Mit Bachs Weihnachtsgeschichte eröffneten die 60 Sängerinnen und Sänger der Kölner Kurrende mit der Neuen Hofkapelle Osnabrück die Adventszeit.
Kölner Kurrende mit Bachs „Weihnachtsoratorium“Alle Jahre wieder - und dennoch jedes Mal ein Erlebnis
Pünktlich zum ersten Advent eröffnete die Kölner Kurrende die Zeit bis zum höchsten Fest der Christenheit mit den ersten drei Kantaten von Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“. Gleich der initiale Jubelchor „Jauchzet, frohlocket“ führte mit Pauken und Trompeten festlich ins Heilsgeschehen. Die sechzig Sängerinnen und Sänger des Chors agierten mit der Neuen Hofkapelle Osnabrück klar und pointiert, mit durchweg transparentem, schlankem Klang unter der ebenso unprätentiösen wie präzisen Leitung von Michael Reif. Das Barockorchester spielte auf historischen Instrumenten und glänzte mit ausgezeichneten Soli von Flöte, Oboen, Trompete und Violine.
Bachs Weihnachtsgeschichte sorgt jedes Jahr für neue Entedckungen
Bachs Weihnachtsgeschichte von 1734 kehrt alle Jahre wieder und ist dennoch jedes Mal ein Erlebnis, weil sich stets Neues oder bereits wieder Vergessenes entdecken lässt. Großartig sind gleich in der ersten Kantate die Cantus firmus-Zeilen der Chor-Soprane „Er ist auf Erden kommen arm“ alternierend mit den Soloversen des Bassisten „Wer will die Liebe recht erhöh´n“. Den antiphonalen Wechsel verknüpfen die durchgehend figurierenden Oboen wie mit einem rankenden Rosenkranz. Inbegriff musikalischer Weihnacht sind für viele Menschen nach wie vor die berühmten Choräle „Wie soll ich dich empfangen“ oder „Wir singen Dir in Deinem Heer“. Der Schlusschoral der zweiten Kantate integriert im Orchester die anfängliche Hirtensinfonie im wiegenden Siciliano-Rhythmus und basiert auf der bekannten Melodie von „Vom Himmel hoch, da komm ich her“.
Beeindruckende Leistung der Sängerinnen und Sänger
Als Evangelist begeisterte Andreas Post mit hell strahlendem Tenor, klarer Diktion und großer Textverständlichkeit sowie perlenden Koloraturen in der von Basso continuo und Soloflöte begleiteten Arie „Frohe Hirten, eilt“. Die junge Osnabrücker Mezzosopranistin Anna Heinecke – ausgebildet in Hamburg und aktuell noch in Freiburg – spannte die langen Liegetöne des Krippenlieds „Schlafe, mein Liebster, genieße die Ruh“ wunderbar sanft, bevor auch sie in den wiegenden Duktus des Orchesters einstimmte. Sopranistin Dorothea Brandt und Bassist Benjamin Hewat-Craw glänzten im Duett „Herr, Dein Mitleid, Dein Erbarmen“ der dritten Kantate mit Klangschönheit und fein abgestimmter Artikulation.
Im fugierten Eröffnungschor der dritten Kantate wurde offensichtlich, dass die Männer des Chors gegenüber den Frauenstimmen zu schwach besetzt waren. Dafür machte der Schlusschoral „Seid froh dieweil, dass euer Heil ist hie“ durch Rückgriff auf den ersten Eingangschor „Jauchzet, flohlocket“ umso schöner deutlich, wie sehr Bach die insgesamt sechs Kantaten seines „Weihnachtsoratoriums“ durch verwandte Rhythmen und Melodien zu einem einheitlichen Gesamtwerk verklammert. In der fast ausverkauften Philharmonie spendete das Publikum verdienten großen Applaus für alle Interpretinnen und Interpreten.