John David Washington zu "Tenet"„Verletzlichkeit in Stärke verwandelt“
- In "Tenet" spielt Washington einen Agenten im Kampf gegen den Dritten Weltkrieg.
- Die Mittagspause mit Robert Pattinson zu verbringen, war besonders, sagt er.
- Bevor er Schauspieler wurde, war Washington Football-Spieler.
Mr. Washington, um „Tenet“ gab es monatelang große Geheimhaltung und auch wir wollen nicht zu viel verraten. Sie spielen jedenfalls einen Geheimagenten, der einen Dritten Weltkrieg zu verhindern versucht. Was ist das für ein Typ?
So wie ich ihn für mich angelegt habe, ist das ein Mann mit einem starken Glauben. Nicht zuletzt an die Menschheit selbst und ihre Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln und zu lernen. Für diesen Glauben ist er bereit, alles zu geben, der motiviert. Ich habe mir vorgestellt, dass er sicher schon in sehr jungen Jahren von der CIA rekrutiert wurde, eben gerade weil er voller Liebe und Tatendrang war. Dadurch ist er ein ziemlich sensibler Typ, was in diesem Job sicher ungewöhnlich ist. Aber ich glaube, er nutzt diese Verletzlichkeit als Stärke, ja als Waffe.
Sie haben noch nie an einem Film dieser Größenordnung mitgewirkt. Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?
Die Arbeit an „Tenet“ war wirklich eine unglaubliche Erfahrung für mich. Die physischen Anstrengungen waren enorm, keine Frage. Aber ich habe das alles gut durchgestanden, einfach weil ich von so tollen Mitstreitern umgeben war. Die Atmosphäre am Set war einzigartig. Ich habe mich noch nie zuvor in künstlerischer Hinsicht derart inspiriert und ermutigt gefühlt. Ich konnte mich ausprobieren, experimentieren, auch mal scheitern. Für einen Film dieser Größenordnung war das sicher etwas ganz Besonderes. In der Mittagspause mit Leuten wie Robert Pattinson, Kenneth Branagh und Christoper Nolan zusammensitzen zu können. Unbezahlbar!
Abgesehen vom Lunch: Was waren die beeindruckendsten Momente während des Drehs?
Gleich zu Beginn der Dreharbeiten standen Szenen auf dem Plan, in denen ich mit einem Motorboot übers Mittelmeer fahre. Das fühlte sich schon richtig gut an, so im schicken Designerhemd am Steuer eines Bootes übers Wasser zu brettern. Sehr eindrücklich waren auch unsere Szenen in Mumbai, wo ich von einem Balkon springen musste. Nolan setzte in der Regie auf so wenige Computertricks wie möglich, deswegen blieb mir da nichts anderes übrig, als meine Höhenangst in den Griff zu bekommen.
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Haben Sie Nolan gesagt, dass Sie sich in der Höhe nicht wohlfühlen?
Nicht wirklich ... Das sind so Situationen, vor denen man als Schauspieler immer wieder steht. Wenn ein Regisseur fragt, ob man reiten kann, antwortet man auch immer: ja, klar! Ganz egal ob es stimmt oder nicht. Man sagt ja und sieht dann später zu, dass man die Sache irgendwie hinkriegt. Ich musste mich halt zusammenreißen. Aber zum Glück war Nolan sehr geduldig mit mir.
Sie haben schon die körperlichen Strapazen erwähnt, die mit der Arbeit einhergingen. Vermutlich mussten Sie vorher trainieren?
Klar, wie hatten einen Stunt-Koordinator, der uns mit seinem Team vorab in Form gebracht hat. Was auch wichtig war, denn die Körperlichkeit war entscheidender Bestandteil dieser Rolle. Durch meinen Sporthintergrund fiel mir das allerdings nicht allzu schwer. Als Football-Spieler war ich es ja auch gewohnt, immer wieder zu trainieren und die gleichen Übungen in einer Tour zu wiederholen. Man übt und übt, bis gewisse Bewegungsabläufe einfach sitzen und quasi in die Körpersprache übergegangen sind. Das war jetzt mit den Choreographien der Kampfszenen eigentlich nicht anders.
Kam die Idee, es doch mit der Schauspielerei zu versuchen, tatsächlich erst nachdem Football keine Option mehr war?
Nein, wenn ich ehrlich bin nicht. Aber in der Pubertät wurde ich ein recht zurückhaltender, eher introvertierter Typ. Und gleichzeitig einigermaßen rebellisch, im positiven Sinne. Deswegen habe ich all meine Energie in den Sport gesteckt, vor allem eben in Football. Ich brauchte es wohl, körperlich so beansprucht zu werden, diese Zermürbung. All meinen Emotionen, die ich in mir trug, aber auf anderem Wege nicht so richtig zum Ausdruck bringen konnte, ließ ich letztlich auf dem Spielfeld freien Lauf. Wobei ich im Rückblick wohl sagen muss, dass ich mich diesem gefährlichen Sport nie hätte widmen sollen. Schließlich habe ich fünf Gehirnerschütterungen, eine gebrochene Rippe, einen gerissenen Meniskus und eine gerissene Achillessehne erlitten.
Das klingt in der Tat gefährlich!
Gott sei Dank bin ich heute noch in der Lage, mir meine Texte zu merken. Und kann meinen Namen überhaupt noch buchstabieren. Keine Selbstverständlichkeit für Football-Spieler. Es gibt wirklich große Probleme mit diesem Sport und seiner Brutalität, aber das ist ein Thema für ein anderes, langes Gespräch. Alles in allem bin ich trotzdem froh, dass ich Football gespielt habe. Ich habe durch den Sport zu mir selbst gefunden und neue Seiten an mir kennen gelernt. Dadurch weiß ich heute, was ich für ein Durchhaltevermögen habe, welche Entschlossenheit und Willenskraft. Und was es bedeutet, alles für sein Team zu geben. Diese Dinge sind heute auch für mich als Schauspieler nützlich. Nur dass ich zum Glück keine körperlichen Schmerzen mehr dafür in Kauf nehmen muss.
Das Gespräch führte
Patrick Heidmann
Zur Person
John David Washington, 36, stand schon als Kind an der Seite von Oscar-Preisträger Denzel Washington vor der Kamera, doch lange erschien ihm der Schatten des Vaters zu groß. Weswegen er sich zunächst für eine Sportlaufbahn entschied: Als Football-Spieler hätte er es um ein Haar in die amerikanische NFL geschafft. Als eine Verletzung seine Karriere stoppte, wechselte er doch in die Schauspielerei. Sein neuer Film kommt heute in die deutschen Kinos.