Sabine Vinke und Stefan Vinke sangen in der Kölner Philharmonie mit dem DEUTZ-Chor Wagners „Lohengrin“ und „Tannhäuser“.
Wagner-Gala in der Kölner PhilharmonieWie man zwei Opern in unter zwei Stunden aufführt
Zwei Wagner-Opern in nur zwei Stunden? Wie geht das? Das Kunststück einer solchen Komprimierung gelang dem DEUTZ-CHOR Köln und seinem künstlerischen Leiter Heinz Walter Florin am Wochenende in der Kölner Philharmonie. Der 1946 gegründete Männerchor der DEUTZ AG erhielt dabei Unterstützung vom Collegium Cantandi Bonn und Frauenchor Belcanta Bonn. Zur Seite stand den rund neunzig Sängerinnen und Sängern das in Herford ansässige NRW-Landesorchester der Nordwestdeutschen Philharmonie. Die Gesamtleitung hatte der Dirigent, Arrangeur und Komponist Florin, der den DEUTZ-CHOR seit 2000 leitet.
Gleich zu Anfang zauberten die Violinen in zartestem Pianissimo und lichtesten Höhen den sphärischen Beginn von Wagners „Lohengrin“. Doch mitten in das Vorspiel platzte die markige Stimme von Bariton Achim Hoffmann. Als Erzähler fasste er kurz zusammen, was geschah, bevor der Schwanenritter für die angeklagte Elsa von Brabant in den Kampf mit dem Verschwörer Telramund ziehen konnte. Die himmlischen Gralsklänge setzten sich dann wenig später in Elsas Arie „In lichter Waffen Scheine“ fort. Im weiteren Verlauf wurden die Geschehnisse auf ähnliche Weise pointiert zusammengefasst, so dass die Musik zwischen bekannten Chören und Arien springen konnte.
Wagner-Opern mit Vinke-Paar in der Kölner Philharmonie
Schön gelangen dem Männer- und Frauenchor die Wechsel und gemeinsamen Passagen im Bittchoral zum Gottesgericht „Weil unsre Weisheit Einfalt ist“. Kraftvoll stahlt auch der Preischor am Ende des ersten Akts „Heil dir“ für Lohengrins siegreichen Kampf. Mit Vorspiel und Hochzeitsmarsch zum dritten Akt glänzt das Orchester. Nahtlos folgt der sanft intonierte Brautchor „Treulich geführt“ und die Szene im Brautgemach. Lohengrin und Elsa sind nun zum ersten Mal allein, gesungen von Sabine Vinke und Stefan Vinke, die auch im Privatleben ein Paar sind. Beide gastieren auf verschiedenen Opernbühnen und veranstalten seit dem Ausfall der Bayreuther Festspiele im Corona-Sommer 2020 bei sich zu Hause in Hargesheim bei Bad-Kreuznach im „Vinke-Garten“ eigene „Richard-Wagner-Festspiele“.
Bei der Kurzfassung von Wagners „Tannhäuser“ schlüpfte Hoffmann als Ich-Erzähler in die Rolle des Wolfram von Eschenbach. Der Dichter des Versepos „Parsifal“ erklärte zunächst ironisch-zeitgemäß den Begriff „Minnesang“ als eine Art „Poetry Slam“. Heute wäre der Sängerwettstreit auf der Wartburg wohl ein Rap-Battle. Stefan Vinke übernahm – wie zuvor mit Lohengrins „Gralserzählung“ – nun als Tannhäuser die dramatische „Romerzählung“. Wie er sang auch Sabine Vinke mit zu viel unkontrolliertem Vibrato. Und Hoffmanns Wiedergabe von Wolframs Arie „O du mein holder Abendstern“ blieb farblos und schütter. Das Kollektiv aber glänzte mit Pilger- und Schlusschor. Das Publikum dankt mit stehenden Ovationen.