Kommentar zu Joanne K. RowlingWarum die Potter-Autorin plötzlich umstritten ist
Köln – Soll man Harry Potter verbrennen? Noch hat diese Frage niemand gestellt. Aber in dem Maße, wie sich die Debatte um J.K. Rowling und ihre Haltung zu Transsexuellen zuspitzt, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich Rowlings literarisches Zauberreich auf der moralischen Goldwaage wiederfindet. Dabei hatte die berühmte Autorin auf etwas scheinbar selbstverständliches hingewiesen: Das Geschlecht eines Menschen werde maßgeblich durch die Biologie mitbestimmt.
Können Transsexuelle keine richtigen Frauen sein?
Allerdings sagte Rowlings damit auch, dass ein Mann, der sich als Frau fühlt, selbst nach plastischen Operationen keine richtige Frau sein könne – weil Transsexuelle die Erfahrungen fehlten, die man als Frau im Laufe des Lebens in der Regel macht. Das klingt verdächtig nach der Idee vom Geschlecht als Schicksal und stellt in einer Zeit, in der viele in Geschlechtszuschreibungen nur noch gesellschaftliche Konstruktionen sehen, offenbar eine Zumutung dar.
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An der Debatte ist nicht nur erstaunlich, dass Rowling hart erkämpfte Frauenrechte ausgerechnet von Transsexuellen bedroht sieht. Erstaunlich ist daran vor allem, wie geschlossen sich die veröffentlichte Meinung in ihrer britischen Heimat gegen sie stellt – zuletzt verließen mehrere Schriftsteller Rowlings Agentur, weil sich diese nicht von ihrer Starautorin distanzieren wollte.
Wer hätte das vor zehn Jahren gedacht: Die Schöpferin des beliebtesten Universums ihrer Zeit setzt sich unter Hinweis eigener Missbrauchserfahrungen für Frauenrechte ein – und erntet statt breiter Unterstützung das genaue Gegenteil?