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Kölner PhilharmonieMusik, die nicht weiter weiß

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Amatis Piano Trio

Amatis Piano Trio

Das Amatis Trio führte in der Kölner Philharmonie Werke von Schubert und Schostakowitsch mit besonderem Feingefühl auf.

Schuberts Es-Dur-Klaviertrio beginnt mit einem energiegeladenen, irgendwie nach Beethoven klingenden Unisono. Im Satzverlauf aber versackt die Bewegung, fährt die Energie in den Orkus, weiß die Musik nicht mehr weiter. Und es bereitet ihr größte Mühe, sich aus diesem Tal wieder herauszuarbeiten.

Hier ist kein kompositorisches Unvermögen am Werk, sondern eine spezifische Formdramaturgie des späten Schubert, die sich den Entwicklungszwängen des klassischen Sonatensatzes rigoros verweigert. Das junge Salzburger Amatis-Trio führte das jetzt im Kammermusik-Abend in der Kölner Philharmonie nachdrücklich vor – ohne den Versuch, den Bruch harmonisierend zu glätten oder mit beflissener Sorgfalt über ihn hinwegzuspielen.

Amatis Trio spielt in der Kölner Philharmonie Schubert und Schostakowitsch

Hier war ein tiefes Werkverständnis am Werk, das für die gelegentlichen falschen Töne der Geigerin Lea Hausmann weidlich entschädigte. Überhaupt lauert unter der Oberfläche dieses Werkes eine unheimliche Trostlosigkeit, die im Cello-Thema des langsamen Satzes (es wird im Finale wieder aufgegriffen) unverstellt nach oben kommt und auf das Rubato-Espressivo des Cellisten Samuel Shepherd durchaus verzichten könnte. Die unwiederholbare Aura dieses Stücks – nahezu bezwingend in den Zwischensätzen des letzten Satzes mit ihren charakteristischen Achtel-Repetitionen – brachte möglicherweise am nachdrücklichsten der Pianist Mengjie Han mit der nobel-eleganten Verhaltenheit seiner Tongebung zum Klingen. Eine Kunst des Understatements und der vielfältigen Abschattierung, wie sie dieser Musik im hohen Maße angemessen scheint.

Spannung und Lösung, Ahnung und Erinnerung, Aufbruch und Erschöpfung, diesmal eingebettet in den Wohlklang der Terzen – all das gewann auch in Schuberts einsätzigem Notturno aufs einfühlsamste Gestalt, ehe mit Schostakowitschs zweitem Klaviertrio ein Stück erklang, das es, obwohl sie dort anderer Natur ist, mit Schuberts Doppelbödigkeit aufnehmen kann. 1944 im soeben von der Wehrmacht befreiten Leningrad uraufgeführt, entbehrt es jeder Jubelgeste – der Dur-Schluss kommt leise, zaghaft, irgendwie ungläubig. Zwischen tragischem Instrumentalgesang und manischem Sich-Verbeißen transportierten die Amatis eine Aussage, die über ein gekonntes Referat der Noten weit hinausgeht, produzierten eine atmosphärische Dichte, der sich wohl kein Zuhörer entziehen konnte. Eine Zugabe war nach dieser Erschütterung unmöglich geworden.