Stefan Charles verteidigt den Wirtschaftsplan der Kölner Bühnen, der die Einrichtung einer eigenen Tanzkompanie auf die lange Bank schiebt.
Kölns Kulturdezernent zur Tanzsparte„Alles hängt davon ab, wann der Offenbachplatz fertig ist“
Im vergangenen Sommer beschloss der Stadtrat, das Mülheimer Depot – nach der Rückkehr des Schauspiels an den Offenbachplatz – als Spielstätte für den Tanz zu nutzen. Eine neu eingerichtete Tanzkompanie und die freie Szene würden sich das Depot 1 teilen. Das kleinere Depot 2 sollte dem Schauspiel als rechtsrheinische Außenspielstätte dienen.
Nach Jahrzehnten hätte Köln wieder ein Dreispartenhaus. Das Vorhaben wurde franktionsübergreifend begrüßt. Jetzt ist es schon wieder hinfällig.
Am Dienstag stellte der Geschäftsführende Direktor Patrick Wasserbauer den Wirtschaftsplan der Bühnen im Kulturausschuss vor. Der Plan war überfällig. Sein Inhalt traf die Mitglieder des Ausschusses dennoch unvorbereitet: Wenn Schauspiel und Oper endlich an den Offenbachplatz zurückkehren, sollen sich Schauspiel und freie Tanzszene das Depot 1 teilen. Das kleinere Depot 2 soll an einen privaten Kulturunternehmer aus der Musical- und Entertainmentbranche untervermietet werden. Für die im Juni 2023 beschlossene Einrichtung einer eigenen Tanzsparte an den Bühnen aber fehlt Platz und Geld, sie wurde um drei Jahre auf die Spielzeit 2028/29 verschoben. Und wer weiß schon, ob es dabei bleiben wird.
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„Letztlich ist alles davon abhängig, wann das Bauprojekt am Offenbachplatz fertiggestellt ist und mit welchen Abschreibungen und Zinsen wir uns dann befassen müssen“, sagte Kölns Kulturdezernent Stefan Charles gegenüber dieser Zeitung. Die aktuellen Zahlen basierten zwangsläufig auf einer groben Rechnung, die die monatlichen Baukosten auf den Zeitraum bis Ende 2025 hochrechnet, auf dem aktuell die Fertigstellung der Sanierung terminiert ist.
Dass sich der Etat der Kölner Bühnen aus Spielbetriebs- und Baukosten zusammenrechne, so Charles, sei eine gefährliche Konstruktion, die er nicht so gestalten würde und auch nicht von anderen großen Häusern kenne. „Aber das sind die Rahmenbedingungen, mit denen wir umgehen müssen.“ Der vorgestellte Wirtschaftsplan sei zunächst nur eine Setzung, die die finanziellen Dimensionen und die vom Rat beschlossenen Entwicklungen der Bühnen abbilde, vor allem den Erhalt des Depots als Spielstätte. „Von dieser Perspektive trotz der erhöhten Baukosten abzuweichen, wäre ein Fehler“, sagte Charles. Das Depot sei ein wichtiger Ort in der Stadt geworden und ebenso wichtig sei es, auch die Freie Szene an dieser Entwicklung Teil haben zu lassen.
„Wir haben gesagt, der Tanz soll eine Heimat im Depot 1 bekommen. Mit der Freien Tanzszene setzten wir zumindest einen Teil des Versprechens um, zumal sie von uns auch mit Produktionsmitteln ausgestattet wird.“ Was die nun aufgeschobenen Einrichtung einer Tanzkompanie der Bühnen betrifft, bleibt Charles optimistisch: „Eine eigene Tanzsparte ist für die kulturelle Entwicklung Kölns wichtig, gerade für junge Menschen und für die migrantisch geprägte Gesellschaft der Stadt bietet der Tanz einen guten Einstieg ins kulturelle Leben, sei es auf der künstlerischen Seite oder als Teil des Publikums.“
Den Namen des privaten Kulturveranstalters könne er noch nicht nennen, man befinde sich aber in intensiven Besprechungen. Als Vorbild für eine Querfinanzierung städtischer Kultur durch Partner aus der Privatwirtschaft nannte der Kulturdezernent den Pariser Kulturpark La Villette, der auf dem Gelände des ehemaligen Pariser Schlachthofs entstanden ist.