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Kölner "Acht Brücken"-FestivalEröffnungskonzert: Erst begeistert, dann gelangweilt

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Das WDR Sinfonieorchester.

Köln – Musik Amnesie Gedächtnis“ ist das Motto des Kölner Festivals „Acht Brücken“, das ein Konzert der Reihe „Musik der Zeit“ des WDR Sinfonieorchesters mit zwei ausgedehnten Werken von Sofia Gubaidulina und Liza Lim eröffnete.

Bis zum 8. Mai sind nun rund fünfzig Veranstaltungen zu den Themen Erinnern und Vergessen, Tradition und Verlust, Kognition und Gehirn zu erleben. Es gibt Konzerte mit Uraufführungen von rund zwanzig neuen Stücken sowie einen Soundwalk durch den Rheinauhafen, ein Sleep Laboratory, ein Symposion, ferner Vorträge, Klanginstallationen, Partys, Lounges, Performances, Schul- und Tanzprojekte.

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Großartig gelang im Eröffnungskonzert die Aufführung von Sofia Gubaidulinas 1986 komponierter Sinfonie in zwölf Sätzen „Stimmen… verstummen…“. Das WDR-Orchester unter Leitung von Christian Măcelaru agierte hoch sensibel, dynamisch balanciert und farbreich.

Die seit 1992 bei Hamburg lebende russisch-tartarische Komponistin feierte letztes Jahr ihren 90. Geburtstag. Die orthodoxe Christin sucht in ihrer Musik dem Rätselhaften, Numinosen, Göttlichen einen Klang zu geben. Zu Anfang sitzt das groß besetzte Orchester starr da, und dennoch hört man bereits einen hellen Ton.

Auch später wehen wahlweise zart sirrende oder voll dröhnende Klänge der gleichsam unsichtbar gespielten Orgel durch die Philharmonie, als seien es Stimmen aus einer anderen Welt. Und das Orchester beginnt seinerseits entzückt zu flirren und flackern, als senkten sich Funken des Heiligen Geistes herab. Die erregten Instrumente wispern, flüstern, singen, vibrieren. Doch bleiben sie wortlos und stumm, als könnten sie ohne Pfingstwunder nicht sagen, wovon sie sprechen möchten.

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Christian Măcelaru mit dem WDR Sinfonieorchester.

Enttäuschende Uraufführung

Enttäuschend geriet dagegen die Uraufführung von Liza Lims „Annuciation Triptych“. Die 1966 geborene australische Komponistin widmete die drei Sätze ihres Verkündigungszyklus „Sappho“, „Maria“ und „Fatimah“.

Immerhin erhielt der Schlusssatz mit Emily Hindrichs fabelhaft strahlendem und beweglichem Sopran noch einen Glanzpunkt. Ansonsten bestanden Harmonik und Instrumentation jedoch nur aus flächig breitgetretenen Moll-, Dur-, Sept- und Spektralakkorden, die das Publikum die ganze lange Dreiviertelstunde über hätte mitsingen können, statt nur die zwei tatsächlich dafür vorgesehenen Akkorde.

Lim will Verzückung und Ekstase vermitteln, erzeugt aber bloß Langatmigkeit. Statt mit eigener Stimme zu sprechen, greift ihre sinfonische Dichtung in die romantische Trickkiste von Wagner, Bruckner, Strauss, die jedoch diese Mittel einst selbst ausbildeten und ungleich eindrucksvoller einzusetzen wussten.

Sollte sich, wer etwas zu offenbaren hat, nicht eigener Worte bedienen und kurz und klar fassen? Lims lähmende Akkordbänder aber kennen keine rhythmische Diktion und lullen den Adressaten bloß ein.www.achtbruecken.de