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Kölner ArchitektWarum wir Heinz Bienefeld nicht vergessen sollten

Lesezeit 3 Minuten

Haus Pahde in Rodenkirchen

Köln – Heinz Bienefeld war ein Kölner Architekt, und man ist geneigt zu fragen: Was auch sonst? Schließlich liegt eine schöne Stimmigkeit darin, dass jemand, der sein Leben lang versuchte, die römische Antike in die deutsche Gegenwart zu tragen, seine Wahlheimat in einer deutschen Kolonie der Römer fand. Allerdings ist der 1995 im Alter von 69 Jahren gestorbene Bienefeld in Köln letztlich so wenig heimisch geworden wie in seiner Zunft – oder seiner Zeit.

Heinz Bienefeld war ein Mann für die Randlage

Bienefeld war kein Mann der Metropolen. Sein eigenes Haus stand in Swisttal-Ollheim, auf halben Weg zwischen Euskirchen und Bonn, seine wenigen Bauten, ausschließlich Kirchen und private Wohnhäuser, finden sich in ähnlichen Randlagen. Urbane Projekte brachten für ihn Zwangslagen mit sich, denen er sich nicht unterwerfen wollte; umgekehrt war seine Detailversessenheit wohl nur mit den Vorlieben privater und kirchlicher Bauherren vereinbar. So kam es, dass Bienefeld selbst unter Fachleuten ein Geheimtipp blieb. Seine Bedeutung wurde spät entdeckt und erst nach seinem Tod umfassend gewürdigt. Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt breitete seinen dort liegenden Nachlass in einer Ausstellung aus, die 1999 ein Kölner Gastspiel gab. Seitdem ist es wieder still um Bienefeld geworden.

Lange übersehen, gestorben, kurz gefeiert, dann wieder vergessen. Im Grunde liest sich das wie die passende Vita eines architektonischen Einzelgängers, dessen Werk, und darin liegt die leise Tragik seines Nachlebens, eine ständige Werbung für die klassischen, oft ignorierten Werte guten Bauens ist. Für viele Modernisten mag Bienefeld vor allem der Einsiedler mit dem Ziegelsteinfetisch gewesen sein. Dabei ging es ihm um grundlegende Dinge wie stimmige Größenverhältnisse, klare Gliederungen, Material- und Funktionsgerechtigkeit.

Heinz Bienefeld

Jetzt ist im Frankfurter Architekturmuseum wieder eine kleine Ausstellung zu Bienefeld zu sehen. Sie trägt den schönen Titel „Antike radikal“ und stellt die aus Plastilin oder Holz gefertigten Haus- und Landschaftsmodelle des Architekten vor. Mit ihnen erprobte Bienefeld die Wirkung seiner Gebäude auf die Umgebung – er warf nicht nur Striche aufs Papier, sondern knetete, schabte und formte planend das Material, um etwas Handfestes zu schaffen.

Auch die begleitende Publikation richtet sich mit Texten zu Bienefelds frühen Bauten und der Patina von Ziegelsteinen an ein Fachpublikum; wobei auch dieses lieber zu Prachtkatalogen wie dem zu hohen Preisen gehandelten Bienefeld-Band von 1999 greift. Immerhin erfährt man, dass Bienefeld stets in der Region gebrannte Ziegel verwendete und gerne deren raue Innenseite nach außen kehrte. Man sollte dem Haus das Altern ansehen und zugleich erkennen, dass es, auf klassischen Bauprinzipien ruhend, zeitlos ist

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Am dienlichsten ist die Broschüre als kundiger Führer zu Bienefelds Bauten, von denen gleich drei in Rodenkirchen und ein wegweisendes in Wesseling zu finden sind. Die Wohnhäuser sind freilich nur von außen und der Straßenseite her zugänglich, welche wie beim Haus Wilhelm Nagel nicht zwangsläufig die Schauseite ist. Für dieses schmucke, in den Jahren 1966 bis 1970 in einem Neubaugebiet errichtete Einfamilienhaus griff Bienefeld besonders deutlich auf antike Schönheitsideale zurück: Die Haustür wird von einer Säulenhalle gefasst, die sich in der Gartenveranda spiegelt, die Räume sind symmetrisch ausgerichtet und atmen den ins bürgerliche übersetzten Geist italienischer Villen der Renaissance.

„Gemeint war von mir die Abkehr von der Tagesmode“, wird Bienefeld im Ausstellungskatalog zitiert, „von provinzieller Anwendung der Architekturvorstellungen der 20er Jahre, die man zu Tode vervielfältigt hat, und die Hinwendung zur klassischen Architekturdisziplin.“ Das klingt strenger als es die Eleganz seiner Arbeiten vermuten lässt. Heinz Bienefeld war kein Mann für gebaute Manifeste, auch das stand seinem Nachruhm im Weg. Gerade deswegen sollte man für jede Erinnerung an diesen außergewöhnlichen Kölner Architekten dankbar sein.

„Antike radikal. Häuser und Kirchen von Heinz Bienefeld“, DAM, 74 Seiten, 15 Euro.