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Toter Comic-KünstlerJean-Claude Mézières war der erste Space-Cowboy

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Comic-Künstler Jean-CLaude Mézières 

Paris – Jean-Claude Mézières träumt davon, ein Cowboy zu sein. Das ist für einen Jungen seiner Zeit – Mézières wurde 1938 in einem Pariser Vorort geboren – nicht ungewöhnlich. Auf der Leinwand bewundert er Gary Cooper und Burt Lancaster, seine Lieblingscomic-Helden sind Lucky Luke und Jerry Spring. Dessen Zeichner, Jijé, besorgt Mézières ein Arbeitsvisum für eine Fabrik in Houston, Texas.

Der Wild-West-Verrückte tritt die Stelle nie an, reist stattdessen per Anhalter kreuz und quer durch die nordamerikanischen Weiten, und schlägt schließlich bei seinem Kindheitsfreund, dem Hochschullehrer und Journalisten Pierre Christin, in Salt Lake City auf. Kennengelernt hatten sie sich bereits im Zweijährige im Luftschutzkeller.

Im Mormonenstaat findet Mézières schließlich auch Arbeit auf einer Ranch, als Cowboy. Er ist 28 Jahre alt und hat sich endlich seinen Kindheitstraum erfüllt. Das ist dann doch eher ungewöhnlich.

Start mit Hilfe von „Asterix“-Autor René Goscinny

Als sein Arbeitsvisum abläuft, schlägt ihn Pierre Christin vor, einen gemeinsamen Comic-Strip zu gestalten, mit ihm als Szenaristen und Mézières als Zeichner. Der schickt die wilde Geschichte über Rumschmuggel in den amerikanischen Kolonien nach Frankreich, an seinen Freund Jean Giraud, der dort gerade an seiner eigenen Western-Fantasie arbeitet: „Leutnant Blueberry“.

Giraud zeigt den Strip seinem Redakteur beim belgischen Comic-Magazin „Pilote“, René Goscinny. Und der Autor von „Asterix“ und „Lucky Luke“ erklärt sich tatsächlich bereit, das Erstlingswerk zu veröffentlichen.

„Valerian und Veronique“ erscheint

Als auch Pierre Christin aus den USA nach Frankreich zurückkehrt ist, setzt er sich erneut mit Mézières zusammen. Schnell kommen die beiden überein, dass der Markt für Western-Comics überfüllt ist, doch sie teilen noch eine zweite Leidenschaft, die für Science-Fiction. Ein Genre, das Goscinny nicht interessiert. Doch der will zugleich als fortschrittlich gelten und erteilt ihnen 1967 den Auftrag zur Serie „Valérian, agent spatio-temporel“, die in Deutschland unter dem Namen „Valerian und Veronique“ erscheint. Mit gutem Grund, denn die ehrgeizige und schlagfertige Raum-Zeit-Agentin Veronique (im Original Laureline) ist ihrem männlichen Kollegen mindestens ebenbürtig.

Christins Geschichten aus dem 28. Jahrhundert lassen schon bald herkömmliche Gut-Böse-Schemata hinter sich und stattdessen verschiedene Gesellschaftssysteme und Ideologien aufeinanderprallen, sie erkunden Themengebiete wie Feminismus, Diversität oder Ökologie, die heute nicht minder virulent sind als in den 1970er Jahren.

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Im eher wertekonservativen Genre der Weltraumoper ist „Valerian und Veronique“ die linksliberale und leicht psychedelisch verstrahlte Alternative. Dazu kommen Mézières’ detailverliebte Illustrationen, in denen fremde Welten und kühne Zukunftsentwürfe zugleich fantastisch und erlebbar wirken.

Vieles spricht dafür, dass sich George Lucas von Mézières zu seiner eigenen westernstaubigen Science-Fiction-Welt inspirieren lässt, ebenso wie von den Zeichnungen, die dessen Freund Jean Giraud unter dem Pseudonym Moebius veröffentlicht.

Eifersüchtig auf „Star Wars“

Geblendet, eifersüchtig und auch ein wenig wütend, sei er gewesen, als er zum ersten Mal Lucas' „Star Wars“ sah, erzählt Mézières. Er revanchiert sich mit einer Zeichnung, in der Valerian und Veronique in einer von Wesen jeglicher Herkunft frequentierten Bar neben Luke Skywalker und Prinzessin Leia am Tresen lümmeln: „Schön, euch hier zu treffen“, sagt Leia. „Oh, wir hängen hier schon lange rum“, erwidert Veronique. „Star Wars“ sei ohne die fantastischen Bildwelten von „Valerian“ nicht denkbar, schätzt Carlsen-Programmleiter Klaus Schikowski.

Später entwirft Mézières zusammen mit Moebius die Zukunftswelt von Luc Bessons Film „Das fünfte Element“; das Bruce Willis mit einem fliegenden Taxi herumsausen soll, ist Mézières’ Idee. 20 Jahre später verfilmt Besson dann schließlich „Valerian und Veronique“ als „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“, da feiert die weit vorausschauende Comic-Serie bereits ihr 50-jähriges Jubiläum.

In der Nacht auf den 23. Januar ist Jean-Claude Mézières, der erste aller Space-Cowboys, verstorben. Er wurde 83 Jahre alt.