Das harmonische Bild wird allerdings schnell zerstört.

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Kleo, die mit ihrem Freund zusammenlebt und schwanger ist, wird auf dem Weg zur Arbeit verhaftet. Die junge Killerin wurde von den eigenen Vorgesetzten verraten. Die Frau, die Probleme löst, ist selbst zum Problem geworden. Sie wird zu lebenslanger Haft verurteilt, im Gefängnis zusammengeschlagen und verliert daraufhin ihr Kind. Zudem teilen ihr die Ärzte mit, dass sie nie wieder Kinder bekommen kann. Wer bis hierhin dachte, diese Serie würde sich zur Komödie entwickeln, wird eines Besseren belehrt. Auch wenn immer mal wieder rumgealbert wird, „Kleo“ meint es ernst.

Die Mauer fällt, Kleo ist frei

Nach dem Fall der Mauer kommt auch die ehemalige Stasikillerin frei. Kleo sinnt auf Rache, und sie will jeden zur Verantwortung ziehen, der in ihren Verrat involviert war. Allerdings ist das nicht so einfach. Nicht nur ihre geliebte DDR liegt in Trümmern, sondern sie muss noch mit vielen anderen Veränderungen klar kommen. Ein junger Technofan (Julius Feldmeier) aus dem Westen hat sich in ihrer Wohnung eingenistet, und der ambitionierte Polizist Sven (Dimitrij Schaad) verfolgt sie auf Schritt und Tritt. Sven hatte den Mord in der Berliner Disco beobachtet und ist seitdem davon besessen die Mörderin zu fassen. Dabei entwickelt sich ein aberwitziges Katz-und-Maus-Spiel zwischen Kleo und Sven, das sich vor allem in den späteren Episoden zu einer in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Beziehung auswächst.

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Kleo (Jella Haase) greift im Laufe der Geschichte nicht nur einmal zur Kalaschnikow.

Die Parallelen zu „Deutschland 83“ und vor allem „Killing Eve“ sind tatsächlich offensichtlich. Jedoch kann genauso argumentiert werden, dass die Fans dieser Serien auch „Kleo“ lieben werden. Denn die Geschichte funktioniert wunderbar und führt von Berlin über Mallorca sogar ins ferne Chile. Die Rachestory ist zudem schnell erzählt und es entwickelt sich im weiteren Verlauf eine spannende Agentengeschichte, in der mysteriöse rote Koffer eine wichtige Rolle spielen.

Wie ein Weimar Tatort

Neben zahlreichen Anspielungen auf „Kill Bill“ oder „Pulp Fiction“ kann der Ton der Serie wohl am besten mit dem des Weimar-Tatorts verglichen werden. An dem scheiden sich bekanntlich die Geister, da Nora Tschirner und Christian Ulmen ebenfalls viel rumalbern. Allerdings verlieren sie dabei nie den Respekt vor der Geschichte. Da es keinen weiteren Tatort mit Tschirner und Ulmen geben wird, ist „Kleo“ ein willkommener Ersatz für alle, die sowas mögen.

Auch die Schauspieler überzeugen auf ganzer Linie, wobei Jella Haase und Dimitrij Schaad beinahe noch von Nebendarstellerin Marta Sroka in den Schatten gestellt werden. Insgesamt gilt auch für „Kleo“ der Grundsatz: Lieber gut geklaut als schlecht selbst erfunden.

„Kleo“, Serie, von Hanno Hackfort, Bob Konrad, Richard Kropf, mit Jella Haase, Dimitrij Schaad, Vladimir Burlakov, Marta Sroka, Yun Huang, Jürgen Heinrich, Alexander Hörbe, Vincent Redetzki, Steffi Kühnert, Rodrigo Rojo; bei Netflix.