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Kommentar zur deutschen FilmförderungEine Branche, die uns nur auf der Tasche liegt

Lesezeit 2 Minuten
Wolfgang Berns (Max Riemelt, r) droht Alois Brunner (Andre Eisermann) ihn zu erschießen in Folge sechs der ARD-Mini-Historienserie «Bonn · Alte Freunde, neue Feinde»

Die ARD-Miniserie „Bonn - Alte Freunde, neue Feinde“ wurde unter anderem durch die Filmstiftung NRW gefördert

Ohne Geld vom Staat geht wenig im deutschen Kino. Vielleicht ist es deswegen so schlecht. Ein Kommentar zum jüngsten Versuch, die deutsche Filmförderung zu reformieren.

Für einen Neuanfang im deutschen Film, für nicht weniger engagiert sich die 2020 gegründete „Initiative Zukunft Kino und Film“, in der aktuell neun Arbeitsgemeinschaften sowie diverse Berufs- und Interessenverbände über eine Entwicklung zum Besseren hin nachdachten. Nun wurde ein Papier vorgelegt, in dem angesichts der „offenkundigen ökonomischen und künstlerischen Existenzkrise“ ein grundsätzlich verändertes deutsches Filmfördersystem eingefordert wird. Dagegen ist erst einmal wenig einzuwenden.

Von wirtschaftlichen Risiken ist keine Rede

Im Konzept der deutschen Filmförderung mit bundesweiten und regional ausgerichteten Vergabestätten für Geldmittel zu unterschiedlichsten Zwecken hat sich ein Interessengemenge etabliert, das eine ganze Branche nährt. Das Problem ist nur, dass um das meiste, was so auf Förderbasis entsteht, nach Kassenzahlen kaum jemand gebeten hat.

61 Jahre nach dem Oberhausener Manifest, das Papas Kino für tot erklärte und auf Grundlage des daraus entstehenden Neuen Deutschen Films dem heutigen Fördersystem den Weg ebnete, soll das Geld jetzt nur mehr nach künstlerischen und wirtschaftlichen Erwägungen ausgezahlt werden. Die Unvereinbarkeit von Kunst und Kommerz wird als Grundmaxime also nicht infrage gestellt.

Es soll mehr Geld geben für Kurz- und mittellange und Animationsfilme, aber auch für Langfilme, deren Ziel nicht die Kinoauswertung, sondern die Präsentation auf Festivals ist. Über die Geldvergaben befinden Jurys mit regelmäßig wechselndem Personal, um Struktur- und Denkverkrustungen zu vermeiden. Dann wäre ja nur noch zu klären, wo das Geld dafür herkommt.

Wenn der Staat und damit also die Bürgerschaft bezahlt, dann sollte sie aber auch mitreden dürfen über den Produktkatalog einer Branche, deren Selbstverständnis es geworden scheint, die eigene Existenz zu sichern, indem sie anderen auf der Tasche liegt. Im Oberhausener Manifest stand noch: Wir sind gemeinsam bereit, wirtschaftliche Risiken zu tragen. 2023 ist davon keine Rede. Ein Schelm, wer da an Subventionsabräumerei denkt. (Uwe Mies)