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Kölner Bühnen müssen sparenEklat um Kulturdezernent Stefan Charles

Lesezeit 3 Minuten
Stefan Charles steht an einem Pult. Er trägt ein graues Sakko zum dunkelblauen Hemd.

Stefan Charles, Kölner Kulturdezernent

Kulturpolitiker streiten über das gekürzte Budget der Kölner Bühnen – Am Ende der Sitzung leistet sich Stefan Charles einen Affront.

Unter den Kulturpolitikern der im Rat vertretenen Parteien herrschte am Donnerstag dicke Luft. Der Ärger fand sein Ventil in einer Sondersitzung des Betriebsausschusses Bühnen. Die war beschlossen worden, nachdem die Mitglieder des Kulturausschusses in der Woche zuvor im Rahmen der Vorstellung des Wirtschaftsplans der Bühnen von weitreichenden Einsparungen überrumpelt wurden: Die vor einem Jahr vom Rat beschlossene Etablierung einer Tanzsparte wird auf die Saison 2028/2029 verschoben – falls sich die Finanzlage der Stadt bis dahin verbessert hat. Schauspiel und das Depot 2 sollen an einen privaten Musical-Veranstalter untervermietet werden.

Patrick Wasserbauer, Geschäftsführender Direktor der Bühnen, Lena tom Diek als Projektleiterin Depot und Kulturdezernent Stefan Charles stellten die Kürzungen noch einmal in einer Präsentation vor, unter dem schicksalsergebenen Titel „Das Budget steuert die Inhalte“. Trost war da spärlich gesät: Immerhin, der beliebte Carlsgarten auf dem Depotgelände soll erhalten bleiben.

Die Dauerbaustelle auf dem Offenbachplatz ist schuld an der Finanzmisere

Letztlich, so Charles, sei die Dauerbaustelle auf dem Offenbachplatz schuld an der Misere. Schon jetzt müsse man zwölf Millionen Euro an Abschreibungen und Zinsen im Budget der Bühnen einsparen. Die finale Rechnung drohe jedoch erst, wenn die Arbeiten am Offenbachplatz abgeschlossen sind. Ein neuer Terminplan für die Sanierung soll im kommenden Frühjahr stehen.

Die Absage an eine eigene Tanzkompanie, so Charles, schmerze bei den Einsparungen am meisten. Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der CDU, formulierte es um einiges drastischer: Es handele sich um nichts weniger als ein „kulturpolitisches Desaster“, „etwas, das wir zehn Jahre lang vorbereitet haben, wird einfach weggewischt. Wir blamieren uns bis auf die Knochen.“ Mehr als 60 internationale Tanzkompanien hätten sich auf den Opern Call der Stadt hin gemeldet.

Eine neue Tanzkompanie für Köln war fast schon gefunden

Tatsächlich war der nun abrupt abgebrochene Findungsvorgang schon weit vorangeschritten. Eine Fachjury, die seit Januar 2024 tagte, hatte unter den 60 Bewerbern rund zehn ausgewählt und sich – um Kulturpolitiker und die Intendanten von Schauspiel und Oper – erweitert auf zwei Top-Teams geeinigt. Mit anderen Worten: Man stand kurz vor einer Entscheidung.

Auch Maria Helmes-Arend (SPD) verspürte ein „erhebliches Störgefühl“ angesichts „wegweisender Entscheidungen, die einfach durch die Hintertür getroffen werden“ und Hans-Georg Bögner erinnerte als beratendes Mitglied daran, dass mit dem Einsparungsplan gleich zwei Ratsbeschlüsse – die Umsetzung der Actori-Studie und den Beschluss einer Tanzkompanie – ausgehebelt werden. Man könne nicht einfach alles am Rande eines Wirtschaftsplans einreißen, was über Jahre entwickelt wurde, klagte auch Stefanie Ruffen (FDP). Die Verwaltung verhalte sich gegenüber dem Kulturausschuss ignorant.

Es blieben etliche Fragen offen. Stefan Charles beantwortete sie nicht, sondern verwies auf die Rahmenbedingungen, die die Kämmerei der Verwaltung gewähre. „Ob wir das umsetzen oder nicht, das wird der Rat entscheiden. Aber wenn wir es nicht akzeptieren, muss die Politik zeigen, wo diese zwölf Millionen herkommen sollen.“

Dann eilte der Kulturdezernent, trotz der Bitte der Vorsitzenden Elfi Scho-Antwerpes (SPD) doch noch wenige Minuten zu bleiben, zum Hauptausschuss. Die Kulturpolitiker waren parteiübergreifend brüskiert. Brigitta von Bülow (Grüne) bat das Sitzungsprotokoll um eine persönliche Erklärung zu ergänzen: Man empfinde den unvermittelten Aufbruch als Affront.