Marius Lauber alias Roosevelt kehrt auf seiner Welttournee in seine alte Wahlheimat Köln zurück. Unsere Kritik.
Konzert in der Live Music HallWarum Roosevelt Kölns weltweit erfolgreichster Musiker ist
Ein schaffelnder Beat, ein kernig-eingängiger Basslauf und darüber der extrem verhalte Traumgesang: „Pull me apart to discover the sea/So go far for the lover in me“, wiederholt Marius Lauber als Mantra, das auf dem Papier wenig Sinn macht, im Kontext des Tracks aber sofort einleuchtet. Mit „Sea“ habe alles angefangen, erzählt Lauber in der ausverkauften Live Music Hall: „Das habe ich ungefähr 200 Meter Luftlinie von hier eingespielt.“
Es sei nun schon zehn Jahre her, wundert sich der Musiker, dass er den ersten Song als Roosevelt veröffentlicht hat. Zehn Jahre, in denen der einstige Indie-Rock-Schlagzeuger mit seiner Weiterführung der poppigsten Tendenzen des hiesigen Kompakt-Labels von Köln aus die Welt erobert hat. Dem Ehrenfelder Konzert sind mehr als 30 Auftritte in Nordamerika vorausgegangen, in den USA füllt Roosevelt mit seinem tanzbaren Sehnsuchts-Pop größere Hallen als in Deutschland, er ist der derzeit erfolgreichste Repräsentant des Sound of Cologne.
Zuletzt konnte er sogar eine Single mit seinem Idol Nile Rodgers veröffentlichen. Kurioserweise fehlt die auf der Setlist, vielleicht hat er sie noch nicht für die Triobesetzung umarrangiert, in der er tourt. Der Mann hat nämlich Ansprüche: Hier sitzt jeder Hi-Hat-Schlag und jeder Basslauf ist ein Tanzbefehl. Die Bühne pulst im rot-gelb-orangen Dauerlutscherlicht und ebenso süß und unwiderstehlich hüllt einen diese Musik ein, deren DNA schon in „Sea“ angelegt war, die Lauber aber seitdem immer weiter gestrafft und perfektioniert hat: Der Kopf wirr von Verlangen, der Körper vibrierend im Hier und Jetzt: „Forevermore“, singt er in einem neuen Stück zur Zugabe.
Weil man nicht ewig in Schönheit verweilen kann, greift Lauber immer mal wieder kurz selbst zu den Schlagstöcken, hängt an den Dauerbrenner „Colours“ gleich noch dessen Remix dran — wenn es an diesen bündigen Abend etwas auszusetzen gibt, dann höchstens, dass man sich etwas mehr Exzess und dafür weniger Perfektion gewünscht hätte.