Der Violinist Pinchas Zukerman zeigte in der Kölner Philharmonie seine ganze Erfahrung und harmonierte mit der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern.
Kölner PhilharmonieKontrapunkt-Konzert mit Violinist Pinchas Zukerman
Beethovens Violinkonzert ist ein Beispiel dafür, dass große Kunst völlig unterschiedliche interpretatorische Zugänge gestattet – und aushält. Wer vor kurzem in Köln die Aufführung mit der rebellischen Geigerin Patricia Kopatchinskaja gehört hatte und jetzt, im philharmonischen Kontrapunkt-Konzert, Pinchas Zukermans Deutung vernahm, konnte tatsächlich auf die Idee kommen, jeweils ein anderes Werk zu erleben.
Die Frage nach der „Wahrheit“ geht da irgendwie ins Leere, sie, die Wahrheit, dürfte wahrscheinlich überall anzutreffen sein – nur nicht in der „Mitte“. Wo Kopatchinskaja Beethoven tendenziell zu ihrem Gegner macht, an dem sie sich abarbeitet, da zielt der israelische Altmeister, der im Juli 75 wird, auf Übereinstimmung und klassisches Ebenmaß, auf die grandseigneurale, gleichsam staatstragende Geste. Subversive Beunruhigung, gar revolutionäre Aufmüpfigkeit ist da – selbst wenn Zukermans Spiel im Einzelnen durchaus Subjektivismen zeitigt – nicht zu erwarten.
Zukerman zeigt in der Kölner Philharmonie superbe Klanggebung
Das hat man zu akzeptieren, der möglichen Kritik, dass man das Konzert so oder so ähnlich schon hundert Mal gehört hat, setzt sich der Weltgeiger so wehrlos wie selbstbewusst aus. Zukermans Klanggebung und Phrasierung sind allemal, trotz einiger falscher Töne, superb. Da leuchtet alles in satter Fülle, werden die Details bei mäßigen Tempi gestisch genau ausformuliert, schwingen die Melodien inspiriert aus. Hier gleiten die Passagen wie Öl, dort kommt um des Ausdrucks willen Druck auf die Saiten.
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Zukerman weiß den Widerstand des Materials zu schätzen – und entgeht so in jedem Augenblick der Gefahr, die Musik in einem soft-konturlosen Wohlklang ertrinken zu lassen. Die Kadenz des ersten Satzes mit ihren Themenkombinationen und Doppelgriffen – sie gelang mit imperialer Souveränität. Das mag interpretatorisches Juste-Milieu sein – aber es ist unzweifelhaft eines auf hohem Niveau.
Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern spielt Dvoráks achte Sinfonie
Die Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern unter dem Finnen Pietari Inkinen begleitete relativ fett und laut (sie ist halt ein stark besetztes Sinfonieorchester), fand aber wiederholt auch den Weg zu kammermusikalischer Abrüstung. Dann gab es, etwa in der Durchführung des ersten Satzes, eindrückliche Interaktionen zwischen den Fagotten und der Sologeige, die wiederum zeigten, dass Zukerman zuhören und sich in einen größeren Zusammenhang fügen kann.
Nach der Pause folgte eine zupackende, temperamentvolle, herzliche Wiedergabe von Dvoráks achter Sinfonie, die die Spielqualität der Gäste , ihrer sonoren Streicher genauso wie ihrer sehr präsenten und agilen Bläser, ins beste Licht rückte. Ein breit angelegtes Panorama zwischen Idylle und Fest! Zugaben gab es leider hier wie dort nicht – wahrscheinlich, weil in der Philharmonie der nächste Konzerttermin dräute.