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Kölner FilmhausWas die neuen Betreiber in der Maybachstraße planen

Lesezeit 3 Minuten

Die Fassade des Filmhauses in Köln wurde schon aufgefrischt, ansonsten wartet innen und außen noch viel Arbeit

  1. Seit langem ist das Filmhaus ein Sanierungsfall. Die Stadt wollte gleichzeitige Nutzung von Foyer und Kino verbieten.
  2. Das Kino will auch ungewöhnliche Filme zeigen. Viele freie Initiativen wollen sich im Filmhaus ansiedeln.

Köln – Derzeit ist das Areal rund um das Kölner Filmhaus in der Maybachstraße eine Baustelle, und auch innen sieht alles nach schwerer Arbeit aus: Bottiche, Betonmischer und andere Gerätschaften beherrschen das Bild im großen Foyer vor dem Kinoraum, das nach dem Willen der neuen Betreiber einmal ein Zentrum der hiesigen Filmszene werden soll. Mit Zustimmung des Kölner Rates soll eine gGmbH das Filmhaus übernehmen, das nach Insolvenz und Auflösung des bis dahin verantwortlichen Vereins seinen Betrieb einstellen musste. 2012 ging der Verein pleite, 2013 fiel die in Erbpacht vergebene Immobilie zurück an die Stadt.

Hinter der neuen Betreibergesellschaft stehen die beiden Programmmacher der Filmpalette, Joachim Kühn und Dirk Steinkühler, die in Köln auch den Filmverleih Realfiction verantworten. Mit an Bord ist ebenfalls Robert Groß, Geschäftsführer der Firmen act Postproduktion und Headquarter, sowie Vera Schöpfer, die mit dem Scope-Institut Aus- und Weiterbildung in Berufen der audio-visuellen Medienbranche anbietet. Diese vier Gesellschafter sind in einem inzwischen mehrjährigen Bewerbungsverfahren bis in die Endrunde gekommen; auch die Firma HMR International, die mit Martina Richter und Lutz Hachmeister für das Filmfestival Cologne verantwortlich ist, hatte sich zwischenzeitlich für das Filmhaus interessiert.

Zweigleisiger Betrieb

Der Plan der neuen Betreiber sieht vor, den Betrieb des Filmhauses zweigleisig wieder aufzunehmen: Das Kino – das im Zuge der Sanierungsarbeiten komplett ausgeräumt wurde – wird Filmreihen und Filme jenseits des Mainstream-Angebots der kommerziellen Häuser zeigen; darüber hinaus stehen Räume für Aus- und Weiterbildung zur Verfügung, für den Bereich also, für den Vera Schöpfer steht: Sie bietet schon jetzt, auch in Zusammenarbeit mit Robert Groß, Kurse etwa für Aufnahmeleiter an; außerdem ist sie beispielsweise mit „screenagers“ in der Medienbildung für Kinder und Jugendliche aktiv.

Darüber hinaus stellen sich die neuen Betreiber vor, das Filmhaus als ein Zentrum für die Kölner Filmkultur zu etablieren. Schon jetzt, so sagen Kühn, Steinkühler und Groß im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, zeigten viele Initiativen Interesse, sich räumlich in der Maybachstraße anzusiedeln. Auch die Filmschulen der Stadt, die seit einigen Jahren in der Mülheimer Schanzenstraße angesiedelte internationale filmschule (ifs) und die Kunsthochschule für Medien, dächten daran, bestimmte Lehrveranstaltungen im Filmhaus anzubieten, die in Düsseldorf ansässige Film- und Medienstiftung könnte hier zudem ein Kölner Büro eröffnen.

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Vor allem aber könnte das Filmhaus auch ein Ort fürs Festivalgeschehen der Stadt sein – gerade das weiträumige Foyer bietet sich für Veranstaltungen und Diskussionen über die reine Filmvorführung hinaus an. „Die Immobilie ist optimal für unsere Vorstellungen von Film- und Medienarbeit“, sagt Groß.

Zahlreiche Probleme haben den Findungsprozess für eine neue Betriebsform des Kölner Filmhauses erschwert. So hatte die Stadt mit der Sanierung des Gebäudes – das Ende des 19. Jahrhunderts für die Güterabfertigung des Gereon-Bahnhofs errichtet wurde – begonnen, ohne die endgültige Nutzung in Betracht zu ziehen. So sollte aus Brandschutzgründen die gleichzeitige Nutzung von Kino und Foyer untersagt werden – was jegliche Nutzung als Festivalort unmöglich gemacht hätte.

Konstruktive Lösungen

Zur Gänze sind die Probleme wohl nicht aus der Welt. Gleichwohl sind die neuen Betreiber zuversichtlich, dass sie im Zusammenwirken mit der Stadt zu konstruktiven Lösungen finden. Dass es auch anders kommen kann, hat Kühn einst als einer der Initiatoren des „luxet“-Projekts erfahren müssen. Auch „luxet“ sollte ein multifunktionales Medienhaus mit Schwerpunkt Film werden und wurde in zermürbenden Verhandlungen mit der Stadt über viele Monate hinweg zunichte gemacht.