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Pianisten-Paar in der Kölner PhilharmonieDiese vier Hände bringen ein Klavier zum Singen

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Gülrü Ensari und Herbert Schuch

Gülrü Ensari und Herbert Schuch

Das Pianisten-Ehepaar Gülru Ensari und Herbert Schuch spielte in der Kölner Philharmonie. Dietmar Wunder trug einen Text von Rilke gleich zweimal vor.

Wenn zwei Pianisten zusammen spielen, können sie das entweder an einem Klavier tun oder an zweien. Für die Musik unter ihren Händen hat das gravierende Konsequenzen: Werke für zwei Klaviere sind auf Dialog, Austausch, zuweilen auch Konfrontation angelegt. Beim vierhändigen Spiel auf einem Klavier dagegen wachsen die beiden Pianisten im Idealfall zu einem einzigen Interpreten mit zwanzig Fingern zusammen.

Pianisten-Ehepaar in der Kölner Philharmonie

Diese Unterschiede und ihre Auswirkungen auf die musikalische Kommunikation machte das Kölner Pianisten-Ehepaar Gülru Ensari und Herbert Schuch in der Philharmonie deutlich. An zwei Klavieren spielten die beiden drei Sätze aus Olivier Messiaens „Visions de l’Amen“, deren Klang gewordene Glaubens-Inbrunst mit flammendem Einsatz vermittelt wurde. Am stärksten wirkte das eröffnende „Amen de la Création“: Schuch trieb hier eine archaisch reine Folge von Dur- und Mollklängen in den Raum, die Ensari mit einem Strahlenkranz aus grellen, scharf dissonierenden Akkorden überbaute - ein ekstatischer Drang zum Licht, der geradezu körperlich fühlbar war.

Dieser ausgreifenden Klangbeschwörung unter dem Sternenzelt stand mit Schuberts später f-Moll-Fantasie ein Werk der radikalen Verinnerlichung entgegen. Hier saßen die beiden nebeneinander auf der Klavierbank und gestalteten ein fein abgestimmtes Spiel der an- und abschwellenden Phrasen, des Stauens und Lösens, behutsam ausgesungen bis in die kleinste melodische Verästelung hinein.

Klavierabend unter dem Motto „Eternity“

Ein sinniger Klangaufbau prägte Johannes Brahms’ Schumann-Variationen, die sich über einer schattenhaft grundierenden Basslinie ausgesprochen strukturklar entfalteten. Am Schluss des offiziellen Programms stand Beethovens „Große Fuge“, die all ihrer bizarren Sprödigkeit zum Trotz mit gesunder Verve musiziert wurde - und das galt noch mehr für die Zugabe, den ersten Ungarischen Tanz von Brahms.

Das Duo hatte seinen Abend unter das nicht sehr zwingende Motto „Eternity“ gestellt. Zur Beglaubigung las der Schauspieler und Synchronsprecher Dietmar Wunder gleich zweimal mit eher glatter Bravour Rilkes neunte Duineser Elegie, die in kühnen Gedankensprüngen und eruptiver Sprache um die Frage von Zeitlichkeit und Ewigkeit ringt. Die doppelte Lesung machte den schwierigen Text kaum zugänglicher, wirkte aber auf unangenehme Weise didaktisch und gängelte das Publikum in eine bestimmte Rezeptionshaltung hinein. Die Aussage der Musik wurde dadurch eher geschwächt als gestärkt.