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Sänger-Legende James Taylor in NRW„Ich taugte nicht wirklich zum Ehemann“

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James Taylor   

James Taylor, Sie gelten, entschuldigen Sie, wenn ich hier lobhudele, als Archetyp des Singer-Songwriters, eine lebende Legende. Können Sie mir etwas darüber erzählen, wie Sie selbst musikalisch sozialisiert wurden?

James Taylor: Ich habe in den frühen 60er Jahren in Neuengland und North Carolina, wo meine Familie damals lebte, angefangen, Gitarre zu spielen und zu singen. Ein großer Teil der populären Musik war damals Folkmusik. Es war leicht, da Fuß zu fassen. Es gab viele kleine Clubs mit Open-Mike-Nights. Ich ging hin, wann immer ich konnte.

Und was hörten Sie damals?

Ich hörte Sonny Terry und Brownie McGhee, oder Muddy Waters. Dann hat mich mein älterer Bruder Alex in die Soulmusik eingeführt, Ray Charles, die Coasters, Otis Redding. Mein dritter großer Einfluss war damals die brasilianische Musik, Antônio Carlos Jobim, João Gilberto und Milton Nascimento, Oscar Castro-Neves und Chico Buarque. Als ich dann mit 18 Jahren nach New York zog und dort in einer Band zu spielen begann, hatte auch die afrokubanische Musik einen großen Einfluss auf mich.

Was ist mit den Popgrößen dieser Zeit?

Die hörte ich selbstverständlich auch: Die Beatles oder Leute wie Ry Cooder, der ist immer noch mein Lieblingsgitarrist.

Später nahmen Sie Ihr erstes Soloalbum für das Beatles-Label Apple auf, Paul McCartney und George Harrison spielten mit. Ihr Stil ist aber schon sehr ausgeprägt, irgendwie konnten Sie all Ihre Einflüsse zusammenfügen und das ganz natürlich klingen lassen. War das eine bewusste Anstrengung?

Nein, es ist einfach passiert. Es war ein sehr unbewusster Prozess. Ich traf die Entscheidungen nicht, meine Gitarre tat es. Meine Finger fanden irgendwie den Weg zu den Klängen, die ich liebe, und ich folgte einfach diesem Weg.

Konzert am 2. Oktober

James Taylor, 1948 in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts, geboren, hat Anfang der 1970er Jahre das autobiografische Singer-Songwriter-Genre geprägt. Eine seiner künstlerischen Erbinnen, Taylor Swift, wurde nach ihm benannt. Sein Erfolg hält bis heute an, noch 2015 hatte er in den USA ein Nummer-Eins-Album. Weltweit hat Taylor mehr als 100 Millionen Tonträger verkauft.

Am 2. Oktober spielt James Taylor in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle

Trotz Ihrer noch jugendlichen 20 Jahre hatten Sie bereits Höhen und Tiefen erlebt, von denen Sie singen konnten.

Ja, ich hatte definitiv Dinge, die herauskommen wollten. Aber der Prozess war für mich so unbewusst, dass ich oft überrascht war, was dabei herauskam. Am Anfang war es so, als hätte ich diese Lieder nicht geschrieben. Ich war nur die erste Person, die sie hörte.

Funktioniert das heute immer noch so instinktiv?

Ja, das ist ja das Überraschende am Älterwerden: Man ist in seinem Kopf noch derselbe Mensch wie mit 17 Jahren. Am Anfang war da eine Energie, eine Dringlichkeit, mich auszudrücken. Ich habe nie darüber nachgedacht, wer zuhören könnte, nur darüber, was ich hören wollte. Mit der Zeit hat die Dringlichkeit nachgelassen, an ihre Stelle ist eine Art Wissen getreten. Ich sage zwar die gleichen Dinge immer wieder, aber ich werde besser darin, sie zu sagen.

So sanft Ihre Musik sein konnte, so erschütternd waren die Dinge, über die Sie sangen.

Ich hatte die typischen Probleme eines Teenagers. Eine Art von „Sturm und Drang“. Ich hatte Schwierigkeiten, meinen Platz in der Welt zu finden. Meine Familie hatte mich darauf programmiert, mich auf eine bestimmte Weise zu verhalten. Ich wollte diese Programmierung umgehen. Also fing ich an, mich selbst mit Drogen zu medikamentieren, mit Opiaten, und hatte bald ein Suchtproblem. Das wurde zu einem großen Teil meiner Geschichte. In den frühen 1980ern bis zur Mitte der 80er Jahre war das das Wichtigste, was bei mir passierte: Ich musste von Drogen und Alkohol wegkommen. Und es gab ein paar Scheidungen, na ja, die üblichen Dinge. Aber wenn ich mein Leben betrachte, hatte ich im Großen und Ganzen doch einen leichten Lauf.

Wie die Musik James Taylor gerettet hat

Und Sie hatten immer die Musik ...

Absolut, die Musik hat mich gerettet. Sie gab meinem Leben einen Sinn. Ich war erfolgreich genug, um als Musiker meinen Lebensunterhalt zu verdienen, das ist ein unglaubliches Glück.

Sie haben einmal gesagt: „Musik ist Physik“. Finden Sie in der Musik eine Klarheit, die im Leben nur schwer zu erreichen ist?

Ja, Musik ist eine erstaunliche Sprache. Wir treffen keine bewusste Entscheidung über die Musik, die wir mögen: Entweder man fühlt sich mit ihr verbunden oder nicht. Und sie folgt den Gesetzen des physikalischen Universums. Die Obertonskala ist nicht etwas, was wir beschlossen haben. Sie existiert in der Natur, im Kosmos. Das ist doch eine wunderbare Sache, eine Sprache zu haben, die man manipulieren und mit der man kommunizieren kann, aber die tatsächlich objektiv wahr ist.

Wenn Sie heute einen alten Song wie „Fire and Rain“ im Konzert spielen, spüren Sie dann den enormen Abstand von 50 Jahren?

Ich erlebe vor allem das Publikum und seine Reaktion auf die Musik, das gibt ihr jedes Mal eine neue Bedeutung. Es ist, als käme man an einen vertrauten und sehr schönen Ort. Stellen sie sich vor, sie gingen jeden Tag von ihrem Haus zum Bahnhof und durchquerten dabei einen Park. Obwohl sie den gut kennen, ist es doch immer eine Erleichterung dort zu sein.

Warum er auf eine Hollywood-Karriere verzichtet hat

Ich bin ein großer Fan des Films „Two-Lane Blacktop“, in dem Sie Ihre erste und einzige Hauptrolle spielen. Sie waren in dem Road Movie so intensiv und brillant, warum haben Sie die Schauspielerei nur gleich wieder an den Nagel gehangen?

Wissen Sie, ich habe den Film bis heute nicht gesehen. Ich wollte nicht diese Außensicht auf mich haben. Und die Dreharbeiten waren ein sehr, sehr schwieriger Prozess, obwohl sie nur fünf Wochen gedauert haben. Danach wusste ich, dass es viel besser ist, als Musiker die Kontrolle über meine Kunst zu haben, als von einem Regisseur, anderen Schauspielern und Autoren abhängig zu sein. Deshalb hatte ich nie den Wunsch, nach Hollywood zurückzukehren.

Kann man sagen, dass Sie weniger am Ruhm interessiert sind, als daran, viele Menschen zu erreichen?

Nun, ich würde nicht sagen, dass ich kein Interesse an Ruhm habe. Berühmtheit ist ein zweischneidiges Schwert. Man kann damit viele Menschen erreichen, überall auf der Welt arbeiten. Aber als öffentliche Person giert man dann oft nach mehr und mehr Aufmerksamkeit. Es ist schwer, das Kind oder die Frau oder der Ehemann eines Prominenten zu sein. Ich denke, dass ich das perfekte Maß an Berühmtheit besitze. Die Boulevardpresse interessiert sich nicht für mich. Und wenn mich Leute ansprechen, ist das fast immer angenehm. Aber es gibt eben auch so etwas wie ein Zuviel.

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Sie waren mehr als zehn Jahre lang mit der nicht weniger berühmten Sängerin Carly Simon verheiratet, sie beide galten als das goldene Paar der 70er Jahre. War das damals zu viel?

Ja, das war es wahrscheinlich. Außerdem taugte ich nicht wirklich zum Ehemann. Ich war kein guter Partner, so lange ich meine Sucht nicht überwunden hatte. Meine ersten beiden Ehen zum Scheitern verurteilt, obwohl ich mit wunderbaren Menschen verheiratet war. Es waren tolle Zeiten, und ich liebe meine beiden Ex-Frauen immer noch. Aber ich war damals einfach nicht bereit, meinen Teil beizutragen. Ich musste fast 50 Jahre alt werden, bis ich endlich zum anständigen Menschen wurde, den man heiraten konnte. Und ja, es stimmt, wenn zwei Menschen in einer Ehe Prominente sind, dann werden die Schwierigkeiten nur noch größer.