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Kölner PhilharmonieDirigent Duncan Ward muss improvisieren

Lesezeit 2 Minuten
Duncan Ward

Duncan Ward ist Chefdirigent der Philharmonie Zuidnederland

Dirigent Duncan Ward ließ in Köln Berios „Folk Songs“ aufführen. Er musste aber auf die Sängerin Magdalena Kožená verzichten, die krankheitsbedingt ausfiel.

Luciano Berios „Folk Songs“ (1964) sind Folklore-Bearbeitungen aus dem Geiste der Neuen Musik. Berio hat nicht (wie die meisten Arrangeure vor ihm), schlichte Volksliedmelodien mit einer kunstvoll harmonisierten Klangsauce übergossen, sondern Schnittstellen zwischen der Avantgarde und plebejischen Musiziertraditionen aus Europa, Asien und den USA gesucht. In der kantigen Urfassung für Gesang und sieben Instrumente überzeugt das noch mehr als in der leicht wattiert klingenden Orchesterversion, mit der die Philharmonie Zuidnederland in Köln gastierte.

Eigentlich war der Zyklus eher aus Verlegenheit ins Programm geraten: Magdalena Kožená musste krankheitsbedingt absagen; statt ihrer kam die Kollegin Maria Riccarda Wesseling, was eine Änderung im Repertoire nötig machte. Die niederländisch-schweizerische Mezzosopranistin zeigte sich mit den spezifischen Anforderungen dieser Musik bestens vertraut. Ob amerikanischer Folksong oder schmachtende italienische Kanzone, ob kehlig-rauer sizilianischer Straßengesang oder orientalische Melismatik aus Aserbaidshan - die Sängerin trug all das mit einem wunderbar natürlichen, offenen, erfüllten Singen in den Saal und wurde dafür zurecht sehr gefeiert.

Duncan Ward dirigiert nach Besuch in Bremen in der Kölner Philharmonie

Erst vor wenigen Tagen war der Brite Duncan Ward mit der Kammerphilharmonie Bremen in Köln zu erleben gewesen; der Philharmonie Zuidnederland steht er seit Herbst 2021 als Chefdirigent vor. Das in Eindhoven und Maastricht ansässige Orchester ist ein leistungsfähiger Regional-Klangkörper, der auch in den Rahmenwerken der frühen Moderne durchweg eine gute Figur machte. Mag sein, dass Claude Debussys „Prélude à l'après-midi d'un faune“ noch ein wenig mehr sinnliches Flair und schimmernden Klangzauber hätte entfalten können; allerdings hielt der Dirigent hier die metrischen Zügel auch sehr fest in der Hand, was besser zu Debussys schärfer geschnittenem Spätwerk „Jeux“ passte.

Sehr eindrucksvoll geriet die von flutenden Orgelklängen begleitete Freiheitsvision am Ende von Leoš Janáčeks Orchesterrhapsodie „Taras Bulba“. Angesichts des insgesamt überzeugenden und runden Klangprofils (auch in der Zugabe aus Gabriel Faurés „Dolly-Suite“) musste man sich aber immer wieder über Trübungen im Detail wundern - schlierige Geigenlinien, instabile Hornsoli, ruckelige Holzbläser-Einsätze. Da hat der engagierte junge Maestro noch einiges zu feilen.