In der „Alten Feuerwache“ präsentierte die sechste Ausgabe der Konzertreihe „Stationen“ Neue Musik für ein Blech-Ensemble.
Konzert in der Alten FeuerwacheWie ein Action Painting, mit grobem Pinsel an die Wand geklatscht
„Vernetzung“ ist schnell gesagt, in Wirklichkeit aber ein aufwändiger Prozess. Auf Initiative des Generalsekretärs des Landesmusikrats NRW, Robert von Zahn, bildeten 2008 Vertreterinnen und Vertreter der neun Gesellschaften für Neue Musik in diesem Bundesland einen Arbeitskreis. Man wollte sich kennenlernen, Informationen austauschen, mögliche Kooperationen entwickeln und gegebenenfalls Gastspiele organisieren. 2012 veranstaltete man erstmals gemeinsam „Stationen“-Konzerte. Sechs Komponierende aus sechs Gesellschaften für Neue Musik wurden mit neuen Werken für das Münsteraner „ensemble:hörsinn“ beauftragt, das die Stücke in Dortmund uraufführte und anschließend in fünf weiteren Städten spielte. Seitdem ziehen die „Stationen“ alle zwei Jahre mit neuem Konzertprogramm durch NRW.
„Stationen“ in ganz NRW
An der sechsten Ausgabe beteiligten sich fünf lokale Gesellschaften für Neue Musik sowie die Kölner „GEDOK“-Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfördernden. Konzerte gab es in Münster, Aachen, Bielefeld, Essen und in der Alten Feuerwache Köln. Nicht dabei waren diesmal Detmold, Dortmund und Wuppertal. Die Auswahl des Programms und der Mitwirkenden traf der Komponist und Oboist Tamon Yashima vom Essener Ensemble S201. Die Gesamtkoordination aller fünf Termine, fünf Spielstätten, fünf Kulturämter und fünf Schulen mit begleitenden Vermittlungsprojekten oblag einmal mehr dem Kölner Komponisten und Gitarristen Albrecht Zummach. Gefördert wurde die Tournee durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW.
Über die Kraft von Smalltalk
Unter dem Motto „Was für ein Blech“ spielten aus den beteiligten Städten fünf Blechbläser und eine Trompeterin sechs Stücke für drei bis sechs Blechblasinstrumente. Angefangen mit zwei Uraufführungen führte das Programm zurück in die 1980er Jahre. Für „Das Wetter ist der Schlüssel“ der 1992 in Südkorea geborenen Sowon Yun betraten Tuba, Euphonium, Posaune, Horn, Trompete und Piccolo-Trompete nacheinander die Bühne, begrüßen sich kurz und klapperten nach genau festgelegten Rhythmen und Grifffolgen mit den Ventilen. Erst der zuletzt erscheinende Posaunist ging dann zu tonlosem Blasen und stotternden Repetitionen über. Indem sich schließlich alle auf weich schwebende Akkorde einigten, veranschaulichten sie gemäß der Programmatik des Stücks die gemeinschaftsbildende Kraft von Smalltalk.
Musik, die ganz auf Klang und Farbe setzte
In „Stationen – Positionen“ des 1975 in Bielefeld geborenen Vivan Bhatti fand die Triobesetzung ebenfalls erst ähnlich zu Stilanleihen bei Free Jazz, Ragtime und Balkan Banda zusammen. In Milica Djordjevićs „Phosphorescence“ wurden die Blasinstrumente durch Dämpfer, Flatterzungenspiel und schnelle Repetitionen abgewandelt und zu einem pulsierenden Gesamtklang überlagert. Ganz auf Klang und Farbe setzte auch Wolfang Rihms schroffes „Sine nomine“. Wie beim Action Painting mit grobem Pinsel auf die Leinwand geklatscht, zählten hier nur Gestik, Kraft, Energie, Intensität. Luciano Berios „Call“ wirkte dagegen filigran mit polyphon springenden Signalen und volkstümlich-ironischem Humpta-humpta-Schluss. Als virtuoser Rausschmeißer folgte Witold Lutosławskis „Mini Overture“.