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Polnische Kammerphilharmonie in Köln20-Jährige Violinistin spielt mit souveräner Ruhe

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Die Violinistin Anna Naomi Schultsz

Die Violinistin Anna Naomi Schultsz

Die Violinistin Anna Naomi Schultsz hatte mit der Polnischen Kammerphilharmonie einen tollen Auftritt in Köln.

Sopot steht nicht unbedingt im Ruf einer Kulturmetropole, aber mit der Polnischen Kammerphilharmonie beherbergt das Ostseebad seit 1982 ein exzellentes Kammerorchester, das auf Einladung der Kontrapunkt-Konzerte schon mehrfach in der Kölner Philharmonie gastierte. Diesmal stand - als Ersatz für den erkrankten Chefdirigenten Wojciech Rajski - sein Kollege Szymon Morus am Pult, der sich vor allem im Bereich der Neuen Musik Meriten erworben hat.

Aber auch für Franz Schuberts Sinfonien hat er offenbar eine gute Hand: Die „Fünfte“ war in ihrer sonnigen Mozart-Nähe bestens erfasst und auch spieltechnisch ohne Makel. Der heikle Beginn mit den zarten Bläserakkorden und dem filigranen Staccato-Abstieg der Geigen war blitzsauber gesetzt, die Fortspinnung des anmutigen Hauptthemas zeigte feine dynamische Schattierungen.

Violinistin Anna Naomi Schultsz mit souveränem Auftritt in Köln

Entspannte Gesanglichkeit prägte den langsamen Satz: Der Maestro gab innerhalb der Melodielinie auch den kleinsten Notenwerten Raum und Gewicht, trennte die Phrasen durch minimale Atemzäsuren. Die vorbildliche Klarheit seiner Gestik machte es den Orchestermitgliedern leicht, in ein gelöstes, druckfreies Musizieren zu kommen. Parteigängern der historischen Aufführungspraxis mochte es vielleicht an klangrednerischer Zuspitzung fehlen; die gab es aber deutlich mehr in Schuberts „Dritter“, die das Programm beendete. Das Orchester ließ hier im Ansturm von Bläsern und Pauke immer wieder den Einfluss Beethovens hören, dem auch die Zugabe galt (Scherzo aus der ersten Sinfonie).

Zwischengeschaltet war Mozarts Violinkonzert D-Dur KV 218, mit dem sich die erst 20-jährige Geigerin Anna Naomi Schultsz sehr gewinnend präsentierte. Bescheiden im Auftritt und zurückhaltend in der solistischen Attitüde erfreute sie vor allem in den Rahmensätzen durch schönen Silberton und glasklares Figurenspiel; die Zugabe, Bachs Sarabande aus der d-Moll-Partita, war mit souveräner Ruhe geformt.