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KolonialismusMuseumsdirektorin will Kölner RJM mit „Resist“ ehrlicher machen

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You Have No Idea, Performance, 2016, Künstlerin des „It’s Yours!“- Raumes von Timea Junghaus 

Köln – Wie glaubhaft und ehrlich kann ein ethnographisches Museum, geführt von einer weißen Direktorin und weißen Kuratoren, über 500 Jahre Widerstand gegen weißen Kolonialismus erzählen? – Die Frage stellt Nanette Snoep, seit zwei Jahren Direktorin des Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) und ihre Antwort ist die Ausstellung „Resist!“. Die bringt den Besucher erst einmal auf Distanz zum Museum und zum Musealen. Die Botschaft: Misstraut der eigenen Perspektive.

Angetreten ist die Anthropologin mit der Mission, das eigene Museum ehrlich zu machen und es neu zu denken. Und da auch das RJM als ehemaliges Völkerkundemuseen ein Erbe des Kolonialismus ist, lädt „Resist!“ ein, das eigene koloniale Denken, die eigene Haltung zu entdecken, provoziert von Externen: über 40 zeitgenössische Künstler aus dem globalen Süden und der Diaspora. „Nicht über euch“ ausstellen und reden, heißt Snoeps Konzept, „mit euch!“

Erste Eindrücke bei der digitalen Eröffnung

Junge Streetdancer tanzen zwischen Vorhängen und Vitrinen wie durch Straßenschluchten in Suburbs mit Wänden voller Graffiti. Darauf Fragen wie: Welche Haltung nehme ich ein? – So beginnt das Video zur digitalen Ausstellungseröffnung, mit dem das RJM die Besucher auf seine Internetseite lockt. „Wir eröffnen digital“, erklärt Snoep, „für uns ein völlig neues Terrain“. Bis zur realen Eröffnung will das RJM die Zeit des Wartens mit Stories, Kommentaren und Diskussionen überbrücken.

Das Video vermittelt erste Eindrücke aus der Ausstellung, stellt in Interviews und Filmausschnitten Künstler und Aktivisten vor, die in Köln eine Plattform erhalten und mit den Kölnern über 500 Jahre antikolonialen Widerstand ins Gespräch kommen wollen.

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Zu ihnen gehört die nigerianische Künstlerin Peju Layiwola. In ihrem „It’s Yours“-Raum wird sie über geraubte Kulturgüter und ihre Restitution sprechen. Ohne die Bestrebung, andere Menschen und Länder zu unterwerfen, würde es ein Museum wie das RJM heute nicht geben. So besitzt auch das RJM 95 Benin-Bronzen, vom Sammler Rautenstrauch in London erworben, wenige Jahre nachdem die Briten 1897 einen antikolonialen Aufstand blutig niedergeschlagen hatten und die Bronzen als Trophäen mitgenommen hatten. Rautenstrauch erwarb also Kriegsbeute.

„Resist“ lädt zur Begegnung mit vier Kolonialräumen: Afrika, Asien, der pazifische und der amerikanische Raum. Die Gäste werden über bewaffneten und subversiven Widerstand gegen die Kolonisatoren damals wie heute sprechen, über Traumatisierungen und darüber, die eigene Geschichte selbst zu schreiben.

Die namibischen Aktivistinnen Esther Utjiua Muinjangue und Ida Hoffmann erzählen vom Genozid an den Herero und Nama in Namibia. Deutsche Truppen töteten zwischen 1904 und 1908 mehr als 100 000 Menschen. „Wir fühlen also immer noch die Schmerzen des Genozids“, erzählt Muinjangue. „Wir leben in Armut, weil uns das Land genommen wurde. Wir sind eine Minorität, weil unser Volk vernichtet wurde.“

Wann kippt Widerstand?

Es geht um die Kontinuität kolonialen Denkens bis in die deutsche Gegenwart. Davon erzählen auch Mitglieder des Migrationshauses in Kalk – aus der Perspektive des Geflüchteten und Migranten über rassistische und nationalistische Vorurteile, Benachteiligungen und Angriffe, auch in Köln. Ihre Fragen: Was muss passieren, damit Menschen nicht mitmachen? Wann kippt Widerstand? Die ungarische Kuratorin Tímea Junghaus lädt Sinti- und Roma-Künstler ein, über ihren Kampf um Selbstbestimmung zu sprechen.

In dem Video treten das Museum und seine Artefakte fast vollständig in den Hintergrund. Es geht um die Ausstellung als Bühne für Performances, Tanz und Musik, es geht um Schreibwerkstätten, Erzählcafés, um eine „Library of Resistance“, um ein Sound- und Stimmenarchiv des Widerstands – um die Ausstellung als „transversale Erzählung“. Reale Eröffnung? Hoffentlich im Februar.rjm-resist.de